Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
Helikopter verfrachteten. Offensichtlich brauchten sie die Möglichkeit nicht zu fürchten, daß die überlebenden Verteidiger ihnen damit Schaden zufügten.
Nun waren auch hier die Straßen so still wie in den anderen Ortschaften. Die Verteidiger mußten hier irgendwo stecken und sich in einem Versteck die Wunden lecken.
Jules und sein Team hätten nun tagelang nach ihnen suchen können, doch war die Zeit knapp. Die Hände trichterförmig vor den Mund haltend, rief Jules mit größter Lautstärke: »Hallo, wo steckt ihr? Wir sind Freunde und möchten mit euch sprechen!«
Als darauf keine Reaktion erfolgte, setzte sich das Team in Bewegung und lief rufend die Straße entlang. Die Verteidiger mußten irgendwo stecken. Nach zwanzig Minuten, als sie schon heiser waren, hatten sie schließlich Erfolg. Ein Strahl traf zischend den Boden knapp vor ihnen. Er war aus einem Fenster im zweiten Stock des Hauses auf der rechten Seite abgeschossen worden.
»He, nicht schießen, wir sind Freunde!« rief Jules zu dem unsichtbaren Schützen hinauf.
»Beweist es«, rief eine Stimme zurück.
»Sehen wir denn aus wie die Fremden?« fragte Fortier zurück.
»Nein«, mußte die Stimme zugeben. »Aber vielleicht habt ihr euch zur Mitarbeit mit denen entschlossen.«
»Eine von uns hat den Turm außer Gerecht gesetzt und wurde daraufhin gefangengenommen«, rief Lady A gebieterisch. »Hört sich das an, als hätten wir uns verkauft?«
»Ach, die gehört zu euch?« Nun schwang Hochachtung mit im Ton. Yvettes Kunststück hatte Eindruck gemacht. Nach einem Augenblick des Schweigens öffnete sich die Tür des Hauses, aus dem der Strahl hervorgeschossen war. »Kommt rein. Wer so kämpfen kann, ist uns willkommen.«
Das Team folgte der Einladung und trat ein. Im Inneren sah alles geradezu aufdringlich normal aus angesichts der Tatsache, daß der Planet auf brutalste Weise besetzt und erobert worden war. Moderne Möbel waren sparsam in dem Raum verteilt, auf dessen Holzboden in der Mitte ein dicker, hochfloriger Teppich lag. Das einzige störende Element bildete ein Waffenständer voller Strahler in einer Ecke.
Als das Team eintrat, befanden sich zehn Personen im Raum, wenig später hatten sich noch weitere aus anderen Teilen des Hauses eingefunden. Die meisten trugen Strahlerwaffen im Gürtel. Es waren Männer und Frauen von Anfang Zwanzig an aufwärts. Kinder waren keine da, aber das hatte Jules auch nicht erwartet. Sicher hatte man sie aufs Land geschafft, wo sie den Kämpfen nicht unmittelbar ausgesetzt waren.
Die Anspannung der vergangenen Woche drückte sich in den Zügen der Verteidiger aus. Mochte Omikron auch vom Zentrum der galaktischen Zivilisation weit entfernt sein, so war es doch keineswegs eine primitive Pionierwelt. Bis zu der plötzlich hereinbrechenden Invasion war das Leben hier recht angenehm verlaufen. Ohne Vorwarnung waren nun diese Menschen, deren Lebenskampf bis jetzt darin bestanden hatte, ihrer täglichen Arbeit nachzugehen und sich zu entscheiden, was sie zum Dinner essen sollten, in einen verzweifelten Kampf ums Überleben verstrickt worden. Trotz ihrer Konfrontation mit einem erbarmungslosen Gegner und dessen Überlegenheit, trotz ihrer Desorganisation und ihres Mangels an Disziplin, trotz ihrer Unkenntnis der Kampf- und Militärtechniken hatten diese Menschen sich zusammengeschlossen und einen heroischen Kampf aufgenommen. Von denen verdient jeder einzelne eine Medaille, dachte Jules, als er in die Runde blickte. Erstaunlich, wieviel Heldentum ›gewöhnliche‹ Leute aufbringen konnten, wenn es sein mußte.
Eine grobknochige Mittvierzigerin mit graublondem Haar fungierte als Befehlshaberin dieser zusammengewürfelten Armee. Auf ihrer abgetragenen Marineuniform prangte allerdings nur das Rangabzeichen eines Sergeanten. »Willkommen bei der Barswell City Division der Befreiungsarmee von Omikron, so wie Sie diese vor sich sehen«, sagte sie mit matter Ironie. »Ich bin Meg Maguire. Tut mir leid, daß wir auf Sie geschossen haben, aber mit unseren Nerven steht es nicht zum Besten. Vorsicht ist besser als Nachsicht.«
»Kann ich verstehen«, sagte Jules. »Ein wahres Wunder, daß Sie noch am Leben sind und gegen den Feind kämpfen.« Er zögerte kurz, ehe er sich vorstellte, weil er vor Lady A nicht seinen richtigen Namen nennen wollte. Schließlich entschied er sich für einen seiner früheren Decknamen, den sie ohnehin schon gehört hatte. »Ich bin Ernst Brecht, und das hier sind meine Freunde - Paul,
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