Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
menschliche Körper willkürlich auf dem Schutt verstreut lagen. Aus dieser Entfernung ließ sich unmöglich feststellen, ob es Tote oder Bewußtlose waren.
Jules sprang auf und wollte zu seiner Schwester. Lady A packte ihn an den Schultern und hielt ihn fest. Er wollte sich losmachen, worauf sie bloß zum Himmel deutete, in die Richtung, aus der der Angreifer gekommen war.
Ein größeres, aber langsameres Raumschiff ging neben den Körpern nieder. Trotz des fremdartigen Aussehens erinnerte es stark an einen Transport-Kopter. Seitlich ging eine Tür auf, und eine Gruppe der fremden Wesen stieg aus. Sie steckten zum Schutz gegen das gelbe Gas in unförmigen Anzügen, so daß man nur erkennen konnte, daß sie zwei Arme und einen Kopf besaßen und auf zwei Beinen aufrecht gingen. Sie waren etwas kleiner als der durchschnittliche Desplainianer, wirkten aber viel zierlicher.
Mit raschen Bewegungen sammelten die in Raumanzügen steckenden Gestalten die Körper ein und schleppten sie zum wartenden Kopter. Zwei hoben Yvette auf und trugen sie wie die anderen dorthin.
»Wir müssen sie retten!« rief Jules aus.
»Wie denn?« Lady Ablieb gelassen. »Ein Angriff auf das Schiff wäre Selbstmord. Das lasse ich nicht zu.«
Jules mußte zugeben, daß sie von ihrem logischen Standpunkt aus recht hatte. Um zum Kopter zu gelangen, mußte man fünfzig Meter freies Gelände überwinden. Man würde ihn sehen und töten, ehe er den Kopter erreichte. Er konnte natürlich den Außenrand des Parks entlangschleichen und sich das Geröll und die alten Häuser als Deckung zunutze machen - doch bei ihrem Arbeitstempo würden die fremden Wesen alle Körper längst verladen haben, bis er hinkäme.
»Wir müssen etwas unternehmen«, stieß er hervor. »Wir müßten sie irgendwie ablenken.« Sein Verstand setzte sich auch sofort in Bewegung. Er dachte daran, einige der Gruppe nach einer Seite ausschwärmen zu lassen, damit sie dort für Unruhe sorgten, während der Rest sich auf die Rettung Yvettes konzentrieren würde. Aber dafür fehlte es an Menschen, an Ausrüstung und an Zeit, und Jules wußte das.
»Ich wollte ja nicht, daß sie sich auf dieses gefährliche Abenteuer einläßt«,, erklärte Lady A selbstzufrieden. »Wir dürfen ihretwegen nicht unsere Leute gefährden.«
In hilfloser Wut ballte Jules die Fäuste, als er mitansehen mußte, wie die Invasoren ihre Aufgabe beendeten. Der letzte sprang an Bord, und der Kopter erhob sich in den Nachmittagshimmel - mit Yvette.
7.
Die Befreiungsarmee von Omikron
»Wenigstens wissen wir jetzt, daß das Gas sie nicht getötet hat«, bemerkte Lady A, als der feindliche Kopter verschwunden war.
»Woher wollen wir das wissen?« fragte Tatiana.
Jules antwortete ihr finster: »Die Invasoren würden sich kaum der Mühe unterziehen, Tote mitzunehmen - schon gar nicht, weil sie nach dem Angriff hier ja so viele liegengelassen haben.«
»Und was haben sie mit ihnen vor?« fragte Iwanow.
»Verhör, Lösegeld, Sklaverei, Opfer, Nahrung oder Versuche«, antwortete Lady A ungerührt. »Das sind während der gesamten menschlichen Geschichte die traditionellen Gründe für eine Gefangennahme. Falls es sich wirklich um nichtmenschliche Wesen handelt, gibt es bei ihnen vielleicht noch andere Gründe.«
Jules warf ihr einen wütenden Blick zu. »Das nenne ich einen Trost.«
Die Frau reagierte mit einem Hochziehen der Schultern. »Ich scheue mich nicht, unangenehme Wahrheiten auszusprechen. Sie wußten das alles ebensogut wie ich.«
»Ich glaube, wir sollten uns nach den Verteidigern umsehen, die entkommen konnten«, sagte nun Fortier, um die heikle Situation zu entschärfen. »Sie haben die ganze letzte Woche den Feind bekämpft und müßten uns mit ein paar Beobachtungen weiterhelfen können.«
Jules nickte bedächtig. Im Moment brauchte er dringend etwas, das ihn von Yvettes verzweifelter Lage ablenkte. »Gute Idee«, meinte er. »Vielleicht wissen die sogar, wo die Basis des Gegners liegt oder wohin sie ihre Gefangenen schaffen.«
Noch immer stand der scheibenförmige obere Teil des wandelnden Turmes in Flammen. Das Team umging das Feuer vorsichtig auf dem Weg zu der Stelle, wo die Verteidiger gegen die angsteinflößende Kriegsmaschine Stellung bezogen hatten. Inzwischen hatte sich der gelbe Qualm verzogen, so daß die fünf Teammitglieder seine Wirkung nicht mehr zu spüren bekamen. Sie sahen jetzt, daß die Feinde ihre Waffen vergessen hatten, während sie die leblosen Körper in ihren
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