Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
den Standort des Hauptquartiers und vor allem über sein Aussehen.
Die Invasoren gehörten nicht der menschlichen Rasse an, soviel konnte die Maguire mit Sicherheit aussagen. Ein paar ihrer Leute waren vom flachen Land und aus anderen Städten nach Barswell City gekommen. Sie hatten diese Wesen aus ihren Schiffen hervorkommen gesehen. Die Berichte stimmten ziemlich genau mit dem überein, was Lady A gehört hatte: Die fremden Wesen waren dem Äußeren nach humanoid, aber kleiner, höchstens eins fünfzig groß. Ihre Haut war gelbgrün, die Schädel birnenförmig, die Augen hervorquellend. Ihre Körper waren glatt, ohne Körperbehaarung - zumindest hatte man keine gesehen. Sie trugen stets dicke Kleidung, die bis auf die Gesichter alles bedeckte. Daraus schlössen einige Beobachter, die Invasoren müßten aus einem wärmeren Klima stammen und frören sogar in den gemäßigten Regionen Omikrons.
Technisch schienen sie mit der menschlichen Rasse mithalten zu können. Sie verwendeten Energiewaffen, die den Strahlern ähnelten, und stützten sich auf die gleichen wissenschaftlichen Prinzipien, auch wenn die Luft- und Bodenfahrzeuge ganz anders aussahen. Sie benutzten den gelben Rauch, der ähnlich wie Tirascalin als Betäubungsmittel wirkte, und sie mußten über ein Mittel verfügen, mit dem sich das subätherische Kommunikationssystem des gesamten Planeten blockieren ließ, weil seit Beginn der Invasion keine Nachrichten von Omikron hinausgelangt und auch keine empfangen worden waren. Die gefährlichste Errungenschaft allerdings war ein Strahl, der den menschlichen Willen aufzusaugen schien und jeglichen Widerstand brach. »Damit halten sie Ruhe und Ordnung in den Sklavenlagern aufrecht«, sagte die Meguire.
»Sie haben schon vorhin die Sklavenlager erwähnt«, sagte Jules. »Wie sehen die aus? Wo liegen sie, und wie funktionieren sie?«
»Tja, darüber wissen wir nur sehr wenig«, erklärte Meg Maguire, »weil noch niemandem die Flucht geglückt ist. Als einziger von uns hat Rajowiscz so ein Lager gesehen. Auf dem Weg von Falistown hierher kam er an einem vorbei.«
»Können wir mit ihm sprechen?« fragte Fortier.
»Leider nein. Er war unter denen, die der gelbe Rauch vor ein paar Stunden einholte. Wahrscheinlich ist er selbst jetzt in einem dieser Lager. Er sagte, er hätte das Lager von einer Anhöhe aus fast einen ganzen Tag lang beobachtet. Es besteht aus einer Ansammlung großer, aufblasbarer Unterkünfte, in denen dicht gedrängt sicher ein paar tausend Menschen Platz finden. Er sagte weiterhin, er hätte Hunderte gesehen, die man zur Zwangsarbeit antrieb. Sie mußten dort irgend etwas bauen. Er hatte den Eindruck, dort würde ein Stützpunkt errichtet.«
»Und wo war das?« wollte Jules wissen.
»Etwa siebenhundertfünfzig Kilometer von hier, im Südosten, genauer gesagt, im Long-River-Tal. Und das Merkwürdige daran war, daß diese Lager nicht von Umzäunungen umgeben waren. Trotzdem hat es keine Fluchtversuche gegeben. Nur einmal hat er einen aus der Reihe tanzen sehen. Die fremden Wesen richteten einen Strahl auf ihn, und sein Widerstand war wie weggeblasen. Dieser Strahl muß sehr wirksam sein.«
»Sklavenarbeit ist von der Leistung her sehr ineffizient«, mischte Tatiana sich ein. »Wenn diese Fremden technisch so fortgeschritten sind wie wir, müßten sie diese Arbeiten maschinell viel schneller erledigen können.«
»Dazu müßte man die technische Ausrüstung und die Baumaterialien hinschaffen«, meinte Lady A darauf, »während die Sklavenarbeit vor Ort vorhanden ist. Und wenn die Invasionsstreitmacht hauptsächlich aus Kampfschiffen besteht, dann herrscht bei ihnen sicher Mangel an Frachtraum zum Transport schwerer Maschinen. Verfügen sie nun tatsächlich über einen Strahl, der die Menschen versklavt, dann können sie mit unbegrenztem Nachschub an eingeborenen Arbeitskräften rechnen. Damit würde die geringe Arbeitseffizienz wettgemacht.«
Inzwischen war es Zeit fürs Abendessen. Die Köche der Streitmacht hatten etwas vorbereitet, und das Imperiumsteam wurde herzlich eingeladen - eine Einladung, die nicht abgelehnt wurde. Das sehr einfache Essen war unter den widrigsten Bedingungen zubereitet worden. Die Strom- und Wasserversorgung war seit der ersten Bombardierung ausgefallen, gekocht wurde über einem offenen Holzfeuer, und das Wasser mußte unter großen Schwierigkeiten aus Reservoirs außerhalb der Stadt herangeschafft werden. Dennoch waren die Verteidiger nicht verhungert und
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