Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
Vorteil, da sie den Kopter im genau richtigen Winkel hinunterzog und er größtmöglichen Schaden anrichten würde.
Kaum war der Kopter auf Kollisionskurs, als Jules die Gurte löste, die ihn an die Pilotenliege fesselten, die Luke neben sich öffnete und mit der ganzen desplainianischen Kraft, die ihm noch zu Gebote stand, in die leere Luft hinaussprang. Der Kopter hinter ihm setzte den selbstmörderischen Sturzflug direkt auf die Strahler zu fort und traf schließlich auf sie auf. Diese Explosion war so gewaltig, wie es die erste und zweite zusammen gewesen waren. Ein gewaltiger orangeroter Flammenball erhob sich in den Himmel, Augenblicke später gefolgt von einer dichten schwarzen Rauchsäule.
Jules selbst blieb keine Zeit, die ästhetische Seite seiner Tat zu würdigen, denn der Boden kam schnell näher. Sein Körper nahm im Augenblick des Sprunges die Fallgeschwindigkeit des Kopters mit, geringfügig verändert durch den Sprungvektor. Jules' einzige Sorge galt einer sicheren Landung. Er wollte nicht durch hartes Aufprallen auf dem Boden umkommen.
Für einen Bewohner einer Drei-g-Welt fallen Gegenstände auf einer Ein-g-Welt im Zeitlupentempo, so wie einem Erdbewohner die Fallgeschwindigkeit auf dem Mond sehr viel langsamer erscheint. Dennoch konnte ein Sturz aus großer Höhe für ihn tödlich sein. Jules mußte sich auf seine Reflexe und seine akrobatischen Fähigkeiten verlassen, wenn er diesem Schicksal entgehen wollte.
Er zog die Knie an und rollte sich zu einer kompakten Kugel zusammen. Er war bereit aufzuprallen, sich abrollen zu lassen und die Wucht auf diese Weise aufzufangen, wie er und Yvette es am Höhepunkt ihrer Zirkusnummer immer getan hatten. Seine Landung wäre nahezu perfekt ausgefallen, wäre nicht in diesem Augenblick die Explosion erfolgt, deren Druckwellen ihn ein Stück abtrieben, so daß er nicht mehr rechtzeitig reagieren konnte.
Er traf auf und rollte sich wie beabsichtigt ab, spürte aber schlagartig in der linken Körperhälfte einen stechenden Schmerz. Ein lauter Aufschrei, und er blieb auf dem feuchten Boden liegen. Im linken Bern tobte der Schmerz so heftig, daß er fast den Verstand verlor. Minutenlang blieb Jules hilflos im Gras liegen, nach Luft schnappend, bemüht, wieder einen klaren Kopf zu bekommen.
Von weitem hörte er ein dumpfes Dröhnen. Er blinzelte gegen das grelle künstliche Licht, mit dem das Gelände erhellt wurde. Aus seinem Gesichtswinkel sah alles verkehrt und sonderbar aus und auch ein wenig verschwommen, aber er konnte immerhin erkennen, daß der Aufklärer sich in den Himmel erhob. Die einzige noch intakte Batterie feuerte wie wild auf das Schiff, dessen starke Abschirmeinrichtungen aber standhielten. In Sekundenschnelle war das Schiff in der oberen Atmosphäre außer Sicht und damit außer Schußweite.
Wieder schloß Jules die Augen, als ihn Wogen des Schmerzes erfaßten. Er hatte alles getan, um die Mission zu einem Erfolg zu machen. Sollte er jetzt sterben müssen, dann geschah es mit dem Bewußtsein, daß man auf der Erde von der fremden Bedrohung erfahren würde. Hilflos auf dem Boden liegend, wünschte er fast, die Eindringlinge würden kommen und ihn finden, damit sie ihn von seinen Schmerzen, die unerträglich geworden waren, erlösten.
Doch die Minuten vergingen, und es kam niemand. Inzwischen regten sich auch wieder seine Überlebensinstinkte. Er war noch am Leben, wenn auch mit einem verletzten Bein, und Leben bedeutete für einen d'Alembert immer Aktivität. Wenn er es schaffte, aus diesem Gebiet fortzukommen, bestand auch die Chance, es bis in eine Stadt zu schaffen und sich einer Gruppe der Freiheitskämpfer anzuschließen, was auch ursprünglich seine Absicht gewesen war. Er war seiner Pflichten noch nicht entbunden, solange die Chance bestand, bei der Befreiung Omikrons von seinen Unterdrückern mitzuhelfen. Ja, für ihn gab es noch eine Aufgabe.
Diese Aufgabe konnte er aber am Boden liegend nicht erledigen. Im Moment waren die Gegner wahrscheinlich der Meinung, er wäre bei dem Absturz ums Leben gekommen. Außerdem waren sie mit dem Löschen der Brände beschäftigt, doch die Situation würde sich rasch ändern. Er konnte nicht liegenbleiben und hoffen, daß er unentdeckt blieb. Beinverletzung oder nicht, er mußte sich ein sicheres Versteck suchen, ehe man ihn entdeckte.
Sich vorsichtig auf die rechte Seite rollend, stützte er sich auf den Ellenbogen und betastete vorsichtig sein linkes Bein. Beim Aufprall hatte er das typische
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