Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
leise Schnappgeräusch nicht gehört, und der fast unerträgliche Schmerz schien eher von einer Verstauchung als einem Bruch zu stammen. Wahrscheinlich hatte er sich das Knie verstaucht. Jetzt hätte er dringend etwas zum Bandagieren gebraucht, um ein starkes Anschwellen zu verhindern. Das einzige Material, das er bei der Hand hatte, war der Stoff seines Anzugs, und der war zu fest, als daß man ihn hätte in Stücke reißen können. Er mußte also den Dingen ihren Lauf lassen, obwohl er wußte, daß der pochende Schmerz fast unerträglich werden würde.
Als nächstes sah Jules sich nach einem geeigneten Versteck um. In nördlicher Richtung lag das Landefeld mit dem Wald aufragender Raumschiffe, die still und bedrohlich dastanden. Im Süden war die zum nun verlassenen Sklavenlager führende Straße, im Westen befand sich die noch immer brennende Geschützstellung, die er eben unschädlich gemacht hatte, und dahinter das Ufer des Long River. Nach Osten zu erstreckte sich das Hauptquartier, das er vorhin angegriffen hatte und hinter diesem, in einer Entfernung von einem Kilometer, lagen teilweise bewaldete Hügel.
Schwierigkeiten gab es also nach allen Richtungen, aber Jules entschied sich, es nach Osten zu versuchen, da er es am aussichtsreichsten ansah. Gelang es ihm, die bewaldeten Hügel zu erreichen, dann konnte er sich ein Versteck suchen und dort ausharren, bis sein Bein eine längere, strapaziöse Flucht gestattete.
Langsam und sehr vorsichtig richtete er sich zur Kriechstellung auf, wobei er darauf achtete, das Gewicht hauptsächlich auf sein gesundes rechtes Bein zu legen. Nachdem er sich vergewissert hatte, daß niemand ihn sehen konnte, richtete er sich ganz auf und fing an, sich hüpfend in die gewünschte Richtung fortzubewegen. Bei jedem Hüpfer durchzuckte ihn der Schmerz, weil die Bewegung das bereits entzündete Fleisch am linken Knie zu stark beanspruchte. Dazu kam, daß sein rechtes Bein überbeansprucht wurde, da der Boden uneben war und er sich auf nichts stützen konnte, um das Gleichgewicht zu halten. Jules mußte immer häufiger haltmachen, sich niederknien und zu Atem kommen. Er merkte jetzt, daß alles schwieriger war als geplant.
Fast hatte er es bis zum Hauptquartier geschafft, als er eine Abteilung der Invasoren durch den Wald marschieren sah, auf den er zuhielt. Ob sie auf der Suche nach weiteren Saboteuren waren oder vielleicht auch nur einen routinemäßigen Kontrollgang unternahmen, spielte jetzt keine Rolle. Wichtig war nur, daß er seine Pläne schleunigst ändern mußte. Er war ohne Deckung und konnte jeden Augenblick gesehen werden.
Nahe dem Hauptquartier lag ein kleinerer Schuppen, der aussah wie ein Vorratslager. Es war die einzige Versteckmöglichkeit, die sich bot, und Jules ergriff sie. Ein paar rasche Hopser brachten ihn bis an die Tür, die nicht versperrt war. Mit dem Strahler im Anschlag - falls es drinnen zu einer unliebsamen Begegnung kommen sollte - riß er die Tür auf und verschwand im Inneren. Der Schuppen war leer, und Jules zog die Tür rasch hinter sich zu.
Im Inneren waren Kisten mit den verschiedensten Baumaterialien gestapelt. Jules hüpfte weiter, sah in mehrere Kisten und fand endlich eine, die mit dem sonderbaren Zeug angefüllt war, aus dem die Baracken gemacht waren. Mühsam zog er sich über den Kistenrand und ließ sich auf das Material fallen. Er vergrub sich richtig darin und deckte sich mit ein paar Schichten zu, damit ihn nicht zufällig einer entdeckte, der einen prüfenden Blick in die Kiste warf. Seinen Strahler hielt er bereit, falls einer der Soldaten mehr als nur flüchtigeres Interesse zeigen sollte.
Eigentlich hatte er nur so lange bleiben wollen, bis das Pochen im Bein nachließ und die Soldaten sich auf dem Gelände zerstreut hätten. Doch der bei der Beinverletzung erlittene Schock überwältigte ihn. Daneben machten sich Erschöpfung und Schlafmangel der vergangenen Nacht bemerkbar und brachen seinen Willen, als er vor Entdeckung sicher sein konnte. Jules d'Alembert versank in wohlverdienten Schlaf.
Geweckt wurde er durch eine schwankende Bewegung der Kiste, die bewirkte, daß er mit dem Knie gegen die Wand stieß und vor Schmerz fast aufgeschrien hätte. Hörbar wurde nur ein leises Stöhnen, das zum Glück von dem ihn umgebenden Baumaterial gedämpft wurde. Sein Bewußtsein war vom Schmerz und von ScWaftrunkenheit getrübt, so daß er eine Weile brauchte, bis ihm einfiel, wo er sich befand. Kaum setzte sein klares Denken ein,
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