Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
niemanden eine Bedrohung dar«, bemerkte Pias.
Auch im Inneren hatten die Bavols ihrem Erfindungsgeist keinen Zwang angetan. Ursprünglich hatte es an Bord einhundertsieben Passagierkabinen von akzeptabler Größe gegeben. Die SOTE-Agenten entschieden, daß sie ihren verwöhnten Gästen keine beengten Räumlichkeiten bieten konnten. Da der Raum an Bord aber begrenzt war, mußte man die Illusion großer Räume schaffen. Es wurde um vierzig Passagierkabinen reduziert, die übrigen wurden entsprechend erweitert. Auch im Aufenthaltsbereich wurden Trennwände herausgerissen. Die drei kleineren Speisesäle ließ Pias zu einem einzigen großartigen Bankettsaal zusammenlegen. Die kleineren Spielsalons wurden in größere Kasinos verwandelt, damit auch die Passagiere, die im Moment nicht spielten, sich unter die Spieler mischen und die aufregende Atmosphäre mitgenießen konnten. Von den ursprünglichen kleinen Salons ließ Pias nur drei übrig. In ihnen sollten die Spiele um hohe Einsätze stattfinden, die fester Bestandteil einer solchen Kreuzfahrt waren.
Genau in der Mitte des Schiffes aber verzichtete Pias auf einen weiteren Spielsalon. Er ließ die Wände herausreißen und eine zweistöckige Empfangshalle mit einem Brunnen, in dem die überlebensgroße goldene Statue einer Frau stand, deren Gewand aus Regentropfenperlen bestand, entstehen. Wasser floß die einzelnen Haltedrähte entlang und erzeugte im ständig wechselnden Licht, das den Brunnen erhellte, einen Schimmereffekt. Der Raum sollte nur dazu dienen, den Eindruck von Geräumigkeit zu erzeugen. Da Raumschiffe in dieser Hinsicht immer knapp bemessen waren, würde diese Raumverschwendung auf die Kunden wie der Gipfel an Extravaganz wirken.
Die eigentliche Innendekoration lag in Yvettes Händen. Sie entschied sich für einen Stil, den sie ›frühkostspielig‹ nannte. Es dominierten Pastellfarben, allen voran ein intensives Rosa. Es gab keine einzige kahle Wand. Aufenthaltsräume und Passagierkabinen hatte man erst tapeziert und dann mit schweren Samtdraperien behängt, die in bestimmten Abständen den Blick auf kunstvolle goldene Wandleuchten freigaben. Dies alles sollte aus den nüchternen Formen des Schiffsinneren die Illusion großer freier Räume schaffen.
Sessel und Sofas waren aus echtem Holz und mit rosa Samt überzogen, die Spieltische waren mit rosa Tuch bespannt, von den Decken hingen schwere Kristallüster. Die dicken weichen Teppiche waren weiß, mit sparsamem roten Muster. In den Ecken standen hohe, bis zur Decke reichende Topfpflanzen, über und über bedeckt mit, roten, weißen und rosa Blüten.
Pias und Yvette berieten lange über den Service, den man den Passagieren der Paradise angedeihen lassen sollte. Elegante Spielsalons und erlesene Gaumenfreuden genügten nicht. Wenn die Paradise als Tummelplatz der Reichen gelten wollte, mußte es einen Spezialservice an Bord geben. Die moralische Seite mißfiel beiden gründlich -, beide waren sie in sittenstrengen Kulturen aufgewachsen -, aber sie wußten, daß in diesem Fall ihre persönlichen Gefühle keine Rolle spielen durften. Übertriebene Prüderie würde dem Image ihres Schiffes schaden und alles zunichte machen, was sie bis jetzt so sorgfältig geplant hatten. Persönliche Vorurteile mußten zum Wohle des Imperiums überwunden werden.
Die Aufgabe, für die exotischeren Vorräte zu sorgen, fiel Yvette zu, da sie an Bord als offizielle ›Gastgeberin‹ fungieren würde. Die Beschaffung des Alkohols war noch das einfachste. Der Großteil kam auf ganz legalen Kanälen, nur ein paar Spezialitäten stammten aus Schmuggelgut, da einige Planeten die Ausfuhr einheimischer Spezialitäten nicht erlaubten. Auf die Auswahl der bezahlten Gespielinnen verwandte Yvette fast zwei Wochen. Schließlich hatte sie zehn schöne junge Frauen ausgesucht. Sie sollten ein Fixum plus Provision bekommen. Für alle Fälle engagierte sie auch noch fünf gutaussehende junge Männer, falls einige der weiblichen Passagiere ebenfalls den ›Spezialservice‹ des Schiffes in Anspruch nehmen wollten. Die Beschaffung der Drogen war das Schwierigste, doch verfügte Yvette über genügend Erfahrung, um die richtigen Fragen am richtigen Ort zu stellen. Es gelang ihr, eine Auswahl verbotener Stoffe zu ergattern, die dem Geschmack der sehr Reichen und sehr Übersättigten entgegenkamen.
Während Yvette ihre Bestände auffüllte, mußte Pias Passagiere anwerben. Während der drei Jahre, die er als ›Pias Nav‹, Glücksspieler
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