Wem die Stunde schlaegt
zurück.«
»¡Listo!« sagte Pablo und sah ihr voll ins Gesicht. »Ich bin zu allem bereit, was der Tag auch bringt.«
»Ich glaube dir, daß du wieder da bist«, sagte Pilar. »Ich glaube es. Aber, hombre, du bist schon sehr weit weg gewesen.«
»Schenk mir noch einen Schluck aus deiner Flasche«, sagte Pablo zu Robert Jordan. »Dann wollen wir gehen.«
XXXIX
Im Dunkeln kamen sie den Hügel herauf durch den Wald zu dem Engpaß auf der Höhe. Alle waren sie schwer beladen und stapften langsam, mühsam bergan. Auch die Pferde trugen schwere Lasten, die auf die Sättel gepackt waren.
»Wir können im Notfall die Lasten losschneiden«, hatte Pilar gesagt. »Aber wenn wir den Kram behalten, können wir damit ein neues Lager einrichten.«
»Und wo ist der Rest der Munition?« fragte Robert Jordan, während sie die Packen festbanden.
»In den Satteltaschen.«
Robert Jordan fühlte das Gewicht seines schweren Rucksacks, die Jacke mit den Taschen voller Handgranaten zerrte an seinem Nacken, die Pistole lag schwer an seinem Schenkel, und seine Hosentaschen, in denen die Magazine für das Schnellfeuergewehr staken, bauschten sich. Im Mund hatte er noch den Kaffeegeschmack, in der rechten Hand trug er das Schnellfeuergewehr, mit der linken langte er an den Kragen seiner Jacke und zog ihn hoch, um den Druck an den Rucksackgurten zu mildern.
»Inglés!« sagte Pablo, der im Dunkeln dicht an seiner Seite ging.
»Was denn, Mann?«
»Die da, die ich mitgebracht habe, glauben, daß die Sache glücken wird, weil ich sie geholt habe«, sagte Pablo. »Nimm ihnen nicht ihre Illusion!«
»Gut«, sagte Robert Jordan. »Aber wir wollen unser Bestes tun, damit es glückt.«
»Sie haben fünf Pferde, sabes?« sagte Pablo vorsichtig.
»Gut«, sagte Robert Jordan. »Wir werden sämtliche Pferde beisammen lassen.« »Gut«, sagte Pablo, und mehr sagte er nicht.
Ich habe gleich nicht geglaubt, daß du dich auf der Straße nach Tarsus so völlig bekehrt hast, mein lieber Pablo, dachte Robert Jordan. Nein. Daß du überhaupt zurückgekehrt bist, war schon ein großes Wunder. Ich glaube nicht, daß wir uns über deine Kanonisierung werden den Kopf zerbrechen müssen.
»Mit diesen fünf Mann«, sagte Pablo, »erledige ich den unteren Posten genauso gut, wie Sordo es besorgt hätte. Ich schneide den Telefondraht durch und ziehe mich, wie vereinbart, zur Brücke zurück.«
Das alles haben wir vor zehn Minuten genau besprochen, dachte Robert Jordan. Warum kommt er jetzt damit?...
»Es gibt eine Möglichkeit, nach den Gredos zu kommen«, sagte Pablo. »Ja, ich habe viel darüber nachgedacht.«
Ich glaube, dir ist wieder eine Erleuchtung gekommen, sagte sich Robert Jordan. Eine neue Offenbarung. Aber du wirst mir nicht einreden, daß ich eingeladen bin. Nein, Pablo. Verlange nicht von mir, daß ich zuviel glauben soll.
Seit Pablo in der Höhle erschienen war und mitgeteilt hatte, daß er fünf Mann bei sich habe, fühlte Robert sich bedeutend wohler. Diese Rückkehr Pablos hatte das Unglücksgewebe zerrissen, in das die gesamte Unternehmung seit dem Schneefall verstrickt zu sein schien, und jetzt hatte Robert Jordan das Gefühl – nicht, daß sein Glück sich gewendet hatte, denn er glaubte ja nicht an das Glück –, sondern daß das Ganze sich zum Besseren gewendet habe und nicht mehr unmöglich sei. Während er vorher mit einem sicheren Mißerfolg gerechnet hatte, begann nun wachsende Zuversicht ihn zu erfüllen, wie die Luft aus einer langsam arbeitenden Pumpe einen Autoreifen zu füllen beginnt. Zuerst merkte er kaum etwas, obgleich es entschieden ein Anfang war, so, wie wenn die Pumpe einsetzt und der Gummischlauch ein bißchen krabbelt, aber jetzt strömte es gleichmäßig weiter wie die steigende Flut oder der Saft in einem Baumstamm, bis er schließlich den ersten Vorgeschmack jener Furchtlosigkeit verspürte, die oft kurz vor dem Kampf sich in ein wirkliches Glücksgefühl verwandelt. Das war seine große Gabe, das war sein Talent, das ihn befähigte, ein tüchtiger Soldat zu sein: die Fähigkeit, einen eventuell schlechten Ausgang zwar miteinzurechnen, aber nicht schwerzunehmen. Hat man zuviel Verantwortung für andere auf dem Hals oder ist man gezwungen, eine ungenügend durchdachte oder schlecht ersonnene Sache durchzuführen, dann versagt diese Fähigkeit, denn in solchen Fällen kann man über den schlimmen Ausgang, das Mißlingen, nicht hinwegsehen. Es handelt sich dann nicht einfach um
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