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Wem die Stunde schlaegt

Wem die Stunde schlaegt

Titel: Wem die Stunde schlaegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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du also, daß dein Plan nichts taugt.
 Wie denn aber, wenn John Mosby Sachen gemacht hat, die ebenso unmöglich erschienen wie diese da? Bestimmt hat er solche Sachen gemacht. Noch viel schwierigere. Und vergiß nicht, das Überraschungsmoment richtig einzuschätzen. Vergiß das nicht! Vergiß nicht: Wenn du es zum Klappen bringen kannst, ist es nicht mehr idiotisch. Aber so darfst du an die Sache nicht herangehen. Du hast dafür zu sorgen, daß sie nicht nur möglicherweise, sondern ganz bestimmt gelingt. Aber schau doch nur, wie das alles gelaufen ist! Es hat von Anfang an nicht gestimmt, und so wächst das Unheil an, wie ein Schneeball, der durch nassen Schnee rollt.
 Am Tisch hockend, blickte er auf und sah Maria, und sie lächelte ihm zu. Er lächelte zurück, aber es war nur Fassade, er wählte vier weitere Handgranaten aus und steckte sie in seine Taschen. Ich könnte die Zünder abschrauben und sie separat verwenden, dachte er. Aber ich glaube nicht, daß die Splitter was schaden werden. Sowie die Granate platzt, geht auch die Ladung los, so daß sie nicht auseinanderfliegen wird. Jedenfalls halte ich es nicht für wahrscheinlich. Ich halte es sogar für ausgeschlossen. Hab doch ein kleines bißchen Selbstvertrauen! sagte er sich. Du, der du heute nacht darüber nachgedacht hast, was für ein Teufelskerl dein Großvater war, was für ein Teufelskerl du bist und was für ein Feigling dein Vater war! Zeig jetzt ein bißchen Selbstvertrauen! Er lächelte wieder Maria zu, aber das Lächeln saß noch immer nicht tiefer als die Haut, die sich allzu straff über seine Backenknochen und seine Lippen spannte.
 Sie findet dich wunderbar, dachte er. Ich finde, du bist einen Dreck wert. Und die gloría und all das dumme Zeug, das du dir eingeredet hast! Du hattest großartige Ideen, wie? Die ganze Welt hat dir gehört, wie? Hol der Teufel das alles! Sachte, sachte, sagte er sich. Nur nicht in Wut geraten! Das ist auch nur ein Ausweg. Immer gibt es Auswege. Jetzt heißt es, die Zähne zusammenbeißen. Es hat keinen Zweck, alles, was gewesen ist, zu verleugnen, nur weil es dir verlorengeht. Benimm dich nicht wie die vermaledeite Schlange mit dem gebrochenen Rückgrat, die sich selber zerfleischt. Und dein Rückgrat ist noch gar nicht gebrochen, du Hund! Warte, bis es weh tut, bevor du zu heulen anfängst. Warte, bis der Kampf losgeht, bevor du in Wut gerätst. Dazu hast du Zeit genug, wenn der Kampf begonnen hat. Und im Kampf wird deine Wut dir nützen.
 Pilar kam mit dem Rucksack zu ihm.
 »Jetzt hält es«, sagte sie. »Die Handgranaten sind sehr gut, Inglés. Du kannst dich auf sie verlassen.«
 »Wie fühlst du dich, Frau?«
 Sie sah ihn an, schüttelte den Kopf und lächelte. Er hätte wissen mögen, wieweit dieses Lächeln nur an der Oberfläche saß. Es wirkte nicht einmal so sehr gezwungen.
 »Gut«, sagte sie. »Dentro de la gravedad.« Dann hockte sie sich neben ihm nieder. »Wie findest du's jetzt, wo es wirklich losgeht?«
 »Wenig Leute«, sagte Robert Jordan schnell.
 »Das finde ich auch«, sagte sie. »Wenig.«
 Dann sagte sie sehr leise zu ihm, so daß nur er es hören konnte: »Die Maria kann allein die Pferde halten. Dazu braucht man mich nicht. Wir werden ihnen die Vorderbeine fesseln. Es sind Kavalleriepferde, und das Schießen wird sie nicht scheu machen. Ich gehe zu dem unteren Posten und erledige das, was Pablo hätte erledigen sollen. Auf diese Weise sind wir um einen mehr.« »Gut«, sagte er. »Ich habe mir gedacht, daß du das vorschlagen wirst.«
 »Nein, Inglés «, sagte Pilar und sah ihm in die Augen. »Mach dir keine Sorgen. Es wird alles gutgehen. Vergiß nicht, daß sie auf den Überfall gar nicht vorbereitet sind.«
 »Ja«, sagte Robert Jordan.
 »Und noch etwas, Inglés «, sagte Pilar so leise, wie sie's mit ihrer heiseren Flüsterstimme nur immer fertigbrachte, »das mit der Hand –«
 »Was mit der Hand?« sagte er ärgerlich.
 »Nein, hör mal! Nicht zornig werden, mein Kleiner! Diese Sache da mit der Hand, das ist reiner Unsinn, Zigeunerscherze, mit denen ich mich nur wichtig mache. So was existiert in Wirklichkeit gar nicht.«
 »Laß das sein!« sagte er kühl.
 »Nein«, sagte sie in barschem und liebevollem Ton. »Lauter Unsinn, den ich mir zusammenlüge. Ich möchte nicht, daß du dir in der Stunde des Kampfes Sorgen machst.«
 »Ich mache mir keine Sorgen«, sagte Robert Jordan.
 »Ja, Inglés «, sagte sie. »Du machst dir Sorgen, und mit Recht. Aber es

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