Wem die Stunde schlaegt
no soy cobarde«, sagte er. »Im Grunde bin ich kein Feigling.«
Aber du bist so manches andere, dachte Robert Jordan. Und ob, Gottverdammich! Aber ich freue mich doch, dich zu sehen, du Lumpenhund.
»Mehr als fünf konnte ich von Elias und Alexandre nicht kriegen«, sagte Pablo. »Seit ich hier wegging, bin ich nicht aus dem Sattel gekommen. Ihr hättet es nie geschafft, ihr neun Mann. Nie. Ich habe das gestern nacht gleich gewußt, als der Inglés es erklärt hat. Nie. Der untere Posten ist sieben Mann stark, samt einem Korporal. Angenommen, einer schlägt Alarm, oder sie setzen sich zur Wehr?« Jetzt sah er Robert Jordan an. »Als ich weglief, dachte ich mir, du wirst merken, daß es unmöglich ist, und du wirst es aufgeben. Dann, nachdem ich deine Sachen weggeschmissen hatte, sah ich's plötzlich in einem anderen Licht.«
»Ich freue mich, daß du gekommen bist«, sagte Robert Jordan. Er ging zu ihm hin. »Es läßt sich auch mit Handgranaten machen. Alles andere ist jetzt nicht wichtig.«
»Nein«, sagte Pablo. »Ich tue es nicht deinetwegen. Du bringst Unglück. Alles haben wir dir zu verdanken. Auch die Sache mit Sordo. Aber als ich deine Sachen weggeschmissen hatte, fühlte ich mich zu einsam.«
»Deine Mutter –« sagte Pilar.
»Deshalb bin ich zu den anderen hingeritten, um eine Möglichkeit zu schaffen, daß die Sache glückt. Ich habe die besten mitgebracht, die ich auftreiben konnte. Ich habe sie oben zurückgelassen, damit ich erst mit euch sprechen kann. Sie halten mich für den Führer.«
»Du bist es«, sagte Pilar. »Wenn du willst.« Pablo sah sie an und schwieg. Dann sagte er ganz ruhig und einfach: »Seit der Geschichte mit Sordo habe ich viel nachgedacht. Ich glaube, wenn wir schon zugrunde gehen müssen, dann wollen wir gemeinsam zugrunde gehen. Aber dich, Inglés, dich hasse ich, weil du uns das eingebrockt hast.«
»Aber Pablo –« begann Fernando, die Taschen voller Handgranaten, einen Patronengurt über der Schulter, während er immer noch mit einem Stück Brot seine Pfanne auswischte. »Glaubst du nicht, daß die Operation glücken kann? Vorgestern nacht hast du gesagt, du bist überzeugt, daß sie glücken wird.«
»Gib ihm noch etwas Schmorfleisch«, sagte Pilar böse zu Maria. Dann wandte sie sich zu Pablo, und ihr Blick wurde sanfter: »Du bist also zurückgekommen, ja?«
»Ja, Frau«, sagte Pablo. »Nun, du bist willkommen«, sagte Pilar. »Ich wollte nicht glauben, daß du so tief gesunken bist.«
»Wenn man so etwas gemacht hat, fühlt man sich so einsam, daß es nicht zu ertragen ist«, sagte Pablo ruhig.
»Daß es nicht zu ertragen ist!« spottete sie. »Daß du es nicht eine Viertelstunde lang ertragen kannst!«
»Verspotte mich nicht, Frau. Ich bin zurückgekommen.«
»Und du bist willkommen«, sagte sie. »Hast du mich vorhin nicht verstanden? Trink deinen Kaffee, und dann wollen wir gehen. Ich habe dieses Theater satt.«
»Ist das Kaffee?« fragte Pablo.
»Gewiß«, sagte Fernando.
»Gib mir eine Tasse, Maria«, sagte Pablo. »Wie geht es dir?« Er sah sie nicht an.
»Gut«, erwiderte Maria und brachte ihm eine Tasse Kaffee. »Willst du auch etwas Schmorfleisch haben?«
Pablo schüttelte den Kopf.
»No me gusta estar solo«, sagte Pablo abermals in erklärendem Ton zu Pilar, als ob die anderen gar nicht da wären. »Ich bin nicht gern allein, sabes? Wie ich gestern ganz allein den ganzen Tag für alle zusammen gearbeitet habe, da war ich nicht einsam. Aber heute nacht. ¡ Hombre! ¡Qué mal lo pasé!«
»Dein Vorgänger, der berühmte Judas Ischariot, hat sich aufgehängt«, sagte Pilar.
»Sprich nicht so zu mir, Frau!« sagte Pablo. »Siehst du denn nicht? Ich bin wieder da. Sprich nicht von Judas oder solchen Sachen. Ich bin wieder da.«
»Wie sind die Leute, die du mitgebracht hast?« fragte ihn Pilar. »Hast du was mitgebracht, was das Mitbringen lohnt?«
»Son buenos«, sagte Pablo.
Er wagte es, Pilar ins Gesicht zu schauen, dann blickte er wieder weg.
»Buenos y bobos. Tüchtig und dumm. Zu allem bereit und zum Sterben bereit. A tu gusto. Nach deinem Geschmack. So wie du sie gern hast.«
Wieder sah Pablo Pilar in die Augen, und diesmal schaute er nicht weg. Er sah sie unverwandt an mit seinen kleinen, rotgeränderten Schweinsäuglein.
»Du!« sagte sie. Und ihre heisere Stimme hatte wieder einen zärtlichen Klang. »Du! Ich glaube, wenn ein Mensch einmal etwas besessen hat, bleibt immer etwas davon
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