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Wem die Stunde schlaegt

Wem die Stunde schlaegt

Titel: Wem die Stunde schlaegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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Schnee des gestrigen Morgens zum erstenmal gesehen hatte, und er fühlte, daß er einen tüchtigen Gaul zwischen den Beinen und unter den Händen hatte. Er trug bastbesohlte Schuhe, die Steigbügel waren ein wenig zu kurz. Das Schnellfeuergewehr hatte er umgehängt, seine Taschen staken voller Magazine, die Zügel fest unter den Arm geklemmt, und er sah zu, wie Pilar auf das Gepäckbündel hinaufkletterte, das auf dem Sattel des Falben festgeschnürt war und einen wunderlichen Thronsitz bildete. »Wirf doch um Gottes willen diesen Kram weg!« sagte Primitivo. »Du wirst herunterfallen, und das Pferd kann das gar nicht schleppen.«
 »Halt den Mund!« sagte Pilar. »Damit richten wir uns unser neues Leben ein.«
 »Kannst du so reiten, Weib?« fragte Pablo. Er saß auf dem großen Braunen, in dem Sattel der guardia civil.
 »Wie der erstbeste Milchhändler«, sagte Pilar. »Welchen Weg hast du dir ausgesucht, Alter?«
 »Schnurgerade den Berg hinunter. Dann über die Straße weg. Dann den anderen Hang hinauf und in den Wald, wo die Schlucht beginnt.«
 »Über die Straße weg?« fragte Agustín. Sein Gaul drehte sich im Kreise, es war eines der Pferde, die Pablo in der Nacht rekrutiert hatte, und Agustín stieß ihm die weichen Hacken seiner Leinenschuhe in die steifen, gefühllosen Weichen.
 »Ja, Mann. Es gibt keinen anderen Weg«, erwiderte Pablo. Er reichte Agustín eines seiner Leitseile, die beiden anderen hatten Primitivo und der Zigeuner.
 »Du kannst als letzter reiten, wenn du willst, Inglés «, sagte Pablo. »Wir überqueren die Straße ziemlich weit oben, so daß uns die máquina nichts anhaben kann. Aber wir wollen auf jeden Fall einzeln reiten. Und möglichst schnell, und uns dann oben sammeln, wo das Tal sich zu verengen beginnt.«
 »Gut«, sagte Robert Jordan. Sie ritten durch den Wald zu dem Rand der Straße hinunter. Robert Jordan ritt dicht hinter Maria. Er konnte der Baumstämme wegen nicht neben ihr reiten. Er streichelte den Grauen mit seinen gestrafften Muskeln, hielt ihn dann fest an der Kandare, während sie schnell durch den Wald hinunterschlitterten, und seine Schenkel sagten dem Gaul, was auf ebenem Gelände die Sporen ihm gesagt hätten.
 »Du«, sagte er zu Maria, »du reitest gleich hinter Pablo über die Straße. Der erste hat es nicht so schlimm, wenn es auch schlimm aussieht. Der zweite ist am besten dran. Erst die, die nachher kommen, werden richtig aufs Korn genommen.«
 »Aber du –«
 »Ich presche schnell hinüber. Das ist gar kein Problem. Und nur in der Mitte der Reihe ist man gefährdet.«
 Er beobachtete Pablos runden, struppigen Kopf, der sich zwischen die Schultern duckte, wie er so dahinritt, das Schnellfeuergewehr über den Rücken gehängt. Er beobachtete Pilar, wie sie auf ihrem Pferd thronte, mit bloßem Kopf und breiten Schultern, die Knie höher als die Hüften, die Fersen in die Bündel gestemmt. Einmal schaute sie sich zu ihm um und schüttelte den Kopf.
 »Überhol Pilar, bevor du die Straße überquerst«, sagte Robert Jordan zu Maria.
 Dann blickte er durch den sich lichtenden Wald hinunter und sah das dunkle Band der geölten Straße und dahinter den grünen Hang des Gebirges. Wir befinden uns oberhalb des Abzuggrabens, dicht unter der Höhe, von der aus die Straße in einer einzigen flachen Kurve sich zur Brücke hinabsenkt. Wir befinden uns ungefähr vierhundert Meter oberhalb der Brücke. Das heißt, wir sind noch im Bereich des Fiat in dem kleinen Tank, falls sie bis an die Brücke herangefahren sind.
 »Maria«, sagte er. »Überhol Pilar, bevor wir an der Straße sind, und reite schnell den anderen Hang hinauf.« Sie sah sich nach ihm um, sagte aber kein Wort. Er vermied es, sie anzuschauen, warf ihr nur einen raschen Blick zu, um zu sehen, ob sie ihn verstanden habe.
  »¿Comprendes?« fragte er sie.
 Sie nickte.
 »Rück auf!« sagte er.
 »Nein«, sagte sie, drehte sich zu ihm um und schüttelte den Kopf. »Ich bleibe an dem Platz, den man mir angewiesen hat.«
 In diesem Augenblick setzte Pablo seinem Pferd die Sporen an, preschte das letzte Stück des mit Kiefernnadeln bedeckten Hanges hinunter und übequerte die Straße unter Funkenschlag und dem lauten Gepolter beschlagener Hufe. Die anderen folgten ihm, Robert Jordan sah sie die Straße überqueren und den grünen Hang hinaufjagen, und er hörte unten an der Brücke das Maschinengewehr hämmern. Dann hörte er ein Geräusch vorbeizischen, sssst-tack-bum! Es war wie ein

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