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Wem die Stunde schlaegt

Wem die Stunde schlaegt

Titel: Wem die Stunde schlaegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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jenseits der Schlucht. Er betrachtete mit ehrlich bekümmerter Miene den Grauen, der im Gras lag, und Pilar und Maria waren bei Robert Jordan, der unter einem Baum saß und sich gegen den Stamm lehnte.
 »Schneide das Hosenbein auf, ja?« sagte er zu Pilar. Maria hockte neben ihm und sagte kein Wort. Die Sonne schien auf ihr Haar, ihr Gesicht war verzerrt wie das eines kleinen Kindes, bevor es zu weinen beginnt. Aber sie weinte nicht.
 Pilar nahm ihr Messer und schnitt das Hosenbein von der linken Tasche an der Länge nach auf. Robert Jordan faltete mit beiden Händen das Tuch auseinander und betrachtete das ausgestreckte Bein. Zehn Zoll unterhalb des Hüftgelenks war eine spitze, purpurne Schwellung zu sehen wie ein kleines, spitzes Zelt, und als er sie mit den Fingern betastete, fühlte er den zerbrochenen Hüftknochen unter der straff gespannten Haut. Sein Bein lag seltsam verrenkt im Gras. Er blickte zu Pilar auf. Sie machte genauso ein Gesicht wie Maria.
  »¡Anda!« sagte er zu ihr. »Geh!«
 Sie entfernte sich mit gesenktem Kopf, ohne ein Wort zu sagen und ohne sich umzuschauen, und Robert Jordan sah ihre Schultern zucken. »¡Guapa!« sagte er zu Maria und nahm ihre beiden Hände. »Hör zu! Wir werden nicht nach Madrid fahren –«
 Da fing sie zu weinen an.
 »Nein, guapa, nicht!« sagte er. »Hör zu! Wir werden jetzt nicht nach Madrid fahren, aber ich werde immer bei dir sein, wohin du auch gehst. Verstehst du mich?«
 Sie schwieg, hatte die Arme um seine Schultern gelegt, legte den Kopf an seine Wange.
 »Hör gut zu, mein Kaninchen!« sagte er. Er wußte, daß die Zeit drängte, und der Schweiß lief ihm herab, aber es mußte gesagt sein, und sie mußte es begreifen. »Du folgst jetzt den anderen, mein Häschen. Aber ich folge mit. Solange einer von uns da ist, sind wir beide da. Verstehst du mich?«
 »Nein, ich bleibe bei dir.«
 »Nein, mein Kaninchen. Was ich jetzt noch zu machen habe, das mache ich allein. Wenn du bei mir bist, kann ich es nicht richtig machen. Wenn du gehst, bin ich bei dir. Verstehst du mich, wie das ist? Wer immer von uns da ist, ist Ich und Du zugleich.«
 »Ich will bei dir bleiben.«
 »Nein, mein Kaninchen. Hör zu! Das können Menschen nicht gemeinsam tun. Das muß jeder für sich allein tun. Aber wenn du gehst, bin ich bei dir. So werde ich dich begleiten. Ich weiß, du wirst jetzt gehen, denn du bist brav und gut. Du wirst jetzt für uns beide gehen.«
 »Aber es fällt mir leichter, bei dir zu bleiben«, sagte sie. »Es ist viel besser für mich.«
 »Ja. Deshalb sollst du mir zuliebe mit den anderen mitgehen. Tu es mir zuliebe, denn diese Bitte kannst du mir erfüllen.«
 »Du verstehst mich nicht, Roberto. Was soll aus mir werden? Für mich ist es viel schlimmer, wenn ich gehe.« »Sicherlich«, sagte er. »Es ist viel schwerer für dich. Aber ich und du, wir sind jetzt eins.«
 Sie schwieg.
 Er sah sie an, und er schwitzte heftig, und noch nie in seinem Leben hatte er sich so sehr um etwas bemüht, wie er sich jetzt darum bemühte, Maria zu überzeugen.
 »Du tust es für uns beide«, sagte er. »Du darfst nicht egoistisch sein, mein Kaninchen. Du mußt jetzt deine Pflicht tun.«
 Sie schüttelte den Kopf.
 »Du und ich, wir sind eins«, sagte er. »Das mußt du doch fühlen, Kaninchen... Hör mich an! Auf diese Weise folge ich mit. Ich schwöre es dir.«
 Sie schwieg.
 »Jetzt begreifst du es«, sagte er. »Ich sehe, daß es dir jetzt klar ist. Jetzt wirst du gehen.Gut. Jetzt gehst du. Jetzt hast du gesagt, daß du gehen wirst.«
 Sie hatte nichts gesagt.
 »Ich danke dir dafür. Jetzt gehst du ganz schnell, weit weg von hier, und wenn du gehst, ist es, als ob wir beide gingen. Leg jetzt deine Hand hierher. Neige deinen Kopf. Nein, tiefer! So ist es recht. Jetzt lege ich meine Hand auf deinen Kopf. Gut. Du bist so brav. Denk jetzt nicht mehr nach. Jetzt tust du, was sich gehört. Jetzt bist du gehorsam. Jetzt gehorchst du nicht nur mir, sondern uns beiden. Mir, der ich in dir bin. Jetzt gehst du für uns beide. Wirklich. Wir beide gehen, wenn du jetzt gehst. Das habe ich dir versprochen. Es ist sehr brav von dir und sehr lieb.«
 Er nickte Pablo zu, der unter einem Baum stand und von der Seite zu ihm hinsah, und Pablo kam näher. Er deutete mit dem Daumen auf Pilar.
 »Wir werden ein andermal nach Madrid fahren, Kaninchen«, sagte er. »Wirklich. Steh jetzt auf und geh, und wir beide gehen. Steh auf! Verstehst du mich?« »Nein«, sagte sie

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