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Wem die Stunde schlaegt

Wem die Stunde schlaegt

Titel: Wem die Stunde schlaegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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Maus, die aus ihrem Loch hervorkriecht«, sagte Agustín. »Schau, Inglés !«
 »Er traut sich nicht recht!« sagte Robert Jordan.
 »Das ist der große Käfer, mit dem Pablo gekämpft hat«, sagte Agustín. »Triff ihn noch einmal, Inglés !«
 »Nein. Ich kann ihm nichts anhaben, und ich will nicht, daß sie merken, wo wir sind.«
 Der Tank begann die Straße zu bestreichen. Die Kugeln schlugen gegen die Straßenfläche und prallten ab, und dann sausten sie pfeifend und klirrend durch das Eisenwerk der Brücke. Es war dasselbe Maschinengewehr, das sie zuvor schon gehört hatten.
  »¡Cabrón!« sagte Agustín. »Sind das die berühmten Tanks, Inglés ?«
 »Das ist ein Babytank.«
 » Cabrón! Wenn ich eine Lutschflasche voll Benzin hätte, würde ich hinüberklettern und ihn anzünden. Was wird er machen, Inglés ?« »Nach einer Weile wird er wieder hervorgucken.«
 »Und davor fürchten sich die Menschen!« sagte Agustín. »Schau, Inglés ! Jetzt schießt er noch einmal die Wachtposten tot.«
 »Weil er kein anderes Ziel hat«, sagte Robert Jordan. »Daraus kannst du ihm keinen Vorwurf machen.«
 Aber er dachte: Ja, mach dich nur lustig über ihn! Aber gesetzt den Fall, du wärst es, in deiner Heimat, du kommst die Straße entlang und wirst beschossen. Dann fliegt eine Brücke in die Luft. Würdest du nicht annehmen, daß die Straße unterminiert ist oder daß man dir eine Falle gelegt hat? Natürlich würdest du das annehmen. Die Leute handeln durchaus richtig. Sie warten, bis Verstärkung kommt. Sie haben den Feind in einen Kampf verwickelt. Daß es nur ein paar Männchen sind, kann der Bursche nicht wissen. Schau dir den kleinen Teufel an!
 Der kleine Tank hatte sich nun ein Stückchen weiter hinter der Ecke hervorgewagt.
 Und jetzt sah Agustín Pablo über den Rand der Schlucht heraufklettern, auf Händen und Knien, das stopplige Gesicht von Schweiß überströmt.
 »Da kommt der Schweinehund«, sagte er.
 »Wer?«
 »Pablo.«
 Robert Jordan erblickte Pablo, und dann feuerte er auf den camouflierten Turm des Tanks, zielte genau auf die Stelle, an der sich, wie er wußte, der Schlitz oberhalb des MGs befand. Der kleine Tank fuhr surrend zurück, huschte davon, und Robert Jordan hob das MG auf, klappte das Gestell zusammen und schwang das Ding, dessen Lauf noch ganz heiß war, auf den Rücken. Die Mündung war so heiß, daß sie ihm die Schulter verbrannte, und er schob sie weiter von sich, den Kolben drehend, der flach in seiner Hand lag. »Bring den Sack mit den Magazinen und meine kleine máquina !« rief er. »Und beeile dich!«
 Robert Jordan lief durch den Wald den Hügel hinauf. Agustín war ihm dicht auf den Fersen, und Pablo hinter ihnen her.
 »Pilar!« rief Robert Jordan über den Hang weg. »Vorwärts, Frau!«
 Die drei stiegen, so schnell es nur ging, den steilen Abhang hinauf. Laufen konnten sie nicht mehr, dazu war die Steigung zu groß, und Pablo, der nichts zu tragen hatte außer dem leichten KavallerieSchnellfeuergewehr, hatte die beiden anderen bald eingeholt.
 »Und deine Leute?« sagte Agustín mit trockenem Mund zu Pablo.
 »Die sind alle tot«, erwiderte Pablo. Er konnte kaum atmen. Agustín drehte sich um und sah ihn an.
 »Jetzt haben wir massenhaft Pferde, Inglés «, keuchte Pablo.
 »Gut«, sagte Robert Jordan. Dieser grausame Halunke! dachte er. »Was hat es bei euch gegeben?«
 »Alles mögliche«, sagte Pablo. Sein Atem ging stoßweise. »Wie ist es Pilar gegangen?«
 »Sie hat Fernando verloren und den einen der Brüder –«
 »Eladio«, sagte Agustín.
 »Und dir?« fragte Pablo.
 »Ich habe Anselmo verloren.«
 »Pferde in Hülle und Fülle!« sagte Pablo. »Sogar für die Bagage.«
 Agustín biß sich auf die Lippe, sah Robert Jordan an und schüttelte den Kopf. Der Tank, durch die Bäume den Blicken entzogen, hielt nun wieder die Straße und die Brücke unter Feuer. Robert Jordan deutete mit einer ruckartigen Kopfbewegung in die Richtung des Lärms. »Was ist passiert?« fragte er Pablo. Er wollte Pablo nicht ansehen, er wollte ihn nicht riechen, aber er wollte ihn reden hören.
 »Ich konnte nicht weg, solange das Ding da war«, sagte Pablo. »Wir hatten uns unterhalb des Postens verschanzt. Schließlich fuhr er wieder zurück, um sich nach irgendwas umzusehen, und da bin ich losgelaufen.«
 »Und was waren das nachher für Schüsse, die wir gehört haben?« fragte Agustín rundheraus.
 Pablo sah ihn an, begann zu grinsen, besann sich

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