Wen das Feuer verbrennt (German Edition)
Schwielen
noch rauhe Haut an den Händen. Die Finger waren lang und
geschmeidig. Nicolas griff fester nach der Hand und sagte: „Danke,
Sir Raven!“ Er ließ seine Hand einen Moment zu lange auf der des
jungen Mannes liegen und spürte wie der Baronet abrupt und scheinbar
unangenehm berührt zurückwich. Nicolas merkte wie seine Hose auf
dem Oberschenkel feucht wurde. Der Baronet hatte vor Schreck Wein
verschüttet.
„ Verzeiht
Mylord! Das war ungeschickt von mir! Ich werde Johann rufen!“
Nicolas versuchte die zahlreichen Botschaften, die er empfing, zu
sortieren. Er hatte Verschiedenes gehört und gespürt. Da war zum
einen ein Hauch von gedämpftem Entsetzen und Empörung in der Stimme
des Baronet gewesen, aber auch Nervosität. Aber er hatte auch etwas
gespürt! Einen Hauch von… Erregung? Nicolas war sich sehr sicher,
dass Sir Raven den kleinen Funkenschlag ebenfalls gespürt hatte.
Diese unheilvolle Anziehung beruhte offenbar auf Gegenseitigkeit,
auch wenn dies dem Baronet vielleicht noch gar nicht bewusst war!
Nicolas hatte sich eigentlich mehr Klarheit von seinem kleinen
Manöver erhofft, stattdessen war er verwirrter als zuvor.
Er
hörte wie Sir Raven schnell auf die andere Seite des Tisches eilte.
'Da bist du auch nicht vor mir sicher, mein lieber Sir Raven',
grinste Nicolas wölfisch in sich hinein. Er beschloss sich und dem
Baronet eine Ruhepause zu können. Er strich über die feuchte Stelle
auf seiner Kniehose und stellte dabei fest, dass er noch immer erregt
war. Die Wölbung in seiner Hose war deutlich zu spüren. Nicolas
schmunzelte bei dem Gedanken, dass dies auch Sir Raven nicht
entgangen sein dürfte.
Er
beschloss seine bereits schmerzende Erektion zu ignorieren und wandte
sich dem beharrlich schweigenden Sir Raven zu.
„ Was
wisst Ihr über Eurer Erbe, das Landgut Timbergrove?“
Sir
Raven war die Erleichterung über dieses unverfängliche Thema
regelrecht anzuhören.
„Nicht viel
– außer dass es das Landgut meines Großvaters bzw. meiner Familie
ist und es sehr schön sein soll!“
Nicolas
seufzte. Offenbar hatte man dem Baronet wesentliche Dinge
vorenthalten.
„ Da
hat man Euch leider nicht alles erzählt!“ Nicolas lehnte sich
breitbeinig in seinen Stuhl zurück und rieb sich nachdenklich das
rauhe Kinn.
„ Timbergrove
ist schon lange nicht mehr das, was es einmal war,“ erklärte er
bereitwillig. Er hörte wie sein Gegenüber fragend die Augenbrauen
nach oben zog. „Eurer Großvater war ein hervorragender Offizier,
aber ein miserabler Kaufmann!“
„ Was
wollt Ihr damit sagen?“ die Stimme am anderen Tischende klang
überrascht und ein wenig bedrückt.
„ Timbergrove
ist ein völlig heruntergewirtschaftetes Landgut. Ein Brand hat vor
etwa zehn Jahren den Großteil der Gebäude zerstört. Euer Großvater
lebte zuletzt völlig verarmt und alleine in der Ruine, die von
Timbergrove noch übrig geblieben ist!“
Nicolas
hörte deutlich wie der junge Baronet entsetzt schluckte. Er
versuchte diese Hiobsbotschaft offenbar mit soviel Würde wie möglich
entgegenzunehmen, was ihm nur teilweise gelang.
„ Die
einzige Person, die sich dort noch aufhält ist die alte Gwyneth,
eine Kräuterfrau – manche sagen auch Hexe zu ihr. Sie hat sich die
letzten Jahre um Euren Großvater gekümmert.“
Das
Schweigen auf der anderen Tischseite war beredend. Nicolas konnte
sich vorstellen, welcher Tumult sich im Inneren des jungen Baronet
abspielte. Von seinen Träumen und Zukunftsplänen war innerhalb von
Sekunden nur ein Häufchen rauchenden Schutts übrig geblieben. Das
musste der junge Baronet erst einmal verdauen.
„ Stehe
ich im Namen meines Großvaters womöglich in Euer Schuld?“ fragte
der junge Baronet mit langsamer, aber erstaunlich gefasster Stimme.
Seine Kontenance hatte Stil und nötigte Nicolas Bewunderung ab.
„ Nein.
Sämtliche Schulden sind beglichen. Das Gut, oder das was davon noch
übrig ist, gehört Euch!“
Wieder
dauerte es eine Weile bis der junge Baronet seine Stimme gefunden
hatte.
„ Wenn
Ihr nichts dagegen habt, würde ich mir das Gut gerne ansehen!“
Nicolas
nickte zustimmend. „Sobald Ihr mit Euren Aufgaben auf Manor Garden
vertraut seid, könnt Ihr Euch Timbergrove anschauen!“
Kapitel
7
Ravenna
lag in ihrem großen, weichen Bett und betrachtete ihre zitternden
Hände. Sie konnte einfach nicht einschlafen. Noch immer war sie
innerlich zutiefst aufgewühlt.
Wie
sollte sie es hier auf Manor Garden ein Jahr lang aushalten, ohne
dass ihre
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