Wen das Feuer verbrennt (German Edition)
hatte
war atemberaubend. Was für einen enormen Mut hatte er trotz, oder
gerade wegen seiner Blindheit an den Tag gelegt? Kein Wunder, dass
ihr Großvater ausgerechnet diesem Mann ihre Ausbildung anvertraut
hatte, dachte sie insgeheim. Ein Bruchteil seines Geschäftssinns
könnte schon reichen, um auch aus Timbergrove eine Goldgrube zu
machen, frohlockte Ravenna. Schon gestern nacht hatte sie deutlich
gespürt, dass der Duke kein gewöhnlicher Mann war. Wenngleich auch
in anderer Hinsicht. Eine leichte Röte stieg ihr ins Gesicht, als
sie an seine breiten Schultern, die schmalen Hüften und die Beule in
seiner Kniehose dachte......!
Kapitel
6
Die
Haut in seinem Nacken begann immer stärker zu prickeln. Sein Blut
pulsierte warm durch seinen angespannten Körper. Er spürte wie sich
warme Wellen über seine Schultern ausbreiteten, über seine Arme und
Brust glitten, immer tiefer hinab, bis sie ihr Ziel zwischen seinen
muskulösen Schenkeln erreicht hatten. Nicolas verfluchte seine
Männlichkeit. Er war heiß und hart geworden – gegen seinen
Willen! Sein Körper sendete eindeutige und umißverständliche
Signale.
Er
versuchte sich auf die Konversation mit dem jungen Baronet zu
konzentrieren. Seit dieser vor wenigen Minuten den Raum betreten und
am Tisch Platz genommen hatte, führte sein Körper ein verfluchtes
Eigenleben.
Diese
Stimme! So dunkel, so zart und doch so verheißungsvoll....! Wie der
Hauch eines warmen Nachtwindes! Sein Körper vibrierte beim Klang
dieser Stimme und sandte unüberhörbare Signale. Nicolas war es
gewohnt auf diese Signale zu hören. Sie waren sein Kompass –
unbestechlich und klar. Er hatte gelernt sich vollkommen auf sie zu
verlassen. Seit seiner Erblindung hatten sie ihn nie getrogen.
Er
steckte in einem gewaltigen Zwiespalt: Wem sollte er nur glauben?
Seinem Instinkt oder dem alten Johann?
Johann
hatte ihm den jungen Baronet ausführlich beschrieben. Jung, von
schmächtiger Statur. Gesichtszüge, auf dem das Leben noch nicht
allzu viel Spuren hinterlassen hatte, grüne Augen, kaum Bartwuchs,
klug, sehr gebildet, hervorragende Manieren. Alles in allem ein gut
erzogener junger Edelmann. Die Beschreibung stimmte in etwa mit dem
überein, wie sich der junge Baronet gestern nacht selbst beschrieben
hatte. Nur, warum reagierte sein Körper erneut so, als ob ihm nicht
ein Mann, sondern eine Frau gegenübersäße?
Nicolas
schaute angestrengt über den Tisch. Er konnte Feuerschein hinter der
Silhouette des Baronets erkennen. So sehr er seine Augen auch
anstrengte, mehr als die Umrisse des jungen Mannes konnte er nicht
sehen. Es gab nur noch sehr wenige Momente, in denen er seine
Blindheit verfluchte – dieser war so einer.
Nur
unwillig gestand er sich ein, dass es ihn beunruhigte, dass dieser
junge Bursche seine Sinne so verwirrte und seine Gedanken mehr
beschäftigte, als ihm lieb war.
Tatsächlich
hatte er sich dabei ertappt, wie er ganz gegen seine Gewohnheit,
bereits am frühen Nachmittag seine Konzentrationsübungen im Park
absolviert hatte – um den Gedanken an den Baronet zu entkommen. Und
zum ersten Mal seit langer Zeit freute er sich regelrecht auf
Gesellschaft beim Abendessen! Der junge Baronet hatte etwas an sich,
das ihn faszinierte.
Er
zwang sich, sich zu konzentrieren. Nach wenigen Sekunden verlangsamte
sich sein Herzschlag wieder, seine Atmung wurde ruhiger, das wilde,
heiße Pochen zwischen seinen Schenkeln flaute ein wenig ab.
„ .......
mir nicht zuhören, Mylord!“
Nicolas
lauschte noch einen Moment dem Klang von Sir Ravens Stimme nach,
bevor er sich bequemte zu antworten.
„ Ihr
habt Recht, Sir Raven. Verzeiht. Ich war unhöflich und mit meinen
Gedanken nicht ganz bei der Sache!“ entschuldigte er sich ruhig.
„ Erzählt
mir etwas mehr von Euch“ forderte er den jungen Baronet auf.
„ Verzeiht,
Mylord. Aber das habe ich eben getan!“ Nicolas lauschte erneut
fasziniert Sir Ravens Stimme, auch wenn der leichte Tadel darin nicht
zu überhören war.
„ Dann
will ich Euch sagen, was Eure künftigen Aufgaben auf Manor Garden
sein werden!“ Nicolas griff zielsicher nach seinem Glas Wein und
ließ sich den Rotwein schmecken. Er stellte es wieder hin und begann
ohne zu zögern, das zarte Fleisch auf seinem Teller zu schneiden.
„ Ihr
werdet wesentliche Aufgaben übernehmen, die Johann bisher
innehatte!“ Er spürte wie sich bei seinem Gegenüber leichter
Protest regte. Selbstsicher gebot Nicolas Sir Raven Einhalt.
„ Ihr
tut Johann damit einen
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