Wen das Feuer verbrennt (German Edition)
oben drauf.
Eine weitere Auflage war, dass die Patentierung mit einer genauen
Beschreibung in der Tageszeitung veröffentlicht werden musste. Dann
erst war sie rechtsgültig. Bis dahin musste allerdings klar sein,
mit welchen Materialien das Klosett gebaut werden sollte.
Der einzige Lichtblick in
diesen geschäftigen Tagen war, dass viele Gespräche in den
neuentstandenen Kaffeehäusern in der Fleet Street stattfanden. Ein
Großteil des Londoner Gesellschaftsleben spielte sich tagsüber in
diesen Kaffeehäusern ab. Dort trafen sich der Adel und das reiche
Bürgertum. Man trank dieses neumodische Getränk aus den Kolonien
namens Kaffee, las Zeitung, debattierte politische Fragen, tauschte
Neuigkeiten aus und nutzte das ganze auch als Geschäfts- oder
Heiratsmarkt.
Ravenna war gefesselt von
diesem bunten Treiben. Erst jetzt bemerkte sie, wie sehr ihr das
gesellschaftliche Leben gefehlt hatte. Ihre Augen folgten fasziniert
den vielen jungen Damen, die so wundervoll glänzende Kleider trugen.
Das ich das einmal vermissen würde, dachte sie erstaunt. Sie sah wie
Männer den jungen, hübschen Mädchen bewundernd nachschauten und
hie und dort einzelne Flirtversuche gestartet wurden. Sie war so
vertieft in ihre Beobachtungen, dass sie gar nicht bemerkt hatte,
dass sich die Männer am Tisch ihr zugewandt hatten und sich köstlich
amüsierten.
„Der junge Wolf hat
Witterung aufgenommen....!“ zog John Fielding Ravenna auf. Er war
ein bekannter und wohlbeleibter Architekt aus Mayfair. Seine
anzügliche Bemerkung über den jungen Baronet ließ die anderen
Männer am Tisch aufhorchen.
„Wer so lange im
indischen Busch gelebt hat muss von unseren Londoner Schönheiten
geradezu geblendet sein. Sagt uns, Sir Raven, welche der jungen Damen
gefällt Euch? Vielleicht können wir etwas für Euch tun!“
beteiligte sich auch Henry Laurens, der königliche
Patent-Beauftragte, an dem Geplänkel.
„Indien mag zwar am
anderen Ende der Welt liegen, meine Herren, aber was Schönheit,
Luxus und Pracht angeht, ist es England meilenweit voraus!“
konterte Ravenna und versuchte geschickt das Gespräch in eine andere
Richtung zu lenken.
„Ja, vor allem der
Harem des Maharadschas soll sehr prachtvoll sein!“ feixte Patrick
Holborn, ein reicher Fabrikbesitzer, augenzwinkernd in die Runde. Die
Männer lachten schallend.
Ellis Finsbury, ein
graumelierter Bankier zog bei dem Wort Harem genussvoll an seiner
dicken Zigarre.
„Für einen Harem muss
man heute Gott sei Dank nicht mehr nach Indien oder in den Orient
fahren!“ warf er geschickt seinen Köder in die Runde.
Augenblicklich herrschte interessiertes Schweigen am Tisch.
„Sagt Finsbury, wisst
Ihr etwas.....was wir noch nicht wissen?“ Die Männer schauten auf
den Bankier, der nachdenklich seine Zigarre zwischen seinen kurzen,
dicken Fingern drehte.
„Nun, in der Wellington
Road soll es neuerdings einen Herrenclub wie aus Tausend und einer
Nacht geben!“ Die Männerrunde horchte interessiert auf.
„Was ist denn die
Spezialität des Clubs?“ fragte der Fabrikbesitzer Holborn mit
leicht lüsternem Blick.
Alle warteten gespannt
auf die Antwort des graumelierten Bankiers.
„Es gibt keine. Man
munkelt nur, dass in diesem Club alle Wünsche in Erfüllung gehen!“
„Alle Wünsche?!“ Die
Augen der Männer begannen begeistert zu funkeln.
„Welcher Eurer Wünsche ging denn dort schon in Erfüllung, werter Finsbury?“
fragte Architekt Fielding scheinheilig.
Der Bankier zögerte
einen Moment. Er war schließlich ein verheirateter Mann. Aber ein
Blick in die Runde sagte ihm, dass er sich in guter Gesellschaft
befand.
„Ich wollte eigentlich
nur das türkische Bad ausprobieren!“ Holborns, Fieldings und
Laurens Blicke hingen wie gebannt an den dicken Lippen des Bankiers.
Das türkische Schwitzbad an sich war schon eine anrüchige
Einrichtung, aber offenbar ging die Geschichte des Bankiers ja noch
weiter.
„Ihr wurdet
darin.....verwöhnt?!“ stellte Fielding vorsichtig die Frage, die
auch die anderen brennend interessierte. Ravenna konnte geradezu
sehen wie die Lüsternheit über den Tisch spazierte. Auch sie hörte
aufmerksam zu. Schließlich war interessant zu erfahren, was
verheiratete Männer hinter dem Rücken ihrer Gattinnen so alles
trieben.
Der Bankier warf einen
misstrauischen Blick in die Runde. Es war eine Sache, ein
Etablissement zu besuchen in dem man auf Gleichgesinnte traf. Aber es
war etwas anderes in einer normalen Herrenrunde darüber zu reden.
Doch die
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