Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wen das Feuer verbrennt (German Edition)

Wen das Feuer verbrennt (German Edition)

Titel: Wen das Feuer verbrennt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Winter
Vom Netzwerk:
folgte den Männern mit versteinertem Gesicht. Die
vier ausgelassenen Männer nahmen gutgelaunt in einer Mietdroschke
Platz; Ravenna und der Duke folgten in einer zweiten. Eigentlich
wollte Ravenna sich Gedanken darüber machen, wie sie dieser
verzwickten Situation noch entfliehen konnte, aber ihre Wut auf den
Duke gewann die Oberhand.
    „Wieso habt Ihr das
getan?“ platzte es aus ihr heraus.
    „Was getan!“ fragte
er seelenruhig.
    „Was wohl? Wieso geht
Ihr in dieses Bordell?“
    „Ihr geht doch auch
dahin!“
    „Aber nur weil Ihr mich
gezwungen habt!“
    „Ich kann mich nicht
erinnern, Euch gezwungen zu haben!“
    „Das ist Haarspalterei!
Ihr wisst genau, dass ich mich nicht weigern kann, wenn Ihr mitgeht!“
    „Ihr zetert wie ein
Waschweib!“ Seine ruhige Stimme machte Ravenna nur noch wütender,
als sie es ohnehin schon war. Er war sich offenbar keiner Schuld
bewusst.
    „Ich will da nicht hin,
verdammt noch mal!“ tobte Ravenna. Ihr ganzer Zorn und ihre
schreckliche Angst entluden sich in einem.
    „Sinclair! Ihr seid der
erste Mann, der sich darüber beklagt, dass er ins Bordell gehen
darf!“
    „Dann bin ich eben der
erste Mann! Ich will nicht in einem Bordell entjungfert werden!“
fauchte Ravenna völlig außer sich. Sie rumpelten über ein
Schlagloch und für einen Moment verschlug es ihr die Sprache.
    Als sie sein leises
Lachen hörte wurde sie richtig böse. Der Bastard machte sich über
sie lustig!
    „Ihr müsst Euch ja
nicht entjungfern lassen, Sinclair!“ versuchte er sie zu
beschwichtigen. „Schaut Euch um, trinkt etwas und lasst alles
weitere auf Euch zu kommen!“ Das werde ich mit Sicherheit nicht
tun, schwor sich Ravenna. Bei der nächstmöglichen Gelegenheit würde
sie aus diesem verdammten Bordell verschwinden.
    In diesem Moment klopfte
der Kutscher an die Tür. Sie waren offenbar am Ziel. Der Duke warf
Ravenna einen Beutel mit Münzen zu und bat sie den Kutscher zu
bezahlen. Ravenna zählte die entsprechenden Geldstücke ab und
reichte sie dem Mann mit etwas Trinkgeld. Den Beutel mit der
erklecklichen Summe darin behielt sie vorsorglich für sich. Nur
zögernd folgte sie dem Duke, der sich auch in dieser fremden Gegend
sicher bewegte.

    Kapitel
12

    Wenige Minuten später
stand Ravenna zum ersten Mal in ihrem Leben in einem Bordell. Es
herrschte bereits reger Betrieb, obwohl es erst früher Nachmittag
war. Ravenna hielt sich dicht hinter dem Duke und spähte in seinem
Schutz vorsichtig um sich. Was sie durch die dicken Schwaden von
Zigarrenrauch sah, war auf den ersten Blick gar nicht so schlimm. Der
Raum war überraschend groß. Das Mobiliar bestand aus großen,
bequemen Polstersesseln und Sofas. An den Wänden hingen Spiegel, in
denen man sich selbst oder andere unauffällig beobachten konnte.
    Ravenna beobachtete
fasziniert einen Mann, auf dessen Schoß rittlings eine junge Dirne
saß. Ihr Rock war nach oben gerutscht und man konnte das nackte
Fleisch ihrer Beine sehen. Die Hände des Mannes kneteten
unübersehbar die prallen Schenkel der Frau, während sie an seinem
Ohr knabberte. Beide amüsierten sich offenbar prächtig, denn
zwischendurch kicherten sie immer wieder. Niemand schien sich an
dieser Situation zu stören. Es schien den beiden auch nichts
auszumachen, dass man ihnen zusehen konnte.
    Männer unterhielten
sich, lachten, tranken Wein oder Whiskey und rauchten. Sie hatten
manchmal eine, manchmal zwei Frauen im Arm. Ravenna musterte
interessiert die anwesenden Huren. Fast alle hatten auffallend stark
geschminkte Gesichter. Wie es die Standesgesetze verlangten trugen
sie ungewöhnlich grelle Kleidung in gelb, rot oder grün. Alle
Kleider und Blusen hatten einen sehr, sehr tiefen Brustausschnitt.
Hie und da sah Ravenna eine rosafarbene Brustknospe aufblitzen. Alle
Dirnen trugen ihre Haare offen. Darin waren kunstvoll bunte Bänder
oder Kunstblumen eingearbeitet. Es gab jede nur denkbare Haarfarbe.
    Das ist ja alles noch im
Rahmen des Erträglichen, dachte Ravenna erleichtert. Ihr Puls hatte
sich mittlerweile wieder beruhigt.
    Bankier Finsbury kam mit
einer älteren, beleibten Dame im Arm auf sie zu und stellte sie
seiner Männerrunde als Madame Elaine vor. Es war die Besitzerin des
Etablissements.
    Das Alter der Frau war
schwer zu schätzen. Trotz ihrer verlebten Gesichtszüge war noch zu
erkennen, dass sie einmal eine sehr schöne Frau gewesen sein musste.
Ravenna starrte fasziniert auf den falschen, schwarzen
Schönheitsfleck auf ihrer Wange.
    „Wie schön, dass

Weitere Kostenlose Bücher