Wen das Feuer verbrennt (German Edition)
wunderbare Vertrautheit zwischen ihnen
geschaffen. Ravenna wollte nicht näher darüber nachdenken, woran
das wohl lag....!
Beide nahmen am Tisch
Platz, wobei Ravenna überhaupt keinen Hunger mehr verspürte.
Jedenfalls nicht auf die Speisen, die auf dem Tisch standen. Ihm
schien es ähnlich zu gehen.
„Wie geht es Euch?“
fragte Ravenna vorsichtig. Sie getraute sich nicht ihn anzusehen. Sie
wußte ja von Johann, dass ihm das Gehen nicht so leicht fiel.
Er beugte sich
verschwörerisch zu ihr herüber und sagte trocken: „Sagen wir es
so: Ihr braucht Eure Tür heute Nacht nicht abzuschließen!“
Ravenna konnte nicht anders. Sie mußte lachen. Sie liebte es, wie er
sich über sich selbst lustig machen konnte. Auch der Duke konnte
sich das Lachen nicht verkneifen.
„Was liegt Euch auf dem
Herzen, Sinclair!“ fragte der Duke unvermittelt, nachdem sie beide
eine Weile schweigend gegessen hatten. Ravenna war erstaunt wie
feinfühlig dieser Mann war. Manchmal hatte sie fast das Gefühl, er
könnte ihre Gedanken lesen.
„Ich würde mir morgen
gerne Timbergrove ansehen. Wenn Ihr nichts dagegen habt?“ Gespannt
wartete Ravenna auf seine Antwort.
Der Duke überlegte kurz.
„Das hängt davon ab, ob ich mich morgen schon schmerzfrei in den
Sattel schwingen kann!“ Er nahm einen kräftigen Schluck aus seinem
Glas.
Ravenna schaute erstaunt
auf. „Ihr wollt mitkommen?“
„Kennt Ihr denn den
Weg?“ fragte er zurück. Ravenna schüttelte den Kopf.
„Dann werdet Ihr meine
Begleitung akzeptieren müssen!“
„Ich könnte doch auch
William mitnehmen!“
Der Duke lachte amüsiert.
„Keine Chance, Sinclair. Außer mir wird Euch niemand freiwillig
zur alten Gwyneth führen! Sie ist eine Hexe! Schon vergessen?“
Kapitel
18
Timbergrove lag etwa drei
Reitstunden von Manor Garden entfernt. Ravenna und der Duke waren
bereits in den frühen Morgenstunden aufgebrochen. Sie wollten
versuchen bis Einbruch der Dunkelheit wieder zurück zu sein. Falls
nicht, würden sie in einer der vielen Straßenschenken übernachten.
Eliza hatte größte
Bedenken und ermahnte Ravenna immer wieder mit ihren strengen
Blicken. Sie hatte längst bemerkt, dass zwischen ihr und dem Duke
mehr war, als Ravenna zugeben wollte.
Eliza packte Ravenna
frische Kleidung und Proviant in einen Beutel und reichte ihr zum
Abschluss ihren Degen. „Den solltest du immer neben dir liegen
haben!“ sagte sie beim Abschied mit bedeutsamen Blick.
Der Duke stieg anfangs
etwas zögerlich auf sein Pferd. Nach ein paar Bewegungen im Sattel
grinste er jedoch breit und zufrieden. Offenbar tat ihm nichts mehr
weh. Ravenna sah, dass er neben seiner Gepäckrolle auch einen
überlangen Stock an Jolie festgebunden hatte. Der Stock erinnerte
Ravenna ein bisschen an einen Hirtenstab. Am Sattel hing außerdem
griffbereit der Degen des Dukes.
„Könnte es unterwegs
gefährlich werden?“ fragte sie vorsichtig mit Blick auf seinen
Stock und den Degen.
„Man weiß nie! Das
Land rund um Timbergrove wird seit Jahren nicht mehr bewirtschaftet.
Es ist der ideale Ort für Menschen, die nicht gefunden werden
wollen!“ sagte der Duke. Er pfiff laut nach seinen beiden
Wolfshunden und setzte sich dann gemütlich mit seiner dicken Jolie
in Bewegung. Ravenna folgte ihm auf ihrem braunen Wallach.
Nach etwa zwei Stunden
schlug Ravenna erschöpft eine Pause vor. Sie gab vor Hunger zu
haben. Tatsächlich spürte sie jedoch ein unangenehmes Brennen an
ihrem Hintern. Sie war solch langes Reiten schlichtweg nicht mehr
gewöhnt. Der Duke war einverstanden und so machten sie Rast an einem
kleinen Bach und aßen schweigend den mitgebrachten Proviant.
Plötzlich begannen die
beiden Wolfshunde leise zu knurren. Der Duke horchte auf. Er
bedeutete Ravenna leise zu sein und sich nicht zu rühren.
Er ging zu seinem Sattel,
holte den Stock, den Degen und eine kleine Steinschloßpistole aus
seiner Satteltasche. Geräuschlos schlich er zurück zu Ravenna.
Diese spürte wie ihr die Angst den Rücken hochkroch. Die beiden
Wolfshunde lagen angespannt am Boden und beobachteten aufmerksam die
Umgebung. Ravenna wußte, dass dies kein gutes Zeichen war.
Der Duke lauschte
angestrengt. Er zeigte Ravenna drei Finger. Sie begriff sofort.
Offenbar befanden sich drei Fremde in der Nähe.
Lautlos stieß er Ravenna
an. Er gab ihr die Steinschloßpistole und bedeutete ihr damit die
Waldseite auf ihrer Seite abzusichern. Ravenna fühlte den kalten
Griff der Pistole. Sie wußte damit umzugehen, ihr Vater
Weitere Kostenlose Bücher