Wen das Feuer verbrennt (German Edition)
Kopf schief und schaute den
Duke intensiv an. Der Duke lächelte leise zurück.
„Ich muss leider
passen, Gwyneth. Eure Gabe ist meiner offenbar haushoch überlegen!“
Die Alte legte ihm sanft die Hand auf die Schulter.
„Ihr seid auch noch
nicht so alt wie ich, Mylord!“
Gwyneth sollte recht
behalten. Gegen Mittag jagte ein Lastkarren auf den Hof und stoppte
in einer großen Staubwolke. Auf dem Kutschbock saß eine völlig
zerzauste Eliza mit William. Auf der Ladefläche hing Johann und
hielt sich seine alten Knochen. Als er von der Lade stieg, ächzte er
vor Schmerzen.
Ravenna lief den
Ankömmlingen grüßend entgegen: “Das ist aber eine Überraschung!“
rief sie schon von weitem.
„Und was für eine,
Raven!“ sagte Eliza trocken und mit blitzenden Augen. Ihr Blick
sagte mehr als tausend Worte. Ravenna schüttelte nur den Kopf auf
ihre stumm gestellte Frage. Ihre Maskerade war noch nicht
aufgeflogen. Den ganzen Rest behielt sie lieber für sich. Eliza
würde sich nur unnötig aufregen.
„Wir wären schon
früher gekommen, aber wir haben erst gestern Abend Eure Nachricht
erhalten. Eliza hat sich die letzten Tage furchtbare Sorgen um Euch
gemacht, Sir Raven. Ich hatte ihr zwar gesagt, dass das völlig
überflüssig sei, solange der Duke bei Euch ist. Aber das regte sie
fast noch mehr auf!“ Johann schüttelte verständnislos den Kopf.
Versteh' mal einer die Weiber!
„Wir haben die
Ladefläche schön ausgepolstert, Raven. Mylord müsste so gut zu
transportieren sein...!“
„...außer Ihr rast
wieder, als ob der Teufel hinter uns her sei!“ unterbrach Johann
schimpfend die kleine Witwe.
„Geht zu Gwyneth
hinüber, Johann, sie hat ein wunderbares Mittel gegen Eure
schmerzenden Knochen!“ Ravenna zeigte zur Hütte der alten Frau und
nickte Johann beruhigend zu. Offenbar war ihm der Ort nicht ganz
geheuer.
Als ob sie es gehört
hätte, trat die alte Gwyneth plötzlich aus der Hütte und kam mit
einer Feldflasche auf die kleine Gruppe zu. Sie grunzte zur Begrüßung
in die Runde und hielt dem alten Johann ungefragt die Feldflasche
hin. „Für Eure schmerzenden Knochen. Drei Schluck reichen!“
Der Greis tat wie ihm
geheißen. Er verzog das Gesicht angesichts des Geschmacks, hielt
sich aber respektvoll mit einem Kommentar zurück.
„Das nehmt bitte für
den Duke mit, Sir Raven. In dem Beutel hier sind die stärkeren
Mittel. Diese könnt ihr ihm weiterhin verdünnt geben. Er wird sie
noch ein paar Tage brauchen!“
Ravenna nahm sie und
drückte der alten Frau schweigend die Hand. Ihr unendlich dankbarer
Blick sagte mehr als Worte. Der Abschied fiel ihr nicht leicht.
Gwyneth lächelte nur und raunte ganz leise: „Hört immer nur auf
Euer Herz!“
Kapitel
24
Die nächsten Tage waren
anstrengend. Ravenna hatte alle Hände voll zu tun. Neben ihren
normalen Aufgaben überwachte sie zusätzlich auch noch den Bau des
zweistöckigen Wasserklosetts. Der Duke hatte eigentlich Bettruhe für
mindestens drei weitere Tage verordnet bekommen – leider hielt er
sich nicht daran. Wenn ihm Ravenna Schmerzmittel gab, wurde es ihm
gleich zu wohl und er überanstrengte sich regelmäßig. Nachdem die
Wunde sich leicht entzündet hatte, beschloss Ravenna ihm keine
Schmerzmittel mehr zu geben. So blieb er zwar freiwillig im Bett,
strapazierte aber sehr den Glockenzug. Er war ein tyrannischer
Patient. Die Nerven aller lagen blank. Der Glockenton war für alle
zum roten Tuch geworden. Vor allem für den jungen Baronet. Denn nach
diesem rief der Duke am liebsten. Dabei war er sehr erfinderisch.
Nicolas Eden ließ sich
zweimal am Tag über den Fortgang der Arbeiten unterrichten, zog die
Korrespondenz ewig in die Länge, bat Ravenna Informationen in der
Bibliothek zu recherchieren, erinnerte sie an Dinge, die noch zu
erledigen waren, bestand darauf, dass sie mit ihm zu Abend aß und
wenn ihm nichts mehr einfiel, spielte er den leidenden Patienten.
Allen viel auf, dass die
Laune des Dukes besonders dann sehr schlecht wurde, wenn der junge
Baronet nicht greifbar war. Ravenna hatte Verständnis dafür, dass
dem Duke langweilig war, aber so konnte sie ihre Arbeit nicht machen.
Sie war abends todmüde und wollte nur noch schlafen. Leider war es
beim Duke genau umgekehrt. Er war abends putzmunter und hätte sie am
liebsten bis Mitternacht bei sich behalten. Schweren Herzens
beschloss Ravenna ihm ein bisschen von den Krümeln zu geben. Dann
würde er bis zum nächsten Morgen schlafen und wunderbar träumen –
und sie
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