Wen das Feuer verbrennt (German Edition)
vor,
heute das Thema anzuschneiden, dass ihr seit Tagen Bauchschmerzen
bereitete: Moira Cunningham. Der Duke musste endlich etwas gegen die
Countess unternehmen! Ihre grausame Tat durfte nicht ungesühnt
bleiben. Sie klopfte an die Verbindungstür und wartete bis er sie
hereinrief.
Er stand am Tisch und
hatte offenbar gerade damit begonnen sich zu rasieren. Seine untere
Gesichtshälfte war zentimeterdick mit Seifenschaum bedeckt. Er
wetzte sein Rasiermesser ganz selbstverständlich am Schärfstein und
zog es danach Bahn für Bahn sicher über sein Gesicht, ohne sich
dabei zu verletzten. Es erstaunte Ravenna immer wieder, mit welcher
Sicherheit er Dinge ausführte, für die man eigentlich Augen
brauchte. Ravenna schaute ihm fasziniert zu. Sie räusperte sich und
fragte:„Soll ich später noch mal wieder kommen?“
Der Duke sagte nichts,
bedeutete ihr jedoch mit der Hand Platz zu nehmen.
Ravenna nahm auf einem
Sessel Platz und schlug die langen Beine übereinander. Er rasierte
sich in aller Seelenruhe weiter ohne irgendetwas zu sagen. Ravenna
wurde irgendwann unruhig.
„Ihr seid so
schweigsam, Mylord! Ist irgendetwas?“ fragte sie vorsichtig. Der
Duke rasierte sich wortlos weiter.
Ravenna wurde immer
unbehaglicher zumute. Irgendwann hielt sie das Schweigen nicht mehr
aus und platzte geradewegs mit dem heraus, was ihr seid Tagen auf dem
Magen lag:
„Mylord, was gedenkt
Ihr gegen Countess Moira zu unternehmen?“ Das Rasiermesser des
Dukes stockte für einen Augenblick, - dann zog es wieder in aller
Ruhe seine Bahnen.
„Mylord?!“ Der Duke
streifte das Messer an der Wasserschüssel ab und fuhr sich prüfend
mit der Hand übers Kinn. Offenbar war er zufrieden mit seiner Rasur.
Er wischte den restlichen Schaum mit einem Tuch ab und wandte sich
dann Ravenna zu: „Wieso interessiert Ihr Euch so dafür, Sinclair?“
fragte er gelassen.
„Mylord! Sie hat ihre
eigene Schwester umgebracht und Euch das Augenlicht genommen!“
sagte Ravenna entsetzt. Er rieb sein Kinn mit etwas Alkohol ein.
„Es macht Mary aber
nicht mehr lebendig und mich nicht mehr sehend!“
„Das ist doch nicht
Euer Ernst! Diese Frau ist wahnsinnig, sie muss bestraft oder
weggesperrt werden. Ihr habt doch selbst gehört, dass sie Euch
wieder schaden will!“
Er drehte sich überrascht
um und sah sie mit seltsamen Augen an.
„Habt Ihr etwa
gelauscht, Sinclair?“
„Ich musste nicht
lauschen, Mylord!“ verteidigte sich Ravenna und hätte sich am
liebsten selbst dafür geohrfeigt, dass sie sich so verplappert
hatte. „Ich war in meinem Zimmer. Countess Moira schrie so laut,
dass es nicht zu überhören war!“ Der Duke schwieg wieder.
„Ihr müsst etwas tun
Mylord! Sie darf damit nicht durchkommen“ appellierte Ravenna an
seine Vernunft. “Wer weiß, wozu sie noch alles fähig ist!“
„Im Moment sind mir die
Hände gebunden. Der Fall ist abgeschlossen. Es gibt keine Beweise,
außer meiner plötzlich wiedergekehrten Erinnerung. Es stünde meine
Aussage gegen die von Moira!“ erklärte er nüchtern.
„Aber..... es muss
doch.....!“
„Ihr habt meinen
Verband heute noch nicht gewechselt, Sinclair,“ wechselte der Duke
geschickt das Thema und öffnete in aller Seelenruhe sein
Baumwollhemd. Ravenna stand unwillkürlich auf, holte frisches
Verbandsmaterial und ging zum Duke, der sich mittlerweile auf sein
Bett gesetzt hatte.
„Mylord, ich kann das
so nicht hinnehmen. Countess Moira muss zur Verantwortung gezogen
werden!“ Ravenna ließ nicht locker, während sie seinen Verband
aufschnitt und die Wunde säuberte. Die äußeren Wundränder waren
sehr gut zusammengewachsen und schon deutlich blasser geworden. Er
würde sich aber auch noch die nächsten Tage schonen müssen.
Ravenna tupfte die Wunde ab und legte einen neuen Verband an. Sie war
so in Gedanken, dass sie das dunkle Glitzern in seinen Augen gar
nicht bemerkte.
„Ich hatte heute nacht
einen sehr verwirrenden Traum, Sinclair,“ sagte der Duke
unvermittelt. Ravenna verband ihn still weiter, doch ihre Finger
zitterten leicht.
„Ja?“ fragte sie
möglichst beiläufig. Der Duke nickte langsam und streifte mit
seiner Hand wie zufällig ihren Oberschenkel. Ravenna zuckte sofort
zurück.
„Wollt Ihr nicht
wissen, warum mich dieser Traum so verwirrte?“
„Handelt es sich wieder
um einen dieser Träume mit der nackten Blondine?“ Ravennas Stimme
klang gelangweilt.
„Ja! Nur dieses Mal
habe ich sie nicht nur gesehen! Dieses Mal.... habe ich sie auch gehört !“ In
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