Wen das Feuer verbrennt (German Edition)
dazwischen.
„Das A in Mary kommt
vor dem O in Moira!“
„Das ist zynisch,
Mylord!“ entfuhr es Ravenna unwillkürlich. Der Duke zuckte achtlos
die Schultern und nickte.
„Ja, Ihr habt recht.
Aber ich fühlte mich damals elend. Ich war ein Zuchtbulle, der die
Kuh nehmen musste, die ihm vor die Nase gesetzt wurde!“ Den
Gedankengang konnte Ravenna nachvollziehen.
„Ich entschied mich
also für Mary! Moira wollte das schon damals nicht akzeptieren. Sie
versuchte alles um mich umzustimmen. Mit allen Mitteln. Sie kam
nachts in mein Bett oder lag bereits nackt darin. Sie flehte und
bettelte mich an Mary nicht zu heiraten! Mary spielte sie die
liebende Schwester vor; hinten herum tat sie alles, um mich zu
kompromittieren und die Hochzeit zu verhindern. Nach der Hochzeit
redete sie Mary ein, ich würde sie bedrängen und hätte versucht
sie mit Gewalt in mein Bett zu zerren. Mary glaubte ihrer Schwester.
Wir stritten uns nur noch. Irgendwann änderte sich das aber
plötzlich. Ich weiß nicht warum. Jedenfalls kühlte das Verhältnis
zwischen den beiden Schwestern merklich ab. Jetzt zankten sich die
beiden immer häufiger und heftiger. Mary wollte irgendwann sogar,
dass Moira Manor Garden verlässt. Doch diese weigerte sich. Mir war
das egal. Hauptsache ich hatte meine Ruhe. Mary suchte plötzlich
immer öfters meine Nähe und war so schrecklich anhänglich.....,“
seine blinden Augen starrten auf einen imaginären Punkt an der Wand,
während er seine Vergangenheit wiederauferstehen ließ.
„Schwangerschaften
verändern Frauen.....,“ half ihm Ravenna mit einer Erklärung aus.
„Mag sein. Jedenfalls
kam ich an jenem stürmischen Oktobertag nach Hause und Mary war
nicht da – ganz entgegen ihrer Gewohnheit! Normalerweise empfing
sie mich schon an der Tür und hing dann wie eine Klette an mir!“
Das schien ihm jetzt noch - Jahre später - zu missfallen. Ravenna
wartete geduldig bis er bereit war weiterzuerzählen.
„Auf meinem Bett fand
ich einen Zettel, auf dem stand, dass sie bei Moira sei. Ich fand das
seltsam. Mary hatte noch nie Zettel geschrieben. Draußen tobte ein
gewaltiger Sturm und sie hatte fürchterliche Angst vor Gewitter. Ich
hatte ein komisches Gefühl.“ Er hielt kurz inne und atmete tief
durch.
„Ich ging also nach
oben in den Westflügel, wo Moira und Marys Eltern untergebracht
waren. Im Korridor zog es fürchterlich, irgendwo musste ein Fenster
offen stehen. Als ich oben im Gang ankam, sah ich Moira wie einen
Geist am offenen Fenster stehen!“ Ravenna sah wie der Duke
fröstelte. „Sie trug nur ihr Nachthemd, ihr langes Haar wehte um
sie und sie hatte diesen........ irren Blick. Ich wußte instinktiv,
dass etwas Schlimmes geschehen war. Ich rannte zum Fenster und
schaute hinunter..........!“ Der Duke schluckte schwer bei der
Erinnerung. „Sie lag regungslos da, in ihrem weißen
Nachthemd....mit diesen grotesk verrenkten Gliedern!“ Ravenna
brannten Tränen in den Augen. Wie gerne hätte sie ihn jetzt umarmt,
um ihn zu trösten. Er mochte seine Frau vielleicht nicht geliebt
haben, aber ihr Tod ging ihm trotzdem nahe.
„Was war mit Moira?“
fragte Ravenna leise. Der Duke stieß einen sarkastischen Lacher aus,
während er an das Geschehene zurückdachte.
„Sie sagte nur: 'Mary
wollte dich einfach nicht mir teilen'!“ Ravenna schlug entsetzt die
Hände vors Gesicht. Wie konnte die eigene Zwillingsschwester so
etwas tun?
„Ich schwor ihr
daraufhin, dass sie dafür in der Hölle braten würde. Sie lachte
wie eine Irre und sagte: 'Gut. Dann steh' du schon mal zu meinem
Empfang bereit!' Sie stürzte sich auf mich und im nächsten Moment
war es dunkel!“
Ravenna schwieg bestürzt.
Diese Geschichte war unfassbar. Unfassbar grausam und unfassbar
traurig. Mary war tot, der Duke war blind und Moira, die Täterin,
verfolgte den Duke immer noch mit ihrer kranken Liebe. Schlimmer
noch, sie hatte ihm ja Rache für die neuerliche Zurückweisung
geschworen!
„Ihr müsst sofort
etwas gegen die Countess unternehmen, Mylord!“ Ravenna war zutiefst
besorgt. Moira war unberechenbar. Wenn dem Duke etwas zu stoßen
würde....... schon allein der Gedanke machte Ravenna verrückt vor
Angst. Was wenn Moira erfuhr, dass sich der Duke wieder erinnerte?
„Ihr dürft es ihr auf
keinen Fall sagen, Mylord!“ Ravenna konnte ihre Angst kaum
verbergen.
„Ihr seid ja sehr
besorgt um mich, Sinclair!“
„Natürlich!“ entfuhr
es Ravenna viel zu schnell. „Das wäre doch jeder, der Euch
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