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Wen das Grab ruft

Wen das Grab ruft

Titel: Wen das Grab ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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es auch nicht. Bisher habe ich immer nur von solchen Dingen gelesen. Dass wir das einmal erleben würden, hätte ich mir auch nicht vorgestellt.«
    Sie stand auf und trat an die Couch. Für eine Weile schaute sie in das leichenblasse Gesicht der Frau. Mit keinem Wimpernzucken gab Ellen zu erkennen, dass sie etwas von Wilma wollte.
    Die ältere Nachbarin lächelte Ellen an. »Wollen Sie nicht etwas trinken?«
    »Nein.«
    »Es wäre vielleicht besser. Ich kann Ihnen auch eine Schlaftablette geben.«
    »Bitte nicht.«
    Wilma Olson hob die Schultern. »Wie Sie wollen, Ellen.« Sie nickte der Liegenden zu. »Es wird alles wieder gut werden, glauben Sie mir. Sie dürfen nur nicht den Mut verlieren.«
    »Wie geht es den Kindern?« Ellen achtete nicht auf die Zusprechungen der älteren Frau.
    »Gut.«
    »Und wo sind sie?«
    »Wir haben sie nach oben gebracht, wo damals auch unsere Kinder gelebt haben. Die Räume stehen leer. Dort sind sie gut aufgehoben.«
    Wilma streckte ihren Arm aus und berührte mit den Fingerspitzen flüchtig die Wange der liegenden Frau, über deren Lippen plötzlich ein schmales Lächeln huschte.
    Mehr wollte Wilma nicht fragen. Sie nahm wieder Platz, dafür stand ihr Mann auf. »Wo willst du hin?«
    »Ich schaue mich mal draußen um. Es ist ziemlich lange ruhig geblieben, meine ich.«
    »Aber sei vorsichtig.«
    »Natürlich.« Er schob seinen Stuhl zurück und verließ den Raum. Die beiden hatten sich inzwischen wieder angezogen. Zum Schutz gegen die Kälte der Nacht streifte Olson noch eine Strickjacke über. Der Polizist stand an der Haustür.
    »Was war los?« fragte der Mann.
    Der Polizist hob die Schultern. »Ich glaube, jetzt haben sie ihn gekriegt.«
    »Wieso?«
    »Da sind welche ins Haus gegangen. Sogar geschossen haben sie.«
    Pete Olson ballte die Hände. »Hoffentlich machen sie dieses Monstrum fertig!« flüsterte er.
    »Wieso Monstrum?«
    Olson lachte. »Glauben Sie denn, dass man so einen noch als Menschen bezeichnen kann?«
    »Wahrscheinlich nicht.«
    »Das genau hatte ich gemeint.« Olson sah, dass auch der Polizist fror.
    »Wollen Sie einen Schluck zum Aufwärmen?« fragte er.
    »Wäre nicht schlecht.«
    »Warten Sie, ich bin gleich zurück.«
    Olson verschwand. Als er zurückkam, winkte der Beamte ab. »Jetzt nicht, wir bekommen Besuch.«
    Sie schauten den vier Männern entgegen, die die Straße hinunterschritten. Es waren die drei Beamten vom Yard, und auch der Sergeant befand sich zwischen ihnen.
    »Sie werden bestimmt die Frau vernehmen wollen«, bemerkte der Uniformierte.
    Olson nahm einen Schluck aus der Flasche. »Meinen Sie?«
    »Natürlich.«
    Kurze Zeit später hatten wir die beiden Männer erreicht. Der Beamte machte seinem Sergeanten Meldung. Wir erfuhren, dass alles in Ordnung war und es Frau und Kindern gut ginge.
    »Wo liegt die Frau?« fragte ich.
    »Im Wohnraum«, erklärte Olson. »Wir haben ihr einen Notverband anlegen müssen.«
    »Ist sie schwer verletzt?«
    »Es geht.«
    Ich schaute mir den Mann an, der sich mit Pete Olson vorstellte. Er war kleiner als ich, besaß schütteres Haar, zahlreiche Falten im Gesicht, aber sehr wache Augen. Meiner Schätzung nach gehörte er zu der Sorte Mensch, auf die man sich verlassen konnte.
    Mrs. Olson empfing uns im Flur. Überrascht strich sie durch ihr graues Haar, als sie die ›Invasion‹ sah. »Was wollen Sie denn alle hier im Haus?«
    »Mit der Verletzten reden«, erklärte Suko. »Aber sie hat einen Schock.«
    »Wir werden sehen«, sagte ich und berichtete danach, dass der Mann tot war. Sie hob die Arme und presste die Hände gegen den Mund.
    »Tot?« fragte Pete Olson an ihrer Stelle.
    »Leider ließ es sich nicht vermeiden«, erklärte Bill Conolly. »Und wahrscheinlich ist es sogar besser.«
    »Ja, möglich.« Pete Olson führte uns in den kleinen Wohnraum. Eine Stehlampe brannte. Ihr Licht erreichte auch die Couch, auf der die Verletzte lag. Sie sah uns kommen, blickte auch hoch, aber sie registrierte kaum, dass wir da waren.
    Ich setzte mich auf die Bettkante, Suko holte sich einen Stuhl herbei, während Bill, Pete Olson und Sergeant O'Sullivan im Hintergrund warteten.
    Ich wusste auch nicht so recht, wie ich anfangen sollte. Vom Tod des Mannes wollte ich ihr nichts sagen. Ellen Long sprach mich an. »Sie sind von der Polizei?«
    »Ja, mein Name ist John Sinclair.«
    »Ich heiße Ellen Long.« Sie sprach die Worte langsam und ohne Gefühl. Tief holte ich Luft. Das Zimmer war überheizt. In der Ecke leuchtete eine

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