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Wen das Grab ruft

Wen das Grab ruft

Titel: Wen das Grab ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Ofenplatte leicht rosafarben.
    »Mrs. Long, Sie werden Verständnis dafür haben, dass wir Ihnen einige Fragen stellen…«
    »Bitte.«
    »Wie war es, als Sie ins Haus kamen und Ihnen dieser Mensch begegnet ist?«
    »Es war grauenhaft. Er ist ja zuvor weggegangen…«
    »Wieso?«
    Ellen ließ sich nicht beirren und begann damit, die gesamte Geschichte zu erzählen. Sie wurde immer nervöser, je weiter sie berichtete. Und ihre Finger krallten sich schließlich in der Bettdecke fest. Schweiß verließ die Poren. Er blieb auf ihrer Stirn liegen. »Er… er sprach mich an, und er redete mit der Stimme meines Mannes.«
    »Dann war es Ihr Mann?«
    Sie schüttelte so heftig den Kopf, dass ich erschrak. »Es kann nicht mein Mann gewesen sein.«
    »Wieso nicht?«
    »Er sah nicht so schrecklich aus wie dieser andere mit dem Knochengesicht.«
    Da hatte sie recht, und trotzdem musste es ihr Gatte gewesen sein. »Sie sagten vorhin, er wäre weggegangen, Mrs. Long…«
    »Ja, das stimmt.«
    »Wissen Sie vielleicht, wohin er wollte?«
    Die Antwort kam nicht sofort. Nach einer Weile sagte sie die Worte, so laut, dass sie überall im Zimmer verstanden werden konnten. »Er wollte in sein Grab!«
    Ich sagte nichts, Suko schwieg ebenfalls. Mit jeder Antwort hatten wir gerechnet, damit allerdings nicht. Das war einfach unfassbar. Ein Mann, der in sein Grab wollte. Gab es das?
    »Und Sie haben sich nicht verhört, Mrs. Long?« erkundigte sich der Inspektor vorsichtig.
    »Nein, er wollte in sein Grab.«
    Suko nahm den Faden wieder auf. »Ein Grab bekommt man zumeist dann, wenn man gestorben ist. Ihr Mann aber lebte, oder war er vielleicht ein lebender Toter?«
    »Ein was?« hauchte Ellen.
    »Ein Zombie!« präzisierte Suko. Er hatte es ziemlich hart gemacht, und wir beide sahen das Erschrecken auf dem Gesicht der Frau.
    »Zombie?« hauchte sie.
    »Mein Kollege hat es nicht so gemeint«, schwächte ich ab. »Er war eben, wie auch ich, über ihre Antwort überrascht, wie Sie sich bestimmt denken können.«
    »Ja, ja, Sir. Aber Kevin lebte, als er ging. Er war völlig normal. Dann ging er zu seinem Grab.«
    »Auf welchem Friedhof liegt es denn?« fragte ich.
    Ellen deutete so etwas wie ein Lächeln an. »Das Grab befindet sich auf keinem Friedhof«, erwiderte sie fast ein wenig vorwurfsvoll. »Es ist ein Hügelgrab. Gar nicht mal weit von hier entfernt.«
    »Und dort kann man hineingehen?« fragte ich.
    »Ja.«
    Wenn das Grab nicht weit entfernt lag, mussten auch die Olsons darüber Bescheid wissen. Ich drehte mich auf der Bettkante und schaute das Ehepaar fragend an. Pete Olson hatte mich verstanden. Er nickte und fügte hinzu. »Das Grab gibt es tatsächlich.«
    »Und was ist Besonderes daran?«
    »Eigentlich nichts.« Die Antwort gefiel mir nicht, ich wollte nachhaken, aber Ellen machte mir mit ihrer nächsten Aussage einen Strich durch die Rechnung.
    »Kevin hatte immer davon gesprochen. Er war auch von einer so großen Sehnsucht erfüllt.«
    Ich drehte mich wieder um. »Nach dem Grab?«
    »Eigentlich nicht. Er hatte mehr Todessehnsucht, obwohl ich glaube, dass dieses Grab einfach damit zusammenhängt.«
    Das war mir mittlerweile auch klargeworden. »Er ist also hingegangen und kam verändert zurück.«
    »Ja«, sagte sie. »Nein!« verbesserte sie sich im gleichen Augenblick laut rufend. »Das kann er nicht gewesen sein. Er sprach nur mit der Stimme meines Mannes.«
    »Das glaube ich auch«, beruhigte ich sie.
    Ellen fasste nach meiner Hand. Ich fühlte die Kühle ihrer Finger und hörte ihre nächsten Worte, die mir unter die Haut gingen. »Werden Sie meinen Mann suchen, Sir, und ihn bitten, wieder nach Hause zu kommen? Wir warten doch auf ihn.«
    »Natürlich werde ich das«, erwiderte ich mit belegt klingender Stimme, da ich es einfach nicht schaffte, der geschockten Frau die Wahrheit zu sagen.
    »Danke«, fügte sie sehr leise hinzu. »Ich danke Ihnen auch im Namen der Kinder.«
    Hart presste ich die Lippen aufeinander. Erst jetzt kam mir richtig zu Bewußtsein, was dieser Zombie seiner Familie angetan hatte. Ich war fest davon überzeugt, dass es Kevin Long gewesen war, den wir getötet hatten. Erst das Monster am Tümpel, dann er. Stellte sich die Frage, wie viele dieser unheimlichen und veränderten Gestalten noch in der Gegend umherirrten. Der eine war zu einem Monstrum geworden, der andere zu einem halb verwesten Zombie. Was hätte ein dritter oder vierter nicht alles sein können?
    Ich stand auf. Auch Suko blieb nicht mehr

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