Wen das Grab ruft
Freund ebenso leise, wobei er noch eine Stufe höher kam.
»Ich schaue in dem Zimmer nach, das erleuchtet ist.«
»Einverstanden, wir decken dir den Rücken.«
Im Klartext hieß das, dass die beiden mir folgen würden, wenn ich losging. Ohne Zwischenfälle erreichte ich die entsprechende Tür, schaute mich noch einmal um und sah Sukos Winken. Er und der Sergeant hatten sich an den Gangseiten aufgebaut und mit ihren Rücken gegen das Mauerwerk gepresst.
Sehr viel hatte ich in meiner Laufbahn erlebt und mich mit zahlreichen Monstren herumgeschlagen. Auf sie alle hatte ich mich irgendwie einstellen können, wenn es manchmal auch schwer gewesen war. Aber keiner meiner Gegner hatte mich mit Handgranaten attackiert. Diese verdammten Hölleneier waren sehr gefährlich, denn ihre Sprengkraft blieb leider nicht nur auf eine Stelle beschränkt. Wenn sie genügend Platz besaß, breitete sie sich aus.
Diesmal waren meine Schritte nicht einmal von mir selbst zu hören gewesen, und ich hoffte, dass ich den anderen überraschen konnte. Ins Schloss gefallen war die Tür nicht. Ich legte meine linke Hand dagegen und drückte sie vorsichtig auf. Sie schwang lautlos in den Raum. Das war schon gut, aber wenn der andere lauerte, würde er die aufschwingende Tür genau sehen können.
Bange Sekunden erlebte ich, und sie verstrichen, ohne dass sich etwas getan hätte.
Ich befand mich in einem Schlafzimmer. Als Lichtquelle diente eine kleine Nachttischleuchte, neben der linken Seite des Doppelbetts. Der Schirm dämpfte einen Großteil der Lichtfülle, so dass der Raum nur mehr schwach erhellt wurde.
In meiner Kehle spürte ich ein Kratzen. Viel Raum bot das Zimmer nicht. Das Doppelbett passte so eben hinein. Das Fenster befand sich der Tür gegenüber, und der breite Schrank stand an einer Wand und dem Fußende des Betts genau gegenüber. Der Gang zwischen den beiden Möbelstücken war gerade so breit, dass ein Mensch hindurchgehen konnte.
Ich war der einzige im Raum.
Vorsichtig trat ich an das Fenster, beugte mich hinaus und konnte auf die Straße sehen. Dort lagen die kokelnden Trümmer des Polizeiwagens. Die anderen Beamten hielten sich in guten Deckungen auf. Jedenfalls sah ich sie nicht. Ich trat wieder zurück.
Sollte unser Gegner das Haus vor uns ungesehen verlassen haben? Wenn ja, musste das an der Rückseite geschehen sein. Hätte er den normalen Ausgang benutzt, hätten wir ihn sehen müssen. Das war natürlich schlecht.
Ich überlegte und ging dabei zur Tür. Unter dem Bett konnte er sich nicht versteckt gehalten haben, denn es gab da keinen Zwischenraum. Die Matratzen standen auf einem Kasten, der bis zum Boden reichte. Mir fiel der Schrank auf.
Ich hätte mir dieses fünftürige, mattlackierte Ungetüm nicht in das Zimmer gestellt, aber ich hatte auch keine Familie. Meine Blicke glitten an der Außenfassade hoch. Bis zur Decke reichte der Schrank. Darin konnte sich bequem jemand verstecken.
Vielleicht hatte ich mich in die Vermutung hineingesteigert, und in meinem Magen spürte ich den Klumpen, der einfach nicht weichen wollte. Völlig normal wirkte der Schrank. Auch an den fünf Türen wies nichts darauf hin, dass sich jemand dahinter verborgen hielt. Ich musste trotzdem nachschauen. Eine der beiden Mitteltüren suchte ich mir aus. Sie besaß zwei Hälften, aber nur ein Schloss. Der kleine Schlüssel steckte von außen. Als ich ihn herumdrehen wollte, stellte ich fest, dass die Tür nicht verschlossen, sondern nur sehr dicht angezogen war.
Ich schluckte den würgenden Kloß herunter, hielt dabei den Atem an und hörte auch den anderen nicht, der sich möglicherweise im Schrank aufhielt.
Mit einer heftigen Bewegung zog ich die Tür auf.
Und dann hatte ich das Gefühl, die nächsten Sekunden würden nur mehr langsamer ablaufen, denn im Schrank selbst war es düster. Nicht so dunkel allerdings, als dass mir die Figur nicht aufgefallen wäre, die sich neben den zur Seite geschobenen Kleidungsstücken aufhielt. Es war der Granatenwerfer, und er hielt das nächste Höllenei schon in der Hand… Was ich in diesem Momenten fühlte, war kaum zu beschreiben. Ich wusste nur, dass ich mich in Lebensgefahr befand, und mein Blick konzentrierte sich auf die Hände des Kerls.
Der Stift steckte noch…
Dann sah ich das Gesicht. Ich hatte damit gerechnet, einen normalen Soldaten zu sehen. Bis auf eine Kleinigkeit war der andere auch normal, aber diese Kleinigkeit ließ darauf schließen, dass ich es bei diesem Wesen nicht mit
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