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Wen das Grab ruft

Wen das Grab ruft

Titel: Wen das Grab ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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einem Menschen, sondern mit einem lebenden Toten zu tun hatte, dessen untere Gesichtshälfte von Fleisch befreit war und knochenbleich schimmerte.
    Ein Monstrum also! Ein mit Handgranaten bewaffneter Zombie, der einen Stahlhelm sowie Kampfkleidung trug und noch mehr dieser verdammten Hölleneier im Gürtel stecken hatte. Unter dem Rand des Stahlhelms schaute ich in zwei gnadenlose, eiskalte Augen, in denen reiner Mordwillen stand.
    Er löste den Stift.
    Ich hielt zwar meine Beretta in der Hand, aber ich hatte nicht geschossen. Erst als der andere die Granate scharf gemacht hatte, wollte ich abdrücken.
    Es war zu spät, denn es blieben mir nur Sekunden, und er schleuderte mir das Höllenei schon entgegen.
    Es fällt mir schwer, die folgenden Momente zu beschreiben. Mir gelang es im letzten Augenblick, die Tür zuzurammen, so dass die Granate nicht aus dem Schrank flog, gegen die Innenseite der Tür prallte und ich noch den Schlüssel herumdrehte.
    Danach drückte ich meinen Körper nach rechts und hechtete mit einem wahrhaft artistischen Sprung auf die offenstehende Schlafzimmertür zu. Ich hatte soviel Kraft hinter diese Aktion gelegt, dass ich über die Schwelle hinweg in den Flur katapultiert wurde, dort mit der Schulter aufkam, die erschreckten Rufe der beiden im Flur wartenden Männer hörte und die Detonation vernahm.
    Es war zu hören, dass die Granate nicht im Freien explodiert war, denn kein peitschendes Krachen erreichte meine Ohren. Dafür hörte es sich dumpf an, sogar irgendwie wummernd, und im Zimmer nebenan war in den nächsten Sekunden die Hölle los. Man konnte das Gefühl bekommen, die Wände würden einstürzen. Ich lag und saß halb am Boden, hielt meinen Kopf geschützt, wobei es mir trotzdem gelang, einen Blick durch die offene Zimmertür zu werfen.
    Die Handgranate hatte ganze Arbeit verrichtet. Der monströse Schrank hatte ihr so gut wie keinen Widerstand entgegensetzen können. Durch den Luftdruck waren die Türen herausgedrückt und von den Splittern zerrissen worden. Holzteile prallten auf das breite Doppelbett und bohrten sich regelrecht in die Decken, die sie gleichzeitig noch zerfetzten.
    Der Schrank war nicht mehr heil geblieben. Ein zersplitterter Aufbau bot sich meinen Blicken, und angesengte Kleidungsstücke hatten ihren Platz ebenfalls verlassen. Nur den Werfer sah ich nicht. Als ich hochkam, standen Suko und der Sergeant neben mir.
    »Er steckte im Schrank«, erklärte ich.
    O'Sullivan warf einen schnellen Blick in das Zimmer. »Und was machen wir jetzt?« fragte er leise.
    »Wir holen ihn uns!«
    »Der ist nicht mehr ganz!« behauptete der Polizist. »Warten wir es ab. Sie bleiben auf jeden Fall zurück.«
    Er schaute mich an und nickte heftig. Wahrscheinlich war er über meinen Vorschlag mehr als froh.
    Ich nickte Suko zu, als ich mich in Bewegung setzte. »Der kann doch nicht überlebt haben«, sagte mein Partner.
    »Vielleicht doch. Er war ein Zombie.«
    Dem Inspektor stand vor Staunen der Mund offen. Ansonsten enthielt er sich eines Kommentars und trat ebenso wie ich mit schussbereiter Beretta über die Türschwelle.
    Das Echo der Detonation war verklungen. Auch ich hatte einen Schock bekommen und bemühte mich krampfhaft, ein Zittern der Hände zu verhindern. Auf Zehenspitzen gingen wir tiefer in den Raum hinein. Nach zwei Schritten mussten wir stoppen, die Fragmente des zerstörten Schranks behinderten unseren Weg. Wie Lanzen stachen einige lange Holzsplitter aus den Türen hervor. Dabei reichten sie vom Boden bis fast an die Decke.
    Und wir hörten das Geräusch. Es war ein Ächzen, ein schauriges Stöhnen, und auch das Knirschen von Holz vernahmen wir. Sofort stoppten wir.
    Jeder von uns wusste jetzt, dass dieses Monstrum wahrscheinlich überlebt hatte.
    Den Beweis bekamen wir sehr schnell. Aus dem unteren Drittel der gewaltigen Schranktür schob sich eine bleiche Hand hervor. Sie hielt keine neue Handgranate, dafür sahen wir den qualmenden Rand eines Uniformärmels. Der Hand folgte ein Arm, ein Stück Schulter - und der Kopf!
    Ich möchte mir eine Beschreibung ersparen. Jeder kann sich vorstellen, was eine Handgranate anrichtet, wenn sie in der Hand eines Menschen explodiert. Und da machte auch dieser Zombie keine Ausnahme. Nur lebte er noch, im Gegensatz zu einem normalen Menschen, und gerade das machte die Sache so schlimm.
    Es blieb uns nichts anderes übrig, als zu schießen. Sukos und meine Beretta ›bellten‹ auf. Der Körper musste die Kugeln nehmen. Wir sahen

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