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Wen der Rabe ruft (German Edition)

Wen der Rabe ruft (German Edition)

Titel: Wen der Rabe ruft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Stiefvater
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Mutter ist schließlich Wahrsagerin. Alle ihre Freundinnen sind Wahrsagerinnen. Das hier ist – ich will nicht gerade sagen, normal. Aber es ist so, wie ich immer dachte, dass es sich für sie anfühlen muss. Du weißt schon, Dinge zu sehen, die anderen Leuten verborgen sind.«
    »Ich habe jahrelang darauf gewartet, dass es endlich mal so was anzeigt«, gestand Gansey und deutete auf das Gerät. Irgendetwas an seinem Tonfall überraschte Blue. Erst als er weiterredete, wurde ihr klar, dass er genau so sprach, wie er sonst mit Adam redete. »Ich habe achtzehn Monate gebraucht, um die Henrietta-Linie zu finden.«
    »Und, ist sie so, wie du sie dir vorgestellt hast?«
    »Ich weiß gar nicht, was ich mir vorgestellt habe. Natürlich habe ich alles über die Auswirkungen gelesen, die die Linie haben kann, aber ich hätte nicht gedacht, dass sie so stark sein würden, so … Die Bäume zum Beispiel hätte ich nie erwartet. Oder dass es so schnell gehen würde. Bisher habe ich vielleicht einmal im Monat einen neuen Hinweis gefunden und dann so lange verzweifelt daran herumgerätselt, bis der nächste kam. Nicht so wie jetzt.« Er hielt inne und schenkte ihr ein breites, wohlwollendes Lächeln. »Das ist alles dein Verdienst. Du hast uns gezeigt, wo die Linie ist, endlich. Ich könnte dich küssen.«
    Obwohl er offensichtlich nur einen Witz machte, hüpfte Blue zur Seite.
    »Was war denn das?«
    Sie fragte: »Glaubst du an Wahrsager?«
    »Na, ich war schließlich gerade bei einer.«
    »Das heißt noch gar nichts. Viele Leute lassen sich nur zum Spaß die Karten legen.«
    »Ich war da, weil ich daran glaube. Das heißt, zumindest an diejenigen, die gut darin sind. Ich glaube allerdings, dass man sich erst durch jede Menge Blödsinn wühlen muss, bis man so jemanden findet. Wieso?«
    Blue stocherte verbissen mit ihrem Stock in der Erde.
    »Weil meine Mom mich schon seit meiner Geburt immer wieder warnt, dass, wenn ich meine wahre Liebe küsse, der Junge stirbt.«
    Gansey lachte.
    »Lach nicht, du …« Blue hatte »Arsch« sagen wollen, dann aber kam es ihr doch zu drastisch vor und sie verlor den Mut.
    »Na ja, es klingt eben nur nach einer ziemlichen Mütter-Vorsichtsmaßnahme, findest du nicht? Lass dich nicht mit Jungen ein, sonst wirst du blind. Wenn du deine wahre Liebe küsst, beißt er ins Gras.«
    »Aber sie ist ja nicht die Einzige!«, protestierte Blue. »Jede Wahrsagerin, der ich jemals begegnet bin, erzählt mir dasselbe. Und außerdem ist meine Mom nicht so. Über so etwas würde sie keine Witze machen. Das ist nicht einfach bloß dahingesagt.«
    »Tut mir leid«, sagte Gansey, als er merkte, dass sie wirklich aufgebracht war. »Das war mal wieder ziemlich daneben von mir. Weißt du denn auch, wie dieser unglückselige Kerl ums Leben kommt?«
    Blue zuckte mit den Schultern.
    »Aha. Wie so oft steckt der Teufel im Detail. Also küsst du vorsorglich einfach niemanden, ja?« Er sah zu, wie sie nickte. »Ich muss schon sagen, Jane, das ist ein ganz schön hartes Los.«
    Sie zuckte abermals mit den Schultern. »Normalerweise erzähle ich das niemandem. Ich weiß nicht, warum dir. Sag’s nicht Adam, ja?«
    Ganseys Augenbrauen wölbten sich hoch zu seinem Haaransatz. »Ah, also so ist das mit euch?«
    Sofort stieg ihr Hitze in die Wangen. »Nein. Ich meine … Nein. Nein. Nur weil es eben nicht … weil ich nicht weiß … Ich gehe einfach lieber auf Nummer sicher.«
    Blue wünschte sich, sie könnten noch einmal aus dem Auto steigen und stattdessen ein Gespräch über das Wetter oder Ganseys Schulfächer anfangen. Es schien, als wollte ihr Gesicht nie wieder aufhören zu glühen.
    Als Gansey etwas erwiderte, klang seine Stimme rau. »Tja, wenn du Adam umbringen würdest, wäre ich darüber jedenfalls nicht besonders glücklich.«
    »Ich tue mein Bestes, damit es nicht so weit kommt.«
    Einen Moment lang herrschte ein unbehagliches, holpriges Schweigen zwischen ihnen, bis Gansey schließlich in etwas normalerem Ton sagte: »Danke, dass du es mir erzählt hast. Ich meine, dass du mir so etwas anvertraust.«
    Erleichtert antwortete Blue: »Na ja, du hast mir ja auch das von Ronan und Adam und diesem Konsterniertsein erzählt. Nur, was ich immer noch gern wüsste … Warum bist du eigentlich auf der Suche? Nach Glendower?«
    Er lächelte ein wenig reumütig und Blue hatte ganz kurz die Befürchtung, dass er sich in den oberflächlichen Hochglanz-Gansey zurückverwandeln würde, dann aber sagte er nur: »Die Geschichte

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