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Wen der Rabe ruft (German Edition)

Wen der Rabe ruft (German Edition)

Titel: Wen der Rabe ruft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Stiefvater
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Lippen waren fest aufeinandergepresst. »In einem Haus, das man gerne verlässt.«
    »Das ist keine richtige Antwort.«
    »Es ist auch kein richtiges Haus.«
    »Wäre es denn wirklich so schrecklich, hier einzuziehen?« Sie legte den Kopf in den Nacken und sah hoch zu der weit entfernten Decke. Das Loft roch staubig, aber auf eine angenehme Weise, wie eine Bibliothek oder ein Museum.
    »Ja«, erwiderte Adam. »Wenn ich mal ausziehe, dann an einen Ort, wo ich mir alles selbst aufgebaut habe.«
    »Darum gehst du auch auf die Aglionby.«
    Er sah sie mit diesem typischen Blick an. »Darum gehe ich auch auf die Aglionby.«
    »Obwohl du nicht reich bist.«
    Er zögerte.
    »Adam, so was interessiert mich nicht«, sagte Blue. Wenn man den Satz auf seine grundlegende Bedeutung reduzierte, stellte er vielleicht nicht gerade die verwegenste aller Aussagen dar, aber Blue fühlte sich verwegen, als sie ihn aussprach. »Ich weiß, manche Leute denken da anders, aber ich bin nicht so.«
    Er zog eine leichte Grimasse und senkte dann den Kopf in einem fast unmerklichen Nicken. »Obwohl ich nicht reich bin.«
    »Das wird dich jetzt schockieren«, sagte Blue, »aber ich bin auch nicht reich.«
    Adam lachte laut auf und sie merkte, dass sie dieses Lachen mochte, das einfach so aus ihm herausplatzte und ihn jedes Mal selbst zu überraschen schien. Die Erkenntnis, wie sehr sie es zu mögen begann, machte ihr ein wenig Angst.
    »Oh, hey, komm mal hier rüber«, sagte er. »Das wird dir gefallen.«
    Der Fußboden knarzte unter seinen Schritten, als er sie am Schreibtisch vorbei zu den Fenstern auf der anderen Seite des Raumes führte. Blue überkam ein leichtes Schwindelgefühl. Die massiven alten Fabrikfenster streckten sich fast bis zu den breiten Holzdielen hinunter und der erste Stock war weit höher gelegen als der erste Stock bei ihr zu Hause. Adam kauerte sich hin und durchwühlte eine Reihe Ablagekisten, die vor den Fenstern standen.
    Schließlich zog er eine der Pappkisten ein Stück nach vorn und bedeutete Blue, sich neben ihn zu setzen. Sie tat es. Adam hockte sich bequemer hin und sein Knie presste sich gegen Blues. Er sah sie nicht an, doch irgendetwas an seiner Haltung verriet ihr, wie sehr er sich ihrer Nähe bewusst war. Blue schluckte.
    »Das sind alles Sachen, die Gansey gefunden hat«, erklärte Adam. »Sachen, die nicht cool genug für ein Museum waren oder bei denen sich nicht beweisen ließ, wie alt sie sind, oder die er nicht hergeben wollte.«
    »Hier in dieser Kiste?«, vergewisserte sich Blue.
    »In all diesen Kisten. Das hier ist die für Virginia.« Er kippte sie so weit, dass der Inhalt sich zwischen sie ergoss, zusammen mit einer großzügigen Ladung Schmutz.
    »So, so, die Virginia-Kiste. Und die anderen?«
    Sein Lächeln erinnerte an das eines kleinen Jungen. »Wales, Peru, Australien, Montana und noch ein paar andere seltsame Orte.«
    Blue zog einen gegabelten Stock aus dem Haufen. »Ist das hier auch eine Wünschelrute?« Obwohl sie es selbst noch nie versucht hatte, wusste sie, dass einige Wahrsager diese Instrumente benutzten, um ihre Intuition zu bündeln und sich zu verlorenen Gegenständen, Leichen oder verborgenen Gewässern führen zu lassen. Quasi eine Lowtech-Version von Ganseys schickem Messgerät für elektromagnetische Frequenzen.
    »Ich schätze schon. Könnte aber auch bloß ein Stock sein.« Adam zeigte ihr eine antike römische Münze. Sie benutzte sie, um jahrhundertealten Staub von einer winzigen steinernen Hundeskulptur zu kratzen. Dem Hund fehlte ein Hinterbein und die zackige Wunde entblößte ein helleres Gestein, als an der schmutzigen Oberfläche zu sehen war.
    »Der sieht aus, als hätte er Hunger«, bemerkte Blue. Die stilisierte Hundeskulptur erinnerte sie an den Raben auf der Flanke des Hügels – zurückgeworfener Kopf, lang gezogener Körper.
    Adam griff nach einem Stein mit einem Loch in der Mitte und spähte hindurch. Die Form verdeckte genau die letzten Überreste des Blutergusses rund um sein Auge.
    Blue wählte einen passenden Stein und spähte durch das Loch zurück. Die Nachmittagssonne tönte eine Hälfte seines Gesichts rot. »Was machen die hier in der Kiste?«
    »Diese Löcher sind durch Wasser entstanden«, erklärte Adam. »Meerwasser. Aber Gansey hat sie in den Bergen gefunden. Ich glaube, er hat gesagt, sie sähen aus wie ein paar Steine, die er in Großbritannien gefunden hat.«
    Er blickte sie immer noch durch das Loch an, sodass der Stein wie ein seltsames

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