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Wen der Rabe ruft (German Edition)

Wen der Rabe ruft (German Edition)

Titel: Wen der Rabe ruft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Stiefvater
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Persephone. »Das ist zumindest das, was ich spüre. Vielleicht steckt ja wirklich nicht mehr dahinter: Sie ist hier, um Maura zu helfen, und dann hat sie sich einfach von Henrietta hinreißen lassen.«
    »Wegen des Leichenwegs?«, fragte Blue. »Ich habe sie neulich mitten in der Nacht beim Wahrsagen erwischt und da meinte sie, der Leichenweg würde es leichter machen, hier etwas zu sehen.«
    Calla zog eine verächtliche Grimasse und wandte sich dann den Sachen neben dem Bett zu.
    »Leichter, aber zugleich auch schwerer«, sagte Persephone. »Er verströmt eine Menge Energie, darum ist es ein bisschen so, als hätte man die ganze Zeit dich mit im Raum. Aber er ist auch wie deine Jungs. Ganz schön laut.«
    »Meine Jungs!«, dachte Blue, zuerst entrüstet, dann geschmeichelt, dann wieder entrüstet.
    »Und, hast du noch was gefunden, Calla?«, erkundigte sich Persephone.
    Calla stand mit dem Rücken zu ihnen und sagte: »Vor elf Monaten hat Neeve einen Anruf von einem Mann erhalten, der gefragt hat, ob sie nach Henrietta kommen würde, wenn er für die Kosten aufkäme. Hier sollte sie alle ihr zur Verfügung stehenden Mittel nutzen, um eine Ley-Linie und einen ›Kraftort‹ ausfindig zu machen, von denen er sich sicher war, dass sie hier ganz in der Nähe liegen, nur dass er sie selbst nicht aufspüren konnte. Sie hat ihm gesagt, sie hätte kein Interesse, aber nachdem sie gründlicher darüber nachgedacht hatte, beschloss sie, der Sache auf eigene Faust nachzugehen. Sie dachte sich, Maura würde sie sicher bei sich unterkommen lassen, wenn sie ihr anböte, ihr bei der Suche nach ihrem alten Liebhaber zu helfen.«
    Persephone und Blue machten beide dasselbe erstaunte Gesicht.
    »Das ist ja unglaublich!«, rief Blue.
    Calla drehte sich um. Sie hielt ein kleines Notizbuch in der Hand und wedelte damit. »Nein, das ist Neeves Terminkalender.«
    »Ach, die moderne Technik«, seufzte Persephone. »Moment, ich glaube, ich habe ein Auto gehört. Bin gleich wieder da.«
    Während Persephone die Treppe genauso leise hinunterschlich, wie sie sie heraufgekommen war, trat Blue neben Calla und legte das Kinn auf deren Schulter, um selbst etwas sehen zu können. »Und das steht da alles drin?«
    Calla blätterte durch die mit Neeves Handschrift gefüllten Seiten, um ihr die belanglosen Einträge über Termine, Deadlines und Verabredungen zum Mittagessen zu zeigen. Dann schlug sie wieder die Seite auf, auf der Neeve sich Notizen zu ihrem Telefongespräch mit dem Mann aus Henrietta gemacht hatte. Es war alles genauso, wie Calla gesagt hatte, allerdings hatte sie ein wichtiges Detail ausgelassen. Neeve hatte nämlich auch den Namen und die Telefonnummer des Mannes dokumentiert.
    Jeder Muskel in Blues Körper gab nach.
    Denn der Name des Mannes, der Neeve vor all diesen Monaten angerufen hatte, war ziemlich ungewöhnlich und Blue mittlerweile nur allzu vertraut: Barrington Whelk.
    Hinter ihnen knarzte wieder die einzelne Treppenstufe und Persephone gab einen Laut von sich, der wie »Ähem« klang.
    »Immer noch einen Tick zu gruselig«, kommentierte Calla und drehte sich um.
    Persephone hatte ihre Hände vor der Brust verknotet. »Ich habe zwei schlechte Nachrichten.« Sie wandte sich Blue zu. »Erstens sind deine Aglionby-Jungs hier und einer von ihnen hat sich offenbar den Daumen an einer Pistole gebrochen.«
    Hinter Persephone knarzte es abermals, als eine weitere Person die Stufen hochstieg. Blue und Calla zuckten kaum merklich zusammen, als Neeve neben Persephone auftauchte, den Blick wie immer eindringlich und unverwandt auf sie gerichtet.
    »Und zweitens«, fuhr Persephone fort, »sind Neeve und Maura zurück.«

35
    D ie Küche war voll. Der Raum war so oder so nicht sonderlich groß und jetzt, als sich drei Jungen, vier Frauen und eine Blue darin drängten, schien es, als wäre bei der Konstruktion schlicht nicht genug Bodenfläche eingeplant worden. Adam war so höflich, Persephone dabei zu helfen, Tee für alle zu kochen, obwohl er ständig fragen musste: »Wo sind die Tassen? Und wo sind die Löffel? Wo bewahren Sie den Zucker auf?« Ronan jedoch glich Adams ruhige Art mehr als aus – er tigerte so rastlos im Raum auf und ab, dass er Platz für drei einnahm. Sogar Orla kam herunter, um nichts Aufregendes zu verpassen, starrte dann aber Ronan so schmachtend an, dass Calla sie anbrüllte, endlich abzuhauen und ihnen ein bisschen Luft zum Atmen zu lassen.
    Neeve und Gansey saßen am Esstisch. Adam und Ronan sahen aus, wie

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