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Wen der Rabe ruft (German Edition)

Wen der Rabe ruft (German Edition)

Titel: Wen der Rabe ruft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Stiefvater
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einfach so aus. Obwohl sie es ihm gegenüber nie zugegeben hätte, zog sie diesen Gansey dem windzerzausten, lässig gut aussehenden vor. Er fuhr fort: »Bei der Sitzung, als ich nach der Ley-Linie gefragt habe, haben Sie mir diese Information vorenthalten.«
    Das schien Maura nun doch ein bisschen unangenehm zu sein. »Woher sollte ich denn wissen, was du mit diesen Informationen anstellst? Und wo ist dieser Mann jetzt? Dieser Barrington? Heißt der wirklich so?«
    »Barrington Whelk«, bestätigten Adam und Ronan im Chor. Dann wechselten sie einen gequälten Blick.
    »Im Krankenhaus hat mir ein Polizist gesagt, dass sie nach ihm suchen. Nicht nur die Polizei von Henrietta, sondern das ganze Land«, berichtete Gansey. »Aber bei sich zu Hause war er nicht und angeblich sah es so aus, als hätte er seine Sachen gepackt.«
    »Dann hat er wohl die Fliege gemacht, wie es so schön heißt«, sagte Ronan.
    »Glaubst du, er ist immer noch hinter dir her?«, fragte Maura Gansey.
    Der schüttelte den Kopf. »Ich weiß gar nicht, ob es ihm jemals wirklich um mich ging. Ich glaube nicht, dass er einen Plan hatte. Er wollte einfach das Notizbuch. Er will zu Glendower.«
    »Aber er weiß doch gar nicht, wo Glendower ist.«
    »Das weiß niemand«, antwortete Gansey. »Ein Kollege« – Ronan kicherte spöttisch über das Wort, aber Gansey ließ sich nicht beirren – »in Großbritannien hat mir von dem Ritual erzählt, für das Whelk Noah benutzt hat. Möglicherweise will er es noch einmal versuchen, an einem anderen Ort. Wie Cabeswater.«
    »Ich finde, wir sollten sie aufwecken«, sagte Neeve.
    Wieder starrten alle sie an. Sie schien völlig ungerührt, die Ruhe selbst, und faltete die Hände im Schoß.
    »Wie bitte?«, rief Calla. »Hieß es nicht gerade noch, dass man dazu eine Leiche braucht?«
    Neeve legte den Kopf schief. »Nicht zwangsläufig. Ein Opfer bedeutet nicht immer gleich den Tod.«
    Gansey wirkte nicht überzeugt. »Selbst wenn wir mal annehmen, dass das stimmt, ist Cabeswater immer noch ein ziemlich eigenartiger Ort. Wie mag dann erst der Rest der Ley-Linie aussehen, wenn wir sie aufwecken?«
    »Das weiß ich nicht. Aber sie wird geweckt werden, das kann ich dir versichern«, entgegnete Neeve. »Um das zu wissen, brauche ich noch nicht mal meine Schale.« Sie drehte sich zu Persephone um. »Oder bist du da etwa anderer Meinung?«
    Persephone hielt sich ihre Tasse so vor das Gesicht, dass ihr Mund verborgen war. »Nein, ich sehe dasselbe. Irgendjemand wird sie in den nächsten Tagen erwecken.«
    »Und ich gehe davon aus, keiner von euch will, dass dieser Jemand Mr   Whelk ist«, sagte Neeve. »Wer auch immer den Leichenweg weckt, steht ab diesem Augenblick in seiner Gunst. Sowohl das Opfer als auch der Opfernde.«
    »Noah soll eine Gunst erwiesen worden sein?«, schaltete sich Blue ein. »Na, besonders beneidenswert wirkt er aber nicht.«
    »Nach allem, was ich hier gehört habe, hat er doch ein körperliches Leben in einer Wohnung mit diesen anderen Jungen hier geführt, oder nicht?«, bemerkte Neeve. »Das scheint mir doch sehr viel angenehmer als eine Existenz als Geist im traditionellen Sinne. Ich würde das schon als Gunst werten.«
    Gansey fuhr sich nachdenklich mit dem Finger über die Unterlippe und sagte dann: »Ich bin mir da nicht sicher. Noahs Gunst ist doch auch an die Ley-Linie gebunden, oder? Als seine Leiche von dort weggeschafft wurde, hat er viel von seiner Präsenz eingebüßt. Wenn nun einer von uns das Ritual durchführt, wären wir dann genauso an die Ley-Linie gebunden, selbst wenn es bei dem Opfer nicht um Tod geht? Es gibt einfach zu viel, was wir nicht wissen. Wäre es nicht sinnvoller, Whelk davon abzuhalten, das Ritual noch einmal durchzuführen? Wir könnten doch einfach die Polizei nach Cabeswater schicken.«
    »Nein.«
    Neeve und Maura sagten es wie aus einem Mund. Was jedoch den Nachdruck anging, lag Neeve eindeutig vorn, indem sie gleichzeitig von ihrem Stuhl aufsprang.
    »Ich dachte, ihr wärt in Cabeswater gewesen«, sagte sie.
    »Waren wir auch.«
    »Habt ihr denn nicht gespürt, was für ein besonderer Ort das ist? Wollt ihr, dass er zerstört wird? Wie viele Leute sollen jeden Tag durch diesen Wald trampeln? Meint ihr wirklich, er kann Horden von Touristen standhalten? Dieser Ort ist … heilig.«
    »Mir wäre es am liebsten«, sagte Gansey, »wenn wir weder die Polizei nach Cabeswater lotsen noch die Ley-Linie wecken müssten. Ich würde gern erst mehr über Cabeswater in

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