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Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Titel: Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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war sie schon über ein Jahr mit der Universität fertig.
    Sie hatte ihnen Dom noch nicht vorgestellt und ihnen auch nie von ihm erzählt. Schließlich konnte sie sich nur allzu gut vorstellen, was ihrVater, der sich alsVorarbeiter im Pumpwerk Abbey Mills krummgelegt hatte, um seiner einzigenTochter das Studium zu finanzieren, von einem Mann halten würde, der von geerbtem Geld lebte. Den Stress musste sie sich nicht auch noch antun.
    Ihr Handy klingelte.Als sie sah, dass es Giles war, ignorierte sie
ihn einfach. IhrVater blickte stirnrunzelnd von seinem Schweinekotelett auf. »Ich hab dir doch gesagt, das Ding hat am Tisch nichts verloren!«
    Doch ehe Kristin sich verteidigen konnte, klingelte schon das Haustelefon. Ihre Mutter saß am nächsten und hob ab, womit sie ebenfalls einen finsteren Blick von Kristins Vater erntete. »Ich dachte, wir wären uns einig gewesen – keine Anrufe während des …«
    »Es ist dein Freund Giles, Schatz«, unterbrach ihn seine Frau und reichte Kristin lächelnd den Hörer.
    »Mist«, stieß Kristin halblaut hervor. Giles schwafelte ihr bereits ins Ohr. »… war echt nicht fair, wie Khan heute mit dir umgesprungen ist. Keine Ahnung, was in den gefahren ist, aber das hast du ganz bestimmt nicht verdient.«
    »Danke, Giles. Das ist nett von dir.« Sie versuchte nicht allzu sarkastisch zu klingen. »Aber ich muss jetzt …«
    »Ich hab mir gedacht, wir könnten vielleicht einen Kaffee trinken gehen und ein bisschen drüber reden. Oder... Oder du könntest zu mir kommen. Dann könnten wir ein bisschen Musik …«
    »Danke, aber es geht wirklich nicht.« Auf keinen Fall würde sie zu ihm in die Wohnung gehen. Der Gedanke, mit Giles allein zu sein, war schon schlimm genug – auch wenn sie sich nicht vorstellen konnte, dass er den Mut aufbringen würde, einen Annäherungsversuch zu machen -, aber sie hatte jedenfalls nicht vor, den Abend mit diesem komischen Hund zu verbringen, von dem er ständig redete. Andererseits wusste sie, welche Überwindung es ihn gekostet haben musste, sie einzuladen, und so bemühte sie sich, nicht allzu unfreundlich zu sein. Sie entschuldigte sich, verließ das Esszimmer und zog sich in ihr Schlafzimmer zurück. »Ich habe heute Abend schon was vor, Giles«, sagte sie, als sie außer Hörweite ihrer Eltern war. »Ich bin verabredet – im Gate in Notting Hill.«
    »Du triffst dich mit ihm , nicht wahr? Mit dem Typen, der dir die Rosen geschickt hat.«

    »Du hörst dich schon an wie mein Vater, Giles«, sagte sie. Sie verspürte plötzlich nicht mehr die geringste Lust, nett zu sein. »Und im Übrigen geht dich das gar nichts an. Also, wir sehen uns dann morgen in der Arbeit.« Sie wollte schon auflegen, doch dann hielt sie den Hörer noch einmal ans Ohr. »Und noch was: Ruf mich nicht zu Hause an …«
    … und außerdem kannst du mich mal!«, murmelte sie, während sie das Telefon aufs Bett warf. Jetzt musste sie sich schnell auf den Weg machen, bevor ihre Mutter anfangen konnte, sie über ihren Freund auszufragen. Ihre Arbeitsklamotten ließ sie einfach in einem Haufen auf dem Boden liegen, während sie in Jeans und eine etwas zerschlissene rosa Strickjacke schlüpfte. An diesem Abend wollte sie sich ausnahmsweise nicht für Dominic Scott aufbrezeln. Und sie hatte auch keine Lust, auf ihn zu warten, falls er noch nicht da war.
    Sie hatte sich hundertmal gesagt, dass sie nur zu Ende bringen würde, was sie ihm an diesem Nachmittag zu sagen versucht hatte, aber ein kleiner Teil von ihr rebellierte dagegen und sagte, dass es nicht wahr sei – ein Teil von ihr, der sich einbildete, dass die Rosen ernst gemeint waren. Sie würde ihn sehen, er würde ihr in die Augen blicken, und alles wäre gut.
    Geschieht dir nur recht, wenn er dich wieder versetzt, dachte sie, als sie mit gesenktem Kopf gegen den Wind zum U-Bahnhof Earl’s Court stapfte.
    Als sie wenige Minuten später in Notting Hill Gate wieder an die Oberfläche kam, war es schon weit nach zehn, doch auf den Straßen ging es noch immer lebhaft zu, mit Scharen von Menschen, die vom abendlichen Shopping oder aus dem Restaurant kamen, während andere auf dem Weg ins Pub waren. Als sie an der Pembroke Road am Fußgängerüberweg wartete, sah sie, wie die Frau neben ihr gedankenverloren direkt vor den 52er Bus trat, der gerade um die Ecke gerauscht kam. Kristin bekam die Jacke der Frau an der Schulter zu fassen und zog sie
im letzten Moment zurück. Der Luftzug riss sie fast von den Beinen, als der Bus dicht

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