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Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Titel: Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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vor ihr vorbeifuhr.
    »Herrgott noch mal!«, rief sie, und ihr Herz pochte wie wild, als sie die Frau wieder losließ. »Haben Sie denn keine Augen im Kopf?«
    »’tschuldigung«, murmelte die Frau, ohne sie anzusehen, und als die Ampel auf Grün sprang, ging sie los, den Kopf immer noch gesenkt.
    Leute gibt’s , dachte Kristin kopfschüttelnd, doch dann stand sie schon vor dem Eingang an der Seite des Gate Cinema.
    Es war kein Türsteher im Einsatz, da montags nie besonders viel los war, aber erst als sie die Treppe hinunterging, fiel ihr ein, dass Montag ja Salsa-Night war. Die pulsierenden Latin-Rhythmen schlugen ihr entgegen, und als sie im Untergeschoss ankam, sah sie, dass die Leute nicht wie sonst wild durcheinandertanzten, sondern paarweise, mit Anfassen. Ihr wurde ganz mulmig, und sie fürchtete, schwach zu werden. Diese Versuchung bedeutete eine Komplikation, die sie absolut nicht brauchen konnte, und sie fragte sich, ob Dom daran gedacht hatte und den Club genau deswegen als Treffpunkt gewählt hatte.
    Sie bahnte sich einen Weg durch das Gedränge am unteren Treppenabsatz und tauchte in den violetten Schein der Barbeleuchtung ein. Eine der Bedienungen, ein hübsches blondes Mädchen, winkte ihr zu, doch sie schüttelte nur den Kopf und sah sich weiter suchend um.
    Und dann entdeckte sie ihn. Er saß allein in einer Ecke, so weit wie möglich von der Bar und der Tanzfläche entfernt. Er hatte sich die Haare gewaschen und sein Outfit ganz offensichtlich mit Sorgfalt gewählt. Sie fragte sich, ob es nur das Licht von der Bar war, das sein Gesicht so blass machte.
    Als er sie sah, lächelte er und stand auf, um sie zu sich zu winken, und als sie an seinem Platz ankam, küsste er sie leicht auf die Wange.

    Kristin erschauerte und wich zurück. »Ich bin gekommen, um mit dir zu reden, Dom.« Sie setzte sich auf die Bank, hielt aber deutlich Abstand zu ihm.
    »Ich bestell dir was zu trinken.«
    »Nein, ich will nichts …«
    Aber da kam gerade die Bedienung vorbei, und Dom winkte sie heran und bestellte ihr einen Mojito. Er selbst trank Whisky pur, wie sie sah – kein gutes Zeichen.
    »Du siehst fantastisch aus.« Er streichelte ihren Arm.
    »Findest du?«, gab sie zurück. »Da hättest du mich mal am Samstag sehen sollen.«
    »Weißt du, Schatz, die Dinge sind ein bisschen außer Kontrolle geraten. Ich...«
    »Du verlierst immer nur so weit die Kontrolle, wie es dir gerade passt, Dom, und ich …«
    Die Bedienung brachte ihren Drink, und Kristin lächelte dem Mädchen abwesend zu, als sie das Glas entgegennahm. Sie trank einen Schluck, schmeckte Minze und Limette und spürte einen leichten Kick, als die Wirkung des Rums einsetzte. Mut antrinken , nannte man das. Sie musste sich Mut antrinken.
    »Trink aus«, sagte Dom mit ruhiger Stimme, und da merkte sie, dass er trotz des Whiskys nüchtern war, und in seinen grauen Augen sah sie keine Spur von Zärtlichkeit. »Und dann erzähl mir von den Bullen.«
    Kristin schluckte. Die Angst, die sie seit dem Morgen unterdrückt hatte, war schlagartig wieder da. »Die Polizistin meinte, es sei eine Privatangelegenheit; sie tut angeblich nur einer Bekannten einen Gefallen – eine Frau namens Erika Rosenthal. Sie sagt, die Brosche hätte ihrer Bekannten gehört und sei im Krieg verloren gegangen. Und sie wollte wissen, wer sie verkauft.«
    »Hast du es ihr auch ganz bestimmt nicht gesagt?« Doms Stimme wurde lauter.
    »Nein, natürlich nicht«, versicherte sie und musste gleichzeitig
daran denken, wie sie am liebsten alles zugegeben hätte. Die Polizistin hatte so sympathisch gewirkt, mit ihrem offenen Gesicht und ihrem kupferfarbenen Haar. »Und Khan ist ihnen mit der Anwaltsnummer gekommen. Aber ich habe nichts …«
    »Du musst sie aus der Auktion nehmen.« Dom schwitzte jetzt; von der Ruhe, die er eben noch ausgestrahlt hatte, war nichts mehr zu spüren, und als er sein Glas hob, zitterte seine Hand.
    »Aus der Auktion nehmen?« Kristin starrte ihn an. »Bist du wahnsinnig? Du weißt, dass ich sie nicht aus der Auktion nehmen kann. Das kann nur Harry.«
    »Harry baut fest darauf, dass er sich mit seinen zwanzig Prozent eine Weile über Wasser halten kann. Er …«
    »Zwanzig Prozent?« Kristins Stimme überschlug sich. »Du hast Harry zwanzig Prozent geboten, und ich soll für meine läppischen vier Prozent Provision riskieren, dass Khan mir die Hölle heißmacht?«
    »Ich hätte dich schon noch entschädigt, Kris. Aber jetzt …«
    »Jetzt ist es zu spät. Das

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