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Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Titel: Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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bemerkte Kincaid mit massivem Understatement.
    Gemma fiel auf, dass Melody gar nichts von Dominic Scotts Vater gesagt hatte. »Ganz hübsch«, meinte sie, ihre plötzliche Nervosität mit Sarkasmus überspielend. »Erinnert mich an ›Das Haus am Eaton Place‹.Vielleicht sollten wir es am Dienstboteneingang versuchen.«
    Er sah sie grinsend über die Schulter an, als er dasTor schwungvoll aufzog und auf die von Buchsbaumkugeln flankierte Haustür zuschritt. »Kommt überhaupt nicht infrage.«

    Doch die Frau, die ihnen gleich nach dem ersten Läuten öffnete, war kein Dienstmädchen in frisch gestärkter Uniform. Sie war so schmal und zierlich, dass Gemma sich regelrecht plump vorkam, hatte blondes Haar und trug Jeans – ein teures Designerlabel, wie Gemma erkannte – zu einem blassblauen, seidig glänzenden Pullover. Die Farbe ihres kinnlangen Haars mochte mehr Chemie als Natur sein, doch es war kostspielig gestylt, und ihre Haut war makellos. Die etwas markante Nase verhinderte, dass sie wie eine herkömmliche Katalogschönheit wirkte, aber der Gesamteindruck war gleichwohl umwerfend, und Gemma fürchtete, dass Kincaid gleich Stielaugen bekäme.
    »Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?«, fragte die Frau und schenkte ihnen ein etwas irritiertes Lächeln.
    »Mrs. Miller-Scott?«, fragte Gemma und wünschte, sie hätte sich getraut, Kincaid einen kräftigen Rippenstoß zu versetzen. »Ich bin Inspector Gemma James, und das ist Superintendent Kincaid von Scotland Yard.«
    »›Ms.‹, bitte, wenn es Ihnen nichts ausmacht. Ich bin schon seit Jahren niemandes ›Mrs.‹ mehr. Und zu wissen, wer Sie sind, verrät mir noch lange nicht, was Sie von mir wollen.« Sie war immer noch höflich, doch ihr Ton wurde einen Tick schärfer.
    »Eigentlich möchten wir Ihren Sohn sprechen, Ms. Miller-Scott.« Offenbar hatte Kincaid die Sprache wiedergefunden. »Dominic. Er wohnt doch hier, oder?«
    Diesmal zuckte eindeutig eine Gefühlsregung über die beherrschte Miene der Frau, doch Gemma konnte nicht erkennen, ob es Sorge oder Verärgerung war. »Ja, Dom hat hier eine Wohnung. Er ist im Moment nicht zu Hause, aber ich nehme an, er wird bald zurück sein. Steckt er in irgendwelchen Schwierigkeiten?«
    »Wir möchten uns nur ein wenig mit ihm unterhalten«, erwiderte Kincaid leichthin. »Könnten wir vielleicht drinnen auf ihn warten?«

    Ellen Miller-Scott zuckte mit den Achseln, und diesmal war es nicht zu übersehen, dass sie genervt war. »Wie Sie wollen.« Als sie die beiden ins Haus führte, verschlug es Gemma fast die Sprache.
    Nach dem Eindruck, den das Anwesen von außen machte, hatte sie eine traditionelle Inneneinrichtung erwartet, kitschig und überladen. Aber während die Böden in der Eingangshalle und im Wohnzimmer aus dunklem, glänzendem Holz waren, bildeten makellos weiß gestrichene Wände den Hintergrund für die Gemälde, die sich wie in einer Galerie aneinanderreihten. Gemma glaubte einen Hockney zu erkennen, auch einen Lowry, aber es waren einfach zu viele, und alle waren atemberaubend.
    Kleine Teppiche mit modernen Mustern bildeten Farbtupfer zwischen den eleganten Ledermöbeln, und die Blumengestecke auf den Tischen sahen aus, als hätten sie so viel gekostet, wie Gemma in einem Monat verdiente – wahrscheinlich stammten sie von dem gleichen Floristen wie Kristins Rosen. Und als perfekter, wenngleich ein wenig exzentrischer Kontrapunkt hing von der Stuckrosette in der Mitte der Decke ein riesiger Kristalllüster herab.
    »Der hat meinem Vater gehört.« Ellen Miller-Scott war Gemmas Blick gefolgt. Sie klang belustigt. »Fällt ein bisschen aus dem Rahmen, das gebe ich zu, aber mir gefällt er. Nehmen Sie doch Platz.«
    Gemma brachte ein gepresstes »Wie interessant« heraus und ließ sich so anmutig, wie sie nur konnte, auf das Sofa vor dem Marmorkamin sinken. Das Leder fühlte sich an ihren bloßen Waden wie zarte Haut an.
    Kincaid, den das alles absolut kaltzulassen schien, ließ sich neben ihr nieder, zupfte die Bügelfalten seiner Hose zurecht und lächelte ihre Gastgeberin an. »Sie haben ja eine beeindruckende Sammlung, Ms. Miller-Scott.«
    Die Angesprochene setzte sich gegenüber von Kincaid und
Gemma auf die Armlehne des anderen Sofas, womit sie deutlich zu verstehen gab, dass sie ihre Anwesenheit nur für eine begrenzte Zeitspanne zu dulden gedachte, und bot ihnen auch nichts zu trinken an. »Mein Vater hatte ein Talent, zu erkennen, was einmal wertvoll sein würde – offenbar eine

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