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Wen die Götter lieben: Historischer Roman (German Edition)

Wen die Götter lieben: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Wen die Götter lieben: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Waters
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auszufechten. Während die Männer nun das Lager aufschlugen, im harten Boden Gräben aushoben, die Zelte aufspannten und Palisaden errichteten, erkundeten wir die Umgebung, um zu sehen, wie das Kastell am besten einzunehmen war.
    Es hatte einen hohen, nach Südwesten gelegenen Torweg. Das Tor selbst war verschwunden. Die Franken hatte den Eingang mit Steinen und alten Dachbalken aus den zerstörten Kasernen versperrt. Nun beäugten sie uns von der Brustwehr, und als sie uns nah genug glaubten, warfen sie Geschosse nach uns und brüllten Beleidigungen in ihrer rüden Sprache. Sie waren aufgebracht, weil wir es wagten, hierherzukommen und sie herauszufordern.
    Wir blieben außer Reichweite. Als sie das begriffen, sparten sie ihre Geschosse und begnügten sich mit Schimpfwörtern.
    »Es wird dauern, bis wir sie los sind«, bemerkte Valentinian, der die Barbaren voller Abscheu beobachtete. »Die haben sich gut verschanzt.«
    »Ja«, pflichtete Julian finster bei, »und zwar in unserem eigenen Kastell. Aber wir sind draußen und sie drinnen, und ich bezweifle, dass sie für Vorräte gesorgt haben. Sie sind an unsere Schwäche gewöhnt. Bestimmt rechnen sie damit, dass wir wieder abziehen und sie weiter plündern lassen. Aber ich werde sie verjagen, und wenn es den ganzen Winter dauert.«
    Florentius war nicht bei uns. Er war im Lager geblieben,um den Aufbau seines Zeltes zu beaufsichtigen – ein hoher, gestreifter Pavillon mit einem Vordach, das auf rot gebeizten Eschenpfosten ruhte. Ich ging mit Marcellus und unserem Kameraden Arintheus gerade daran vorbei, als die Möbel auf einem Stück Segeltuch abgeladen wurden und darauf warteten, von den Sklaven hineingetragen zu werden: Stühle mit Kissen, ein Tisch mit Einlegearbeiten, Lampenständer, eine gepolsterte Liege und mittendrin eine bronzene, mit Girlanden verzierte Badewanne. Als wir stehen blieben, um dies alles in uns aufzunehmen, kam ein livrierter Diener zu uns und sagte, der Präfekt wünsche uns zu sprechen.
    »Ah, meine Freunde!«, rief Florentius zwischen halb ausgepackten Kisten hervor. »Jetzt lagern wir hier in dieser Einöde. Vielleicht könnt ihr unseren großen Heerführer zur Vernunft bringen.«
    »Wie bitte?«, sagte ich.
    »Nun, auf die Stimme der Erfahrung will er nicht hören, aber vielleicht hört er ja auf euch. Die Franken kommen und gehen schon seit Jahren durch diesen Landstrich; da überrascht es nicht, wenn sie ihn als ihr Eigentum betrachten. Begreift Julian denn nicht, dass er Unruhe stiftet? Die Barbaren werden sich bei ihren Brüdern jenseits von Rhein und Maas beschweren. Denkt an meine Worte: Wenn wir sie verärgern, bekommen wir Scherereien entlang der gesamten Grenze, und dann wird Julian sich vor dem Kaiser verantworten müssen.«
    »Sollen wir das dem Cäsar ausrichten?«, fragte Arintheus.
    Der Präfekt zuckte die Achseln. »Erzählt ihm, was ihr wollt. Ich bezweifle, dass er zuhören wird. Aber er wird es noch lernen. Er kann nicht mitten im Winter durch die Gegend marschieren. Was glaubt er denn, wer er ist? Ihr da!«, rief er plötzlich ein paar Sklaven zu, die an einer Zeltspannleine zogen, »hört auf, daran zu zerren, ihr Dummköpfe, sonst bringt ihr das ganze Ding zum Einsturz, und es landet in diesem verfluchten Matsch!« Er wandte sich wieder uns zu: »Ihr seid doch Soldaten. Also bringt ihm Vernunft bei, bevor er mit seinen Plänen an der ganzen Grenze Überfälle auslöst.«
    Später, als wir mit Julian sprachen, erwähnte Arintheus, was Florentius gesagt hatte – jedoch ohne den hochfahrenden Ton.
    »Er hat insofern recht, als es den Franken nicht gefällt und dass sie Verstärkung holen werden«, sagte Julian. »Ansonsten bin ich anderer Meinung als Florentius. Er meint, wir sollten gar nichts tun, damit die Barbaren nicht wütend werden? Was für eine Politik soll das denn sein? Nein, wir werden ihnen zeigen, dass wir bereit sind zu verteidigen, was uns gehört. Und wenn sie Verstärkung holen, sollten wir das Kastell lieber einnehmen, bevor ihre Freunde kommen.«
    Während seiner Rede hatte Julian über den Fluss zum dichten Wald hinübergeschaut. Nun drehte er den Kopf, als ein neuerlicher Schimpfwörterhagel von der Mauer auf uns niederging.
    Der kurze Wintertag ging bereits dem Ende entgegen und verblasste im Zwielicht. Das Kastell hüllte sich in Dämmer. Die Köpfe der Franken zeigten sich als bewegliche Schatten über der Brustwehr; ihre fernen Stimmen klangen wie wütendes Hundegebell.
    Julian wandte sich

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