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Wen die Götter lieben: Historischer Roman (German Edition)

Wen die Götter lieben: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Wen die Götter lieben: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Waters
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wieder uns zu und schüttelte den Kopf. »Welcher Dummkopf gibt ein Kastell auf, ohne es zu zerstören? Kein Wunder, dass die Barbaren uns verspotten, wenn wir sie in einer unserer eigenen Festungen belagern müssen!«
    Tage vergingen. Es blieb kalt und grau. Wir sahen die Franken über den Fluss spähen und den nördlichen Horizont absuchen, ob ihre Stammesgenossen im Anmarsch waren. Jeden Tag forderte Julian sie auf, sich zu ergeben, und jeden Tag brüllten sie dem Boten zur Antwort Beleidigungen zu und bewarfen ihn mit Steinen.
    Wir waren derweil nicht müßig, sondern schickten Pioniere durch Laufgräben an die Mauer beim Tor, unter Korbgeflechtund Ochsenfellen verborgen, um die Mauer zu untergraben, wo sie am schwächsten aussah. Doch das Fundament reichte tief – unsere Baumeister verstanden ihr Handwerk –, und die Arbeit ging nur langsam voran. Florentius kam immer wieder, um sich die Fortschritte anzuschauen, schwieg mit selbstzufriedener Miene und sorgte im Übrigen dafür, dass seine Anwesenheit bemerkt wurde.
    Wir machten uns an den Bau eines Belagerungsturmes, und es trat Ruhe ein, während die Soldaten die Bäume fällten und die Zimmerleute mit Axt und Hobel zu Werke gingen. Einmal kam Oribasius zu unserem Zelt und fragte, ob wir am nächsten Morgen mit ihm und Julian ausreiten wollten.
    »Aber ja«, antwortete ich. »Natürlich. Wer kommt sonst noch mit?«
    »Nur du und Marcellus. Wir treffen uns bei Morgengrauen bei den Pferden.« Damit verabschiedete er sich, zog den schweren Mantel zum Schutz gegen die feuchte Witterung zusammen und ging.
    »Was glaubst du, was er will?«, fragte Marcellus.
    Ich zuckte die Achseln, vermutete jedoch, dass ein Zweck dahintersteckte, da es nicht Julians Art war, nur zum Vergnügen auszureiten.
    Über Nacht drehte der Wind, und bis zum Morgengrauen hatten sich die niedrigen Wolken und der Nieselregen verzogen, sodass die Sonne an einem klaren blauen Himmel aufging. Wir ritten nach Osten und folgten den Wegen durch bereifte Feuchtwiesen an einem alten Kanal entlang.
    Nach einiger Zeit verließen wir die Auen und gelangten auf festeren Boden. Ein Stück voraus lag ein breites, niedriges Plateau mit einem Kreis schlanker Kiefern. Sie zogen den Blick auf sich wie ein Menhir.
    »Das ist die Stelle«, sagte Julian, der bis dahin kaum gesprochen hatte, und trieb sein Pferd an.
    Wir ritten den Pfad hinauf und saßen ab. Ich ließ den Blickin die Runde schweifen. Im Osten schien weiß und kalt die tief stehende Sonne. Die bereiften Auen glitzerten, und in der Ferne kreiste ein Habicht. Wir banden die Pferde an; dann öffnete Oribasius seine Satteltasche und holte einen kleinen, klappbaren Dreifuß sowie eine Handvoll strohumwickelten Zunder heraus. Er stellte den Dreifuß in die Mitte des Baumkreises und machte Feuer. Julian sagte: »Dieser Tag ist Apollo gewidmet, dem Überbringer des Lichts. Wusstest du das?«
    Ich zögerte und ermahnte mich, dass Julian bei all seiner Freundlichkeit der Vetter des Kaisers war, der die Tempel geschlossen und das Opfern bei Todesstrafe verboten hatte. Heutzutage war schon der Besitz eines Dreibeins verdächtig. Unter dem Notar Paulus waren in Britannien Menschen für Geringeres hingerichtet worden. Ich fragte mich erneut, warum wir hierhergeritten waren. War das eine Prüfung?
    »So habe ich gehört«, antwortete ich vorsichtig.
    Julian sah mich forschend an, und ich wich dem Blick nicht aus.
    Dann meldete Oribasius sich zu Wort. »Julian, du tust nicht recht daran, sie warten zu lassen. Du hast sie hierhergebracht; jetzt musst du es ihnen sagen oder schweigen.«
    Julian runzelte die Stirn und nickte. »Ich wusste vom ersten Tag an, als ich dich im Tempel beten sah, dass du einer von uns bist. Ich habe mich geschämt, dich heimlich zu beobachten; aber vielleicht war es die Absicht des Gottes, denn so wurde mir gezeigt, wer du wirklich bist. So etwas kommt seltener vor, als man meinen sollte.«
    Er pflückte einen Zweig Heidekraut und drehte ihn zwischen den Fingern. »Zunächst riet Oribasius zur Vorsicht. Eutherius hatte gut über euch gesprochen. Doch wir mussten selbst in Erfahrung bringen, ob wir euch trauen können.«
    »Ihr könnt uns trauen«, bekräftigte ich.
    »Ich weiß, ich weiß. Darum habe ich euch hierhergeführt. Wahrscheinlich habt ihr euch schon gewundert. Du hast mir,wenn auch ungewollt, deine wahre Haltung gezeigt. Es ist Zeit, dass ich das Gleiche tue.«
    Er zeigte mit ausgestrecktem Arm auf die Bäume, die uns wie ein

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