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Wen die Götter lieben: Historischer Roman (German Edition)

Wen die Götter lieben: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Wen die Götter lieben: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Waters
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Wissen, nur Sklaverei und den endlosen Kreislauf des Nichtwissens. Und darum bin ich kein Christ mehr.«
    Stille breitete sich aus, bis Marcellus schließlich bemerkte: »Aber du besuchst mit dem Bischof von Paris die Kirche der Christen.«
    »Glaubt ihr, ich bin mein eigener Herr? All dieses Katzbuckeln, dieses ständige ›Ja, mein Cäsar, nein, mein Cäsar‹ bedeutet gar nichts. Ich gehe, weil ich muss. Jede Kleinigkeit wird dem Kaiser zugetragen. Sogar meine Freunde werden ausgeforscht und verhört.«
    Er warf den Heidekrautzweig in das verlöschende Feuer und beobachtete, wie er verkohlte und verbrannte. »Nachdem ich den germanischen Gaukönig bei Straßburg besiegt hatte, sandte Constantius lorbeergeschmückte Briefe in die Provinzen, in denen sein Sieg bekannt gegeben und gepriesen wurde. Er ließ verbreiten, er selbst habe in vorderster Linie gekämpft, habe die Schlachtordnung aufgestellt und die Reihen der Barbaren aufgerieben. Habt ihr das gewusst? Dabei war er vierzig Tagesmärsche weit weg. Und ich, der dabei war, wurde gar nicht erwähnt. Jeder Sieg ist seiner, aber die Niederlagen habeich zu verantworten. Folglich kann ich nur versagen. Das ist ihr Plan. Darauf warten meine Feinde bei Hof nur … und dann wollen sie mich vernichten.«
    In den Tagen darauf drehte der Wind nach Norden und brachte zuerst Regen, dann bittere Kälte. Eines Morgens wachte ich auf, weil jemand Eis hackte. Es war Marcellus, der sich draußen am Wasserzuber waschen wollte.
    »Es hat keinen Zweck«, sagte er und streckte den Kopf ins Zelt. »Es ist bis auf den Grund gefroren. Ich gehe zum Fluss.«
    Ich stöhnte und zog mir die Decke über den Kopf. Plötzlich war Marcellus zurück und rief: »Steh auf, Drusus! Schnell! Am Kastell geht etwas vor.«
    Ich zog mich an und eilte hinaus. Über dem Lager lag eine dicke Reifschicht. Es war noch früh. Der erste Schein der Dämmerung zeigte sich als blutroter Streifen am Horizont. Als wir den Fluss erreichten, lag das Kastell still da. Das Tor war mit allem versperrt, was die Franken hatten finden können. Die Erdarbeiten der Sappeure ruhten. An der Brustwehr war nirgends ein Gesicht zu sehen.
    »Horch!« Marcellus nahm meinen Arm und zog mich den Hang hinunter ans Ufer. Die hohen, überfrorenen Grashalme knisterten und knackten unter jedem Tritt. Ich wollte ihm gerade vorwerfen, mir einen Streich zu spielen, als ich ferne Kratzgeräusche und den gedämpften Klang von Ziegeln hörte, die aufeinandergeschichtet wurden.
    »Was tun sie da? Die Mauern erhöhen?«
    »Im Gegenteil. Sie brechen die Mauer ab. Komm hierher, dann siehst du, was ich meine.«
    Wir gingen bis an die Stelle, wo die Kastellmauer aus dem Fluss ragte, und behielten die Brustwehr sorgfältig im Auge. Auf diese Entfernung konnte ein gut geschleuderter Stein einem Mann den Schädel zertrümmern. Die Geräusche waren nun deutlicher zu hören. Marcellus legte mir die Hand aufdie Schulter und lenkte meinen Blick an der Wasserlinie entlang. Und da sah ich es: Die Franken brachen das zugemauerte Seitentor an der Flussseite auf, indem sie den alten Mörtel herauskratzten und die Ziegel einen nach dem anderen entfernten. Doch vor ihnen lag der Fluss und sonst nichts.
    Ich blickte Marcellus fragend an. »Aber wohin wollen sie? Sie haben keine Boote.«
    »Du schläfst wohl noch, Drusus! Schau! Sie brauchen keine Boote.«
    Ich sah genauer hin und riss die Augen auf. Das Wasser war unbewegt und sah aus wie trübes graues Glas: Der Fluss war zugefroren.
    »Verstehst du jetzt? Sie wollen hinüberlaufen«, sagte Marcellus, ging in die Hocke und klopfte gegen das Eis.
    »So ist das also«, sagte Julian, der kurz darauf zu uns kam. Severus war bei ihm, und schließlich kamen auch Arintheus und Victor vom Lager herbei.
    »Wollen wir sie entkommen lassen?«, fragte Victor zornig. »Sie würden zurückkehren, sobald wir abgezogen sind. Ich gehe die Männer wecken. Wir können ihnen den Weg abschneiden, bevor sie den Wald erreichen.«
    Julian hatte nachdenklich zugehört. »Nein, warte.« Er bückte sich und hob einen schweren Dachziegel auf, der vor seinen Füßen lag. Er drehte ihn in der Hand, schätzte das Gewicht; dann holte er aus und schleuderte den Ziegel wie einen Diskus über den Fluss.
    Er landete mit dumpfem Aufschlag, rutschte über das Eis und blieb in der Strommitte liegen.
    Wir blickten stumm zu der Stelle hinüber. Unser Atem dampfte in der Kälte. Severus setzte zum Sprechen an, doch Julian gebot ihm mit einer Geste, still

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