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Wen die Götter lieben: Historischer Roman (German Edition)

Wen die Götter lieben: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Wen die Götter lieben: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Waters
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mein Herz für die Liebe geöffnet, als ich schon geglaubt hatte, niemals kämpfen oder lieben zu können.
    Hinter seinem ungezwungenen Geplauder spürte ich, dass er sich ebenfalls daran erinnerte. Wunden heilen, aber die Narben blieben. Er war jetzt ein zäher, erfahrener Soldat. Aber ich hatte einen jüngeren, weicheren Durano gekannt, der viel gegeben und wenig dafür genommen hatte, und in meiner jugendlichen Dummheit hatte ich ihn gekränkt.
    Vor uns ging seine Dienerin ihren Aufgaben nach. Sie hatte einen Armvoll Reisig geholt und kniete sich hin, um die Zweige zu zerbrechen und ins Feuer zu schieben. Ihre schwarzen Haare waren kurz geschnitten, sodass sie fast wie ein junger Soldat aussah, und um den Hals trug sie ein Amulett, einen geflochtenen Torques aus Bronze mit zwei Drachenköpfen an den Enden. Sie bemerkte meinen Blick und schaute weg, als ich sie anlächelte. Unter ihrer weiten, schlichten Kleidung steckte ein geschmeidiger Körper wie von einem jungen Läufer. Doch ihre Augen hatten nichts Kindliches; sie waren geheimnisvoll und nachdenklich und sprachen von vergangenem Leid.
    »Die Germanen haben sie verschleppt«, erklärte Durano, der meinen Blick bemerkte. »Sie haben sie als Sklavin behalten, aber sie konnte fliehen. Ich habe sie im Wald gefunden.«
    Ich fragte ihn, ob sie sein Eigentum sei.
    »Nein, sie gehört mir nicht. Davon hat sie genug gehabt. Sie bleibt aus freien Stücken bei mir.« Er spuckte ins Gras und rieb den Speichel mit dem Fuß in den Boden. »Sie will nicht erzählen, was die Barbaren mit ihr angestellt haben. Aber nachts fährt sie noch immer erschrocken aus dem Schlaf hoch. Siehasst die Germanen und würde eigenhändig gegen sie kämpfen, wenn sie könnte.«
    Wir tranken von unserem Wein, und eine Zeit lang redeten wir über militärische Angelegenheiten: die bevorstehende Rheinüberquerung, Duranos Zenturie, den täglichen Lagerklatsch. Dann sagte er, als wäre ihm der Gedanke eben erst gekommen: »Du hast einen Freund bei der Reiterei. Er geht mit uns nach Germanien, und du bleibst hier.«
    Ich blickte ihn an. »Stimmt. Du hast also gewusst, dass ich hier bin.«
    Er lachte ein wenig verlegen, sodass seine Falten noch tiefer wurden. »Ja«, sagte er. »Aber die Zeit vergeht.«
    Ich verstand. Er hatte schließlich seinen Stolz. Es wäre für ihn nicht infrage gekommen, mich ausfindig zu machen, nur um festzustellen, dass ich mich nicht mehr an ihn erinnerte oder erinnern wollte.
    Ich spielte mit einem der Zweige im Feuer und sagte eine Zeit lang nichts.
    Schließlich seufzte ich. »Ich war jung, Durano. Ich kannte mich selbst noch nicht. Aber so hätte ich dich nicht behandeln dürfen. Hättest du mir nicht so vieles beigebracht, wäre ich längst nicht mehr am Leben.«
    Er deutete mit einer Geste an, dass ich zu viel Aufhebens davon machte. Doch ihm war anzusehen, dass er sich freute. Wenigstens war ich nicht mehr der gehemmte Junge, der nicht auszusprechen wagte, was er empfand. Ich streckte den Arm aus und berührte die Narbe an seiner Schläfe. Sie war nicht mehr ganz frisch, hatte aber noch eine dunkle Furche in der Mitte.
    Er zog meine Hand herunter und hielt sie fest.
    »Das war ein Germanenschwert«, sagte er. »Bei Straßburg. Es war dasselbe Schwert, durch das Romulus starb.«
    »Das tut mir leid«, sagte ich.
    Er ließ meine Hand los und zuckte die Achseln. »Es istKrieg. Soldaten sterben.« Einen Augenblick später fragte er: »Warum kämpfst du nicht an der Seite deines Freundes?«
    Ich holte tief Luft und blickte finster in den blassen Morgen. Marcellus und ich hatten oft darüber gesprochen, und es beschäftigte mich.
    »Er ist bei der Reiterei, ich nicht.«
    Aber Durano blickte mich weiterhin an, denn er wusste so gut wie ich, dass dies nicht die eigentliche Antwort war. Und so fügte ich hinzu: »Er ist ein besserer Reiter. Er würde ständig auf mich acht geben, anstatt auf sich selbst. Das hat er gesagt.«
    Durano nickte bedächtig. »Dann tust du gut daran, hier zu bleiben. Jeder nach seinen Kräften. Die Männer erzählen Gutes über ihn. Er soll ein kühner Kämpfer sein, immer in der vordersten Reihe.«
    »Das habe ich auch gehört.« Ein oder zwei Freunde, die glaubten, mir damit eine Freundlichkeit zu erweisen, hatten Marcellus’ Kühnheit in der Schlacht gelobt und mir genauestens berichtet, wie er sein Leben aufs Spiel setzte. Ich hatte mich daraufhin erkundigt, was sie von mir erwarteten, hätte es in Wirklichkeit aber lieber nicht

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