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Wen die Götter lieben: Historischer Roman (German Edition)

Wen die Götter lieben: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Wen die Götter lieben: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Waters
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und während wir redeten, heftete er seinen sonst unsteten Blick auf unsere Gesichter, gespannt wie ein Jagdhund, der den Fuchs wittert. Dann wurde er redselig und sagte, er habe schon mehrere Schenken aufgesucht, in denen es Huren gebe, aber die seien nicht nach seinem Geschmack gewesen. Er bevorzuge die jungen, fügte er mit vielsagendem Blick hinzu und leckte sich dabei die Lippen.
    »Ja, sicher, was sonst?«, sagte ich. Während unserer langen Verfolgungsjagd von London hatte ich schon von seinen Vorlieben gehört. Ich trank von meinem Wein und hatte plötzlich einen bitteren Geschmack im Mund.
    Marcellus kratzte sich am Kinn und tat so, als ob er überlegte. »Nun, dann komm doch mit uns«, sagte er schließlich und schoss mir einen heimlichen Blick zu. Ich verstand. Wir zahlten und gingen.
    Der Regen hatte aufgehört. Die Nachtluft war feucht und kalt, und tief hängende Wolken verdeckten die Sterne.
    Wir bogen in eine Seitenstraße ein. Nach den dicht an dicht stehenden Häusern folgten größere ummauerte Grundstücke und Kleingehöfte; das Straßenpflaster endete. Firmus verlangsamte seine Schritte. Ich spürte sein Unbehagen, das zeitweilig durch die Aussicht auf die Vergnügungen zurückgedrängt worden war. Er sah sich unruhig um und brummte irgendetwas. Beherztheit ging ihm völlig ab, selbst auf dem Weg ins Hurenhaus.
    »Es ist nicht mehr weit«, sagte ich betont, um Marcellus ein Stichwort zu geben.
    Zur Bestätigung hielt er an der nächsten Ecke inne und sagte: »Ich glaube, es geht hier entlang. Ja, das ist der Weg, den der Mann uns beschrieben hat.« An einer Scheune bog er in einen Grasweg ein. Wir kamen an einem schäbigen, fensterlosen Gebäude vorbei und durchquerten einen offenen Hof. Irgendwo in der Dunkelheit schlug ein Hund an.
    Firmus blieb stehen.
    »Wo sind wir hier?«, fragte er gereizt. »Wohin wollt ihr mich führen?«
    »Nicht weit«, antwortete Marcellus. »Dahinten ist ein Licht zu sehen. Ja, das ist das Haus, gleich da drüben.«
    Ich hatte mich ein, zwei Schritte zurückfallen lassen. Während Marcellus nun Firmus beschwatzte, schlich ich mich von hinten an und griff in meinen Mantel. Vielleicht fasste ein Gott oder ein guter Geist Firmus an der Schulter, denn er fuhr plötzlich zu mir herum. Erschrocken sah er mir in die Augen. In diesem Moment, als wir so nahe voreinander standen, war ihm das Wissen um seinen Tod vom Gesicht abzulesen. Ich zückte mein Messer und stach zu. Er keuchte, dann röchelte er und brach zusammen.
    Wir versteckten die Leiche in einem Abfallhaufen in der Nähe und machten uns auf den Rückweg. Lange Zeit sprachen wir kein Wort. Als wir die Straße mit ihren wenigen Lichtern erreichten, packte Marcellus meinen Arm und sagte: »Es gab keine andere Lösung. Das weißt du.«
    »Ja, ich weiß«, sagte ich und ging weiter. »Aber dass wir vorgegeben haben, Freunde zu sein, war abscheulich. Es ist, als hätte ich meine Seele beschmutzt.«
    »Das geht mir genauso. Aber es war notwendig. Er durfte nicht zu Lupicinus gelangen. Es würde den Tod von Tausenden bedeuten, wenn er gegen Julian marschiert. Wir hatten es in der Hand, wir allein.«
    An der Straßenecke blieb ich unter einer Wandfackel stehen und suchte meine Kleidung und die Hände nach Blutspritzernab. Ich hatte mich an dem nassen Gras neben dem Abfallhaufen gesäubert, so gut es ging, doch es kam mir vor, als klebte noch immer Blut an mir.
    »Du hast recht, Marcellus«, sagte ich, als ich fertig war, »und ich würde es wieder genauso machen. Aber den Kampf auf dem Schlachtfeld würde ich jederzeit vorziehen.«
    Er pflichtete mir bei und seufzte. Ich wusste, dass auch er die Berührung des Bösen gespürt hatte.
    Und es blieb das Problem des Briefes.
    Wir hatten den Toten durchsucht, aber nichts gefunden. Deshalb nahmen wir an, er müsse den Brief in seinem Zimmer gelassen haben, und kehrten in den Gasthof zurück. Nun konnten wir schlecht den Wirt wecken und fragen, in welchem Zimmer Firmus nächtigte. Deshalb schlichen wir ums Haus wie Diebe, spähten durch halb geschlossene Fensterläden, probierten Türen und stellten uns dumm und betrunken, wenn jemand aus dem Schlaf hochfuhr.
    Endlich entdeckten wir das Zimmer. Dort stand ein brauner Lederranzen, in dem sich ein paar Habseligkeiten befanden. Marcellus schüttete sie auf das Bett und durchwühlte sie: ein Mithras-Amulett, ein kleines, grob gemaltes Porträt auf altem Holz von einer Frau mittleren Alters, eine goldblonde Locke in einer Schnitzdose

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