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Wen die Götter lieben: Historischer Roman (German Edition)

Wen die Götter lieben: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Wen die Götter lieben: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Waters
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Abreise ermordet aufgefunden worden sei. Wir bekundeten angemessenes Entsetzen und kamen rasch auf etwas anderes zu sprechen. Da der Wirt unsere Rangabzeichen sah, die wir zuvor verborgen hatten, verfolgte er das Thema nicht weiter.
    Die Reise nach Süden zerrte an den Nerven. Jedes Mal, wenn sich auf der langen, geraden Straße ein Reiter näherte, zitterte ich innerlich, bis eindeutig zu erkennen war, dass dort kein kaiserlicher Bote mit einem Brief von Florentius kam. Marcellusund ich hatten schon beschlossen, sollte es zum Schlimmsten kommen, Lupicinus zu erstechen, ehe er einen Befehl aussprechen konnte. Das wäre möglich, da wir an seiner Seite ritten, während die Eskorte uns in ein paar Schritten Abstand folgte. Aber dann wäre unser Leben vorbei. Wir wären zwei gegen zehn; sie würden uns töten.
    Mit diesen heimlichen Ängsten und dem ständigen Gedanken im Kopf, dass der Tod mich hinter der nächsten Hügelkuppe erwarten konnte, musste ich zuhören, nicken und lächeln, während Lupicinus über sich selbst redete, ein Thema, dessen er nicht müde wurde.
    Dem Kutter, der uns von Gallien hergebracht hatte, hatte ich befohlen, die Themse hinauf nach London zu segeln. Er lag wartend am Kai. Lupicinus hatten wir gesagt, dass wir in Britannien zu bleiben gedachten, um private Geschäfte zu erledigen. So standen wir schließlich am Ufer, um Lupicinus zu verabschieden. Als das schnittige schwarze Schiff bei ablaufendem Wasser ablegte – Lupicinus stand in erhabener Pose am Bug –, wagte ich kaum, Marcellus anzusehen, aus Furcht, die Erleichterung könnte sich auf meinem Gesicht abmalen.
    Erst nachdem der Kapitän den Ruderern seine Befehle zurief und der Kutter sich der Brücke näherte, stieß ich einen tiefen Seufzer aus und wandte mich Marcellus zu.
    »Ich frage mich, ob er tatsächlich gegen Julian ins Feld gezogen wäre.«
    Marcellus blickte dem Schiff hinterher. Die Riemen, die weiß und rot gegen den schwarzen Rumpf abstachen, hoben und senkten sich in präzisem Takt. Die Passanten auf der Brücke blieben am Geländer stehen und gafften.
    »Vermutlich«, meinte er stirnrunzelnd. »Er bringt dem Westen keine Loyalität entgegen. Er ist durch und durch Constantius’ Geschöpf. Ich glaube aber nicht, dass die Männer ihm gefolgt wären.«
    Draußen auf dem Fluss hisste der Kutter die Segel; das großerote blähte sich im Wind. Lupicinus stand in der strammen soldatischen Haltung, die er gern zur Schau trug, an der Reling, den Blick nach vorn gerichtet, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Ich war froh, dass er uns nicht gewinkt oder ein Lebewohl zugerufen hatte. Es war zu viel Täuschung im Spiel gewesen, und in Boulogne erwartete ihn die Verhaftung, wie ich wusste.
    An jenem Abend speisten wir mit Alypius in seiner Residenz, unsere erste reichhaltige Mahlzeit seit vielen Tagen. Dabei tranken wir guten Wein aus Bordeaux und erzählten ihm, dass wir zu Marcellus’ Gut hinausreiten wollten.
    Nachdem die Tische abgeräumt und die Diener hinausgeschickt worden waren, beugte Alypius sich auf seiner Liege vor und sagte: »Da wir nun allein sind, erzählt mir doch, wie Julian seine Akklamation zustande gebracht hat.«
    »Er hat es gar nicht gern getan«, stellte ich richtig. »Er war genauso überrascht wie wir.« Marcellus und ich berichteten von den Vorfällen, die zu jener Nacht in Paris geführt hatten, als die Soldaten den Palast stürmten.
    Am Ende sagte Alypius: »Dann ist Julian noch so, wie ich ihn in Erinnerung habe. Ich dachte schon, die Zeit hätte ihn verändert. Er war nie an Macht interessiert, müsst ihr wissen. Er wollte immer nur in Athen bei seinen Philosophenfreunden bleiben.«
    »Mir scheint, er sehnt sich noch immer nach Athen zurück. Er würde sogar dafür kämpfen. Doch er hat sich anders entschieden.« Ich erzählte ihm von Eutherius’ diplomatischer Mission bei Constantius und wie sehr Julian auf eine Beilegung des Konflikts hoffte.
    Alypius schüttelte den Kopf. »Ich bezweifle, dass er zuhört.«
    »Vielleicht nicht«, pflichtete ich ihm bei und dachte an Eutherius’ Bemerkung gegenüber Julian, »es sei denn, er ist dazu gezwungen. Es heißt, dass er niemandem traut.«
    »So ist es. Das ist wohl der Nachteil, wenn man höchste Macht ausübt, einen mittelmäßigen Verstand hat und zu lange von zu vielen Schmeichlern und Betrügern umgeben war.«
    Marcellus fragte ihn, ob er glaube, dass es zum Krieg kommen werde.
    Alypius überlegte ein paar Augenblicke, den Weinpokal in

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