Wen die Goetter strafen
»Ein bisschen lauter.«
Batman ergriff ein anderes Gemälde und warf es mit aller Kraft auf den Boden. »Mal sehen, was sich jetzt tut.«
Gary Winthrop, der oben in seinem Schlafzimmer lag, fuhr hoch. Er setzte sich im Bett auf. Hatte er eben ein Geräusch gehört, oder hatte er nur geträumt? Er lauschte einen Moment lang. Kein Ton. Unsicher stand er auf, ging hinaus in den Gang und drückte auf den Lichtschalter. Der Flur blieb dunkel.
»Hallo. Ist da unten jemand?« Keine Antwort. Er stieg die Treppe hinab und ging den Gang entlang, bis er auf die Tür zum Salon stieß. Er hielt inne und starrte ungläubig auf die beiden Maskierten.
»Was, zum Teufel, machen Sie hier?«
Zorro wandte sich an ihn. »Hallo, Gary. Tut mir Leid, dass wir Sie geweckt haben. Schlafen Sie weiter.« Plötzlich hatte er eine mit einem Schalldämpfer versehene Beretta in der Hand. Er drückte zweimal ab, sah, wie Gary Winthrops Brust zerfetzt wurde. Zorro und Batman betrachteten ihn einen Moment lang, nachdem er zu Boden gestürzt war. Dann wandten sie sich zufrieden ab und nahmen die übrigen Bilder von der Wand.
2
Unerbittlich klingelte das Telefon, bis Dana Evans schließlich aufwachte. Mühsam setzte sie sich auf und blickte mit verquollenen Augen auf den Wecker am Nachttisch. Es war fünf Uhr morgens. Sie nahm den Hörer ab. »Hallo?«
»Dana...«
»Matt?«
»Sehen Sie zu, dass Sie so schnell wie möglich ins Studio kommen.«
»Was ist passiert?«
»Ich weihe Sie ein, sobald Sie hier sind.«
»Bin schon unterwegs.«
Eine Viertelstunde später klopfte Dana, die sich in aller Eile angezogen hatte, an der Wohnungstür der Whartons, ihrer Nachbarn.
Dorothy Wharton öffnete im Morgenmantel die Tür. Beunruhigt blickte sie Dana an. »Dana, was ist los?«
»Ich tu Ihnen das ungern an, Dorothy, aber ich wurde dringend ins Studio zitiert. Würde es Ihnen etwas ausmachen, Kemal zur Schule zu bringen?«
»Oh, natürlich nicht. Das mach ich doch gern.«
»Vielen, vielen Dank. Er muss um Viertel vor acht da sein, und vorher braucht er noch etwas zum Frühstück.«
»Keine Sorge. Ich kümmere mich um ihn. Sputen Sie sich lieber.«
»Danke«, sagte Dana.
Abbe Lasmann war bereits in ihrem Büro, wirkte aber noch ziemlich verschlafen. »Er erwartet Sie schon.«
Dana ging in Matts Büro.
»Ich habe eine schreckliche Nachricht«, sagte er. »Gary Winthrop wurde heute Morgen ermordet.«
Dana sank wie vom Donner gerührt auf einen Sessel. »
Was
? Wer –?«
»Offenbar wurde sein Haus ausgeraubt. Als er die Einbrecher stellte, brachten sie ihn um.«
»O nein! Er war so ein wunderbarer Mensch!« Dana, die an die freundliche und herzliche Art des attraktiven Wohltäters und Kunstmäzens denken musste, war tief betroffen.
Matt schüttelte ungläubig den Kopf. »Mein Gott, das ist schon der fünfte Todesfall.«
Dana war verdutzt. »Der fünfte Todesfall? Was meinen Sie damit?«
Matt blickte sie erstaunt an, dann begriff er. »Natürlich – Sie waren ja in Sarajevo. Ich nehme an, bei den Kriegswirren da drüben haben die Ereignisse um die Winthrops nicht unbedingt Schlagzeilen gemacht. Aber Sie wissen doch sicher über Taylor Winthrop Bescheid, Garys Vater.«
»Er war Botschafter in Russland. Er und seine Frau sind vergangenes Jahr bei einem Brand ums Leben gekommen.«
»Richtig. Zwei Monate später wurde ihr älterer Sohn Paul bei einem Verkehrsunfall getötet. Und sechs Wochen danach kam ihre Tochter Julia bei einem Skiunfall um.« Matt hielt einen Moment lang inne. »Und nun, heute Morgen, auch noch Gary, der letzte Spross der Familie.«
Dana schwieg betroffen.
»Dana, die Winthrops genießen einen geradezu sagenhaften Ruf. Wenn es in diesem Land eine Königsfamilie gäbe, hätten sie die Krone getragen. Sie strahlten etwas ganz Besonderes aus. Sie waren weltberühmt für ihre Stiftungen und Schenkungen und die Dienste, die sie der Regierung leisteten. Gary wollte in die Fußstapfen seines Vaters treten und sich um einen Sitz im Senat bewerben, was ihm zweifellos gelungen wäre. Alle mochten ihn. Und nun ist er tot. In anderthalb Jahren wurde eine der vornehmsten Familien der Welt völlig ausgelöscht.«
»Ich – ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
»Dann sollten Sie sich schleunigst etwas einfallen lassen«, sagte Matt energisch. »In zwanzig Minuten sind Sie auf Sendung.«
Die Nachricht von Gary Winthrops Tod löste weltweit Bestürzung aus. Auf sämtlichen Fernsehkanälen nahmen Staatsmänner aus aller Herren
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