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Wen die Sehnsucht besiegt

Wen die Sehnsucht besiegt

Titel: Wen die Sehnsucht besiegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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hinzu und eilte zu ihrer Staffelei zurück. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie, wie er durch den Obstgarten rannte, erstaunlich schnell für einen so großen, kräftig gebauten Mann. Sie hob einen Pinsel auf, näherte ihre Hand der Leinwand, doch sie konnte nicht malen, weil sie sich vor Lachen schüttelte. Warte nur bis morgen, James Montgomery, dachte sie. Dann würde er merken, daß sie die Maidenhall-Erbin war und Frances nur eine arme, bezahlte Gesellschafterin. Doch dann erstarb ihr Gelächter, kalte Angst jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Wenn dieser Earl so mühelos in den Garten eingedrungen war, würde das auch anderen gelingen - Männern, die ihren Vater aus diesem oder jenem Grund haßten (und die gab es zu Genüge), die seine Tochter entführen mochten, um Lösegeld zu fordern. Plötzlich begann sie zu schwanken, und im nächsten Augenblick sank sie ohnmächtig zu Boden.
    An diesem Abend hielt Jamie sein Wort und schrieb seinen Schwestern. Was soll ich ihnen erzählen, überlegte er, als er zur Feder griff. Die beiden wollen ein Märchen hören, und das sei ihnen gegönnt. Die Geschichte von einem Ritter, der allen Gefahren trotzt, um eine edle Maid zu erringen -und diese Maid ist über alle Maßen schön, so wie Frances Maidenhall…
    »Meine liebsten Schwestern, heute habe ich sie gesehen. Endlich konnte ich die Lektionen verwerten, die ich lernen mußte, um dem grausamen Edward zu entrinnen. Ich benutzte einen tiefhängenden Zweig, um mich über eine hohe Mauer zu schwingen. Die Hunde konnte ich mühelos besänftigen, nachdem ich ein Kleidungsstück aus dem Gärtnerschuppen gestohlen hatte. Als sie daran schnupperten, wurden sie lammfromm. Sicher hätte Joby dieses Abenteuer in vollen Zügen genossen. Die Maidenhall-Erbin saß im Garten und ließ sich porträtieren, still wie eine Statue, vollkommen wie Venus. Kein Wunder, daß ihr Vater sie gefangenhält, denn ihre außergewöhnliche Schönheit ist kostbarer als alle Juwelen. Ich sprach nicht mit ihr, schaute sie nur an und weidete mich an ihrem Liebreiz. «
    Jamie hielt inne. Ja, das mußte den Mädchen gefallen. Abenteuer und Romantik. Was sollte er ihnen sonst noch mitteilen, um sie zu beruhigen? Ach ja, er würde von seiner hilfreichen neuen Freundin berichten.
    »Glücklicherweise konnte ich mit dem Mädchen reden, das die Erbin malt - ein netter Sperling in einem goldenen Käfig, sehr klug. Sie will mir helfen, die Hand der reichen jungen Dame zu gewinnen. Wenn es vollbracht ist, wird mich dieser Sperling nach Hause begleiten und euch porträtieren. In Liebe, James. « »Dieser Idiot! « fauchte Joby, nachdem sie den Brief gelesen hatte. »Eine unscheinbare Frau soll ihm helfen, eine Schönheit zu erobern? Also, ich würde keinen Finger für ihn krumm machen. «
    Einige junge Männer hatten Berengaria aus der Ferne beobachtet und Joby gebeten, sie ihrer Schwester vorzustellen. Da war sie jedesmal schrecklich wütend geworden. »Unser Bruder ist verliebt«, bemerkte Berengaria. »Glaubst du? Ja, natürlich, er schwärmt in den höchsten Tönen von ihrer Schönheit. Das freut mich. Wenn er sie nicht lieben könnte, würden ihn sicher Gewissensbisse plagen. Wäre ich an seiner Stelle… «
    »Nein, nein, er liebt diesen unscheinbaren Sperling. «
    »Du bist verrückt«, erwiderte Joby, aber es klang nicht gehässig.
    »Wart’s doch ab! « Berengaria lächelte versonnen.

4
    »Nun? « Rhys musterte Jamie über seinen Ale-Krug hinweg. »Du hast sie gesehen. Wie ist sie? «
    Seit Jahren waren die drei jungen Männer - Jamie, Rhys und Thomas - eng befreundet, hatten zusammen zahlreiche Schlachten überstanden, ihr Essen geteilt oder gemeinsam gehungert. Oft erweckte Jamie den Eindruck, er wäre sanftmütig und leicht zu gängeln. Aber Rhys und Thomas wußten es besser. Wenn jemand seine Grenze überschritt, konnte ihn Jamies Zorn das Fürchten lehren.
    Wie Rhys und Thomas im Lauf der Jahre festgestellt hatten, besaß ihr Herr nur eine einzige Schwäche - er hielt die Frauen für Engel auf Erden. Gewiß, bei seinem Anblick benahmen sich viele wie die reinsten Engel. Wohin die drei Freunde auch zogen, ob sie blonde Däninnen trafen oder schwarzhaarige Schönheiten im Heiligen Land - überall verwandelten sich die schlimmsten Zankteufelinnen in liebenswürdige, huldvolle Geschöpfe, sobald sie Jamie sahen.
    Rhys erinnerte sich an eine eindrucksvolle Szene in Frankreich, wo ihn eine Bäuerin mit ihrer Mistgabel bedroht hatte. Dann kam Jamie,

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