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Wen die Sehnsucht besiegt

Wen die Sehnsucht besiegt

Titel: Wen die Sehnsucht besiegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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mußte. »Nun, sie malen sich aus, Ihr würdet Kolibrizungen in einer Sauce aus lauter Perlen essen, Eure Juwelen zählen und jeden Tag Seide für neue Kleider aussuchen. «
    Statt zu lachen, starrte sie ihn erbost an. »Da sagst du die reine Wahrheit. «
    »Ich werde dafür bezahlt, Euch zu erheitern, und was ist amüsanter als die Wahrheit? « Mühselig entfernte er sich von der getünchten Mauer. An diesem Tag machten ihm seine verkrüppelten Beine schwer zu schaffen.
    »Setz dich! « befahl Axia in schroffem Ton, weil sie wußte, wie sehr er ihr Mitleid verabscheute. »Du fällst mir auf die Nerven, wenn du so herumhinkst. «
    »Verzeiht mir. « Tode nahm in einem Polstersessel Platz und schaute sich in dem kleinen, unnötigerweise ziemlich schäbigen Zimmer um. Dieses Anwesen hatte Perkin Maidenhall gekauft, weil es zu einem größeren Landstrich gehörte, den er unbedingt besitzen wollte. Kurz nach Axias Geburt hatte er sie hierhergeschickt, um sie hinter hohen Mauern zu verstecken. In ihren neunzehn Lebensjahren hatte sie nur zwei Gefährten gekannt - Tode und Frances.
    Bei seiner Ankunft war Tode zwölf Jahre alt gewesen. Ein Leben voller Angst und Schmerzen lag hinter ihm, und er hatte geglaubt, auf dem Landsitz Maidenhall würde ihn nichts anderes erwarten. Aber Axia, erst acht Jahre alt, eher eine kleine Erwachsene als ein Kind, schloß ihn sofort in ihr Herz und gab ihm alles, was sie zu bieten hatte. Unter ihrer liebevollen Fürsorge lernte er lachen und erkannte, was Wärme und Güte bedeuteten. Natürlich hatte er sie von Anfang an geliebt.
    »Dieser Montgomery soll Euch morgen abholen - oder Frances? « Seine Augen, das einzig Schöne in seinem Gesicht, funkelten mutwillig, als er sie hänselte, um sie von den Tatsachen ihres Lebens abzulenken.
    »Frances oder mich oder dich! « erwiderte sie ärgerlich. »Er will sich nur das Maidenhall-Gold aneignen. Wenn ich dir eine Perücke aufsetzte, würde er vor dir niederknien und dir seine Liebe gestehen. «
    »Oh, das möchte ich sehen! « Tode strich über die Narben an seinem Hals. Nur wenige Menschen wußten, daß sein Körper vom Schlüsselbein bis zur Wadenmitte völlig unversehrt war.
    Axia seufzte verzweifelt. »Muß ich das auf der ganzen Reise erleben? Werden mich alle Männer hofieren und belügen, von hier bis Lincolnshire? Werden mich hübsche junge Burschen ins Gebüsch zerren und mir falsche Liebesworte zuflüstern, in der Hoffnung auf den Reichtum meines Vaters? « Verächtlich runzelte sie die Stirn. »Wenn sie nur wüßten! Mein Vater zahlt überhaupt nichts. Er wird bezahlt. Einzig und allein der Sohn eines reichen Mannes, zum Beispiel Gregory Bolingbrooke, kann sich’s leisten, das Gold meines Vaters zu heiraten. «
    Bedrückt hörte er ihr zu. Er widersprach ihr nicht, weil er auf ihrer Seite stand. Doch das verschwieg er ihr. Sonst würde sie sich noch elender fühlen. Niemals in ihrem ganzen Leben hatte sie dieses Anwesen verlassen. Hier war sie aufgewachsen, von Menschen umgeben, die ihr Vater (nicht allzu großzügig) bezahlte. Wer ihr nachspionierte und Maidenhall berichtete, was sie tat, bekam eine Prämie. Für ihn war sie nur eine Ware, die er an den Meistbietenden verkaufen konnte, und deshalb durfte sie ihre kostbare Jungfräulichkeit nicht an einen armen Gefolgsmann oder Diener verlieren.
    Sobald sie eine gewisse Zuneigung zu diesem oder jenem Mann entwickelte, wurde er entfernt. Und weil sie von Frauen beeinflußt werden konnte, mußten auch sie verschwinden, wenn sie sich mit ihnen anfreundete. Abgesehen von Frances, hatte es nur Tode geschafft, in Axias Nähe zu bleiben. Wenn man ihn anschaute, konnte man sich nicht vorstellen, er würde jemals Liebesgefühle erwecken. Trotzdem war er der einzige Mensch, den sie liebte.
    »O Tode«, klagte sie, »weißt du, was mich in dieser Ehe erwartet? «
    Er war froh, weil sie zur Zimmerdecke hinaufblickte (die frisch getüncht werden mußte), sonst hätte sie den Kummer in seinen Augen gelesen. Was sie erwartete, wußte er tausendmal besser als sie.
    »Keine Liebe«, fuhr sie fort, »so naiv bin ich nicht, um das Gegenteil zu glauben. Meine lebenslange Gefangenschaft hat mich weise gemacht. Mit diesem Bolingbrooke kann irgendwas nicht stimmen, sonst müßte sein Vater keine Braut für ihn kaufen. Also darf ich mich nicht auf liebevolle Stunden mit einem gesunden, jungen Mann freuen. Werde ich jemals Kinder bekommen? « Als sie plötzlich den Kopf senkte und ihn anschaute, wandte er

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