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Wen küss ich und wenn ja, wie viele? - Lilias Tagebuch

Wen küss ich und wenn ja, wie viele? - Lilias Tagebuch

Titel: Wen küss ich und wenn ja, wie viele? - Lilias Tagebuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Andeck
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Sicherung durchgebrannt. Und dann auch noch Jakob, den so was natürlich total antörnt und der gar nicht mehr aufhörte, sie abzuschmatzen. Ich hab echt zu viel gekriegt.
    Als sie ihr dann die Augen verbunden haben, da habe ich den Jungs kurz und schmerzvoll klargemacht, dass hier nurnoch einer küsst, und das bin ich. Sie wollten es erst nicht einsehen, aber ich hatte wohl die schlagkräftigeren Argumente. Sie haben das Feld geräumt und ich habe Lilia noch drei Mal geküsst.
    Sie hat gar nicht gemerkt, dass ich das war.
    Sie nicht.
    Die anderen natürlich schon. Wahrscheinlich weiß es längst die ganze Schule.
    Die ganze Stadt.
    Das Universum.
    Und wahrscheinlich weiß sie es inzwischen auch. Mädchen erzählen sich doch immer alles. Und Maiken und Dana waren dabei.
    Bruder, wo bist du? Schreib mir deine Adresse, dann komme ich und verkrieche mich bei dir im Schrank.
    Shit!!!!
    Tom

Donnerstag, 26. Mai
    Noch eine wissenschaftliche Erkenntnis: Wenn man einem Borstenwurm-Weibchen das Gehirn herausamputiert, stirbt es nicht. Es verwandelt sich. In ein Männchen. Echt!
    Was kann man daraus wohl schließen?
    8.05 Uhr, Geschichte. Wir diskutieren über den Kalten Krieg. Ich nicht. Heiße Liebe ist gerade eher mein Thema.
    Wenn ich die Augen schließe, spüre ich noch Jakobs Lippen auf meinen.
    Wenn ich die Augen öffne, sehe ich diese Lippen. Er sitzt mir gegenüber, auf der anderen Seite der hufeisenförmig angeordneten Tische. Seine Lippen sprechen, jetzt lachen sie.
    Augen zu.
    Fühlen.
    Augen auf.
    Sehen.
    Und Flash!!!!
    Mein Herz rast, mir bleibt die Luft weg, das ist gigantisch. Ich mache die Augen zu und auf und zu und auf, und jedes Mal fährt mir ein Stromschlag in den Bauch. Es ist ein so irrer Gedanke, dass die Lippen da drüben, die gerade ein Wort aussprechen, das man eigentlich nicht sagt, gestern so still waren, und mir dabei so nah.
    Sie haben mich berührt.
    Mich.
    Herzstillstand. Schnappatmung.
    »Alles okay?«, fragt Dana. Ich nicke. Sie sieht mich von der Seite an, aber ich mag jetzt nicht reden, also beuge ich mich vor und schreibe schnell weiter in dieses Buch, sodass meine Haare wie eine Gardine vor mein Gesicht fallen.
    Aber wenn Dana gleich aufhört mich anzustarren, werde ich weitermachen. Augen zu, Augen auf. Bis zur Pause. Ich kann mir keine schönere Beschäftigung vorstellen.
    Und wenn es gleich klingelt, wird etwas passieren, ich weiß es genau. Er wird auf mich zukommen. Mich ansehen. Irgendetwas sagen oder tun, das mir zeigt, dass auch er mich noch auf seinen Lippen fühlt.
    8.45 Uhr Die Pause ist vorbei. Nichts.
    Beim Klingeln ist er aufgesprungen, rausgeschossen, hat sich einen Kaffee geholt, ihn auf dem Gang getrunken und dabei mit Jan herumgealbert.
    9.45 Uhr Die große Pause ist auch vorbei. Er hat von Benny Physik-Hausaufgaben abgeschrieben.
    11.20 Uhr Wieder nix. Er ist ganz nah an mir vorbeigegangen und hat mich nicht einmal angesehen. Dieser Borstenwurm!
    11.40 Uhr Boah, heute nerven mich alle.
    Maiken hat kohlrabenschwarz geschminkte Kulleraugen. Sie trägt eine hautenge schwarze Hose und ein schwarzes Top mit riesigem Ausschnitt. Alles an ihr schreit: Seht mich an! Ich bin anders!
    Das ist peinlich.
    Dana versucht dauernd, mir irgendetwas über ein Buch zu erzählen, das sie gerade liest. Kann sie nicht einfach still und leise unterm Tisch weiterlesen, wenn sie es so toll findet? Muss sie darüber quatschen?
    Ich tue so, als würde ich aufpassen und eifrig den Unterrichtsstoff mitschreiben, aber sie hört und hört nicht auf, mir die Geschichte in allen Einzelheiten zu erzählen.
    Merkt sie nicht, dass ich sie in Gedanken gerade am Kragen packe, aus dem Fenster halte und davon träume, beim nächsten Wort loszulassen?
    Nein, sie merkt es nicht.
    Sie meeeeerkt es nicht!
    Waaaah!
    Tom ist auch total mies drauf, das sieht man. Er hängt auf seinem Stuhl wie ein aufblasbares Gummikrokodil mit Loch, aber wenigstens hält er die Klappe und lässt mich in Ruhe.
    Benny nicht. Starrt dauernd rüber, zwinkert mir zu und nörgelt, weil ich immer noch keine violetten Strähnen habe. Zum dritten Mal hat er jetzt schon verkündet, dass er mich Lila nennen wird, wenn ich sie habe. Hahaha.
    Den Oscar für die nervigste Nebenrolle im Klassenzimmer verdient aber heute Miss Zicky. Ihr Rock ist noch kürzer als sonst, aber Rock, diese Bezeichnung trifft es nicht wirklich, man muss dieses Teil wohl eher Gürtel nennen. Ihre Beine sind sobraun wie nach drei Wochen Karibik, sie hat sich wohl

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