Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wen liebst du, wenn ich tot bin?

Wen liebst du, wenn ich tot bin?

Titel: Wen liebst du, wenn ich tot bin? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
Vom Netzwerk:
die Hand vor den Mund.
    Eine mollige Frau neben ihr verdrehte die Augen.
    »Siehst du das?« Donna streckte den Bauch vor.
    »Bald wird man dich mit einem Kran wegschaffen müssen«, erwiderte Dad.
    Donna tat so, als würde sie nach ihm schlagen. Es war widerlich. Ihr Haar war eine schwarze, lockige Mähne, und eine Wolke aus Haarspray und Parfüm stieg mir in die Nase, trotz des Geruchs von Essig und Fett.
    Ich wandte mich wieder dem Fenster zu und erwischte Matty dabei, wie sie mich anstarrte. Ich hatte die Sprechblase noch nicht fertig gemacht, und Matty warf mir einen
    Blick zu, der besagte: Mach doch endlich weiter. Ich stellte mir vor, wie ich Deine Mutter möchte es mit meinem Vater treiben hinschrieb, aber dann kam mir ihr eigener Vater Jacob in den Sinn.
    Er hatte uns immer etwas Nettes gebracht, während wir aufs Essen warteten: Krabbensticks, Apfelscheiben oder eine Schale Kartoffelchips. Er strich uns über die Köpfe, wenn wir fernsahen, und foppte uns, dass wir vor lauter Glotzen noch anfangen würden zu schielen.
    Ich entschied mich für Pissnelke.
    »Kommst du uns bald mal besuchen, Schätzchen?«, fragte mich Donna laut. Ich wischte schnell über die Scheibe. »Matty vermisst dich.«
    Ihre Stimme war verändert, wenn sie mit mir sprach, so als gehörte ich einer anderen Gattung an. Mum sprach mit uns wie zu Erwachsenen. So hatte sie es immer schon gehalten.
    »Schätze, du hast zurzeit viel zu tun, was?«, fragte Donna und zog vielsagend die Augenbrauen hoch. Ich hatte keine Ahnung, wovon sie sprach. Dann blieb mir plötzlich die Luet weg. Matty musste ihr etwas von Trick erzählt haben. Ich hatte ganz vergessen, dass sie von ihm wusste.
    »Was soll das heißen?«, fragte Dad und nahm drei Gabeln aus dem Fach am Ende der Theke.
    Donna zwinkerte mir zu. Mir wurde ganz schlecht.
    »Ich glaube, die Mädchen haben sich gestritten«, sagte sie mit leichtem Schmollen. »Aus Mats bekomme ich jedenfalls kein Wort heraus.«
    Dad zuckte mit den Schultern und Donna wechselte das Thema.
    »Bei dir ist eingebrochen worden, habe ich gehört«, sagte sie, und diesmal war ich erleichtert, dass Dad über die Wohnwagenleute schwadronierte und über den Werkzeugschuppen und die Nutzlosigkeit der Polizei.
    Poll stimmte ihm zu.
    »Ja, das waren die, ganz ohne Frage«, sagte sie und klatschte einen panierten Fisch auf einen Berg Fritten.
    Sie hatte flinke Hände, wickelte alles in Papier ein und steckte die Päckchen in eine braune Tüte.
    »Bei uns in der Nähe waren auch mal welche. Sind dann irgendwann weitergezogen und wir waren sie los, aber Herr im Himmel. Überall Hundescheiße. Windeln. Eines Tages hatten sie sogar ein riesiges Pferd im Garten. Angeleinte Hunde, und das gleich in Rudeln. Die Kinder hatten eine Heidenangst. Mussten uns Profis holen, die den Dreck danach wegräumten.«
    Dad hielt ihr das Geld hin. Poll nahm es, machte jedoch keinerlei Anstalten, das Wechselgeld herauszugeben. Sie dachte noch über die Geschichte nach, die sie gerade erzählt hatte. Die Leute in der Warteschlange wurden allmächlich ungeduldig.
    Dad nahm sein Päckchen.
    »Das Wechselgeld ist für die Sammelbüchse, hm?«, sagte er mit grimmigem Blick.
    Ich drängelte mich durch die Wartenden zur Tür, ich wollte raus, ehe Donna noch etwas sagte.
    Nach dem schwülwarmen Schnellimbiss kam einem die Luft draußen kalt vor, und ich fröstelte, wenn auch eher aus Erleichterung. Hinter uns bimmelte die Ladenglocke und mein Magen beruhigte sich wieder. Beinahe hätten wir es geschafft, in unserem Pick-up zu sitzen, als plötzlich eine Autotür zuschlug. Matty war ausgestiegen.
    »Weißt du, Iris, du solltest deine Freunde nicht einfach links liegen lassen, nur weil du einen Freund hast«, rief sie. »Denn wenn die Zigeuner weiterziehen, hast du sonst keinen mehr.«
    Die Hand schon am Türgriff, hielt Dad inne. Ich drückte die Imbiss-Tüte fest an mich. Der Essiggeruch kribbelte mir in der Nase.
    Mattys Wangenknochen traten hervor, als sie ihren Mund zu einem widerwärtigen Lächeln verzerrte. Ich hasste sie.
    Die Ladenglocke bimmelte erneut und Donna kam heraus, mit braunen Papiertüten unter dem Arm.
    »Was ist hier los?«, fragte sie, als sie die angespannte Situation zwischen uns bemerkte.
    »Rein«, blaffte Dad und beachtete sie nicht.
    Zufrieden verschwand Matty im Auto und zeigte mir durch die Rückscheibe ein hämisches Grinsen.

Vierzehn
    S chweigend fuhren wir nach Hause. Dad würdigte mich keines Blickes. Seine Hände bewegten

Weitere Kostenlose Bücher