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Wen liebst du, wenn ich tot bin?

Wen liebst du, wenn ich tot bin?

Titel: Wen liebst du, wenn ich tot bin? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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Blechbüchse über den feuchten Untergrund rollte. Ich fragte mich, was Trick wohl sagen würde, wenn ich ihm von meinem Bruder und von Punkys Messer erzählen würde – als plötzlich eine Rakete laut zischend in den Himmel stieg.
    Wir sahen zu, wie sie zerplatzte. Ihr grünes Licht ging in Rauch über und wir hörten lautes Lachen. Sam und ein fremder Junge rannten durch das Tor auf das Cricketfeld und steckten Feuerwerksraketen in den Rasen. Hinter ihnen kamen Leanne und Punky, sie hielten einander umschlungen und rauchten. Die Jungs hatten die Köpfe kahl geschoren, aber nur der, den ich nicht kannte, hatte eine schwarze Wollmütze auf.
    Sie blieben stehen und veranstalten ein Feuerwerk, der bunte Lichtschein huschte über ihre Gesichter. Sie lachten, als die Raketen in die Höhe stiegen und einen schmutzigen Brandfleck im Gras hinterließen. Der Geruch von Schießpulver erfüllte die feuchte Luft.
    Ich spürte, wie Trick alle Muskeln anspannte.
    Der Pitbull bemerkte uns als Erster. Er knurrte und fing an zu bellen. Seine Hinterbeine zuckten und die Zähne in seinem aufgerissenen Maul blitzten und alle blickten plötzlich in unserer Richtung.
    »Hey, Kiddies«, rief Punky.
    Leanne kicherte. »Hi, Mädels!«
    Die beiden trugen Sporthosen und schwarze Pullover. Vorne am Kragen waren ihre weißen T-Shirts zu sehen.
    »Was zum Teufel habt ihr hier draußen zu suchen?«, fragte Sam und kam auf uns zu. Ich war mir nicht sicher, ob er Angst hatte oder ob er wütend war.
    »Sei nicht so gemein zu deiner kleinen Schwester!«
    »Halt die Klappe, Punky!«, sagte Sam.
    Trick war ein Stück von mir abgerückt, sodass sich unsere Knie nicht länger berührten, und ich sehnte mich bereits nach seiner Wärme. Wenn Sam ihn nur nicht so anstarren würde.
    »Was hab ich dir gesagt?«, fragte er. Ich wollte ihm gerade antworten, dass er mir gar nichts gesagt hätte, als mir klar wurde, dass er mit Trick sprach.
    Trick machte ein Gesicht, als würde er meinen Bruder hassen. Ich hatte ja keine Ahnung, dass sie schon miteinander gesprochen hatten. Es wäre mir auch nie in den Sinn gekommen. Trick stand auf, und ich stellte mich neben ihn hin, mit geradem Rücken, damit ich möglichst groß aussah, auch wenn es nicht viel nützte. Trick ließ die Arme locker hängen, dabei hätte ich mir gewünscht, dass er einen Arm um mich legen würde, so wie es Punky bei Leanne machte.
    Sam hatte die Fäuste geballt. »Iris, was machst du hier draußen mit dem da? Es ist mitten in der Nacht.«
    Ich starrte ihn an, verärgert über die Art, wie er mit mir sprach. Er tat ja gerade so, als wäre er mein Boss und ich hätte nach seiner Pfeife zu tanzen. Man könnte fast glauben, er würde immer so mit mir reden.
    »Wir wollten gerade gehen«, sagte Trick mit beschwichtigend ausgestreckten Händen.
    »Ich habe meine Schwester gefragt«, sagte Sam, ohne Trick auch nur eines Blickes zu würdigen.
    »Hast du das gehört, Zigeunerchen? Mit dir hat niemand geredet.« Punky sprach mit einem klaren irischen Akzent, viel deutlicher und besser als Trick. Feixend kam er auf uns zu und spuckte auf den Boden.
    »Du jagst mir keine Angst ein, Junge«, sagte Trick, und ich hörte das Schmunzeln in seiner Stimme.
    »Wenn er dich ein bisschen aufschlitzt, wird sich das schnell ändern«, mischte sich der Junge mit der Wollmütze gelangweilt ein.
    Er machte den Eindruck, als sei ihm völlig egal, was um ihn herum passierte. Auf die Frage, was er hier eigentlich zu suchen habe, hätte er die Antwort womöglich selbst nicht gewusst.
    »Nicht nötig«, antwortete Trick. »Ihr seht ja, dass wir am Gehen sind, und zwar friedlich und freiwillig.«
    Sam benahm sich merkwürdig. Immer wieder blickte er mich seltsam an und ständig war er in Bewegung. Er rümpfte die Nase, als würden wir stinken; ich ließ ihn nicht aus den Augen, aber er schaffte es nicht, mich direkt anzusehen. Trotz seines kahl geschorenen Kopfs wirkte er fehl am Platz. Er war nicht wie Punky. Er war nicht einmal wie Trick. Er verstellte sich, und er wusste, dass ich es wusste. Und das konnte er nicht ausstehen.
    Punky kam immer näher, ich roch sein Deo und seinen Schweiß, dazu noch ein Hauch von Hund, aber vor allem Zigarettenqualm und Bier.
    »Dein Bruder mag deinen Kumpel nicht, Iris«, sagte Punky. »Er will, dass dieser Schnorrer seinen Arsch von hier wegbewegt.«
    »Es dauert nicht mehr lange und er ist weg«, lachte Sam. »Mein Dad wird seine Mutter und seine Schwestern mit einem Seil

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