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Wen liebst du, wenn ich tot bin?

Wen liebst du, wenn ich tot bin?

Titel: Wen liebst du, wenn ich tot bin? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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Eulen; sie nahmen den gegenseitigen Ruf so perfekt auf, dass man kaum unterscheiden konnte, wann der eine endete und der andere begann.
    Ich folgte Trick mit meinem Blick und ich hätte ihm am liebsten hinterhergerufen, aber ich wusste nicht, was.

Zweiundzwanzig
    D as ganze Haus roch nach Knoblauch und Zwiebeln. Ich saß in der Küche und hörte Radio, während Dad Pilze und Paprika schnippelte und Dosen mit Zuckermais und Ananas öffnete. In der Pfanne brutzelte das Hackfleisch. Dad hatte seine eigene Lasagne-Variante entwickelt. Ich war beeindruckt.
    Hin und wieder warf er die Küchengeräte auf die Ablage und fluchte.
    »Dieser verrückte kleine Bastard! Ich hab ihm doch gesagt, dass er von denen wegbleiben soll!«
    In aller Frühe hatte die Polizeibeamtin Baker angerufen. In der Nacht des Einbruchs hatte man Punky, Sam, Dean und Leanne von unserem Schuppen weg auf die Straße rennen sehen.
    In der folgenden Nacht war Punky dabei erwischt worden, wie er mit einer Eisenkette einen Zaun in Stücke geschlagen hatte. Als ich am Morgen aufstand, war Dad gerade dabei, Sams Turnschuhe zu verstecken.
    »Ohne Schuhe traut er sich nicht nach draußen«, sagte er und trug einen schwarzen Müllsack voller Schuhe zum Pickup. »Dafür hat er nicht genug Mumm. Das ist sein Problem. Früher war er ganz anders. Als er noch klein war, hat er deine Mum manchmal in den Wahnsinn getrieben. Ist ständig abgehauen, und wenn sie ihn dann fand, war er gerade drauf und dran, aus dem Fenster im ersten Stock zu springen, oder er lag am Treppenabsatz und rang nach Luft. Ist immer alle dreizehn Stufen auf einmal gesprungen. Der absolute Draufgänger.«
    Dann hatte sich sein Gesichtsausdruck plötzlich verändert, und ihm war wieder eingefallen, dass ich noch da war.
    »Ich weiß nicht, was ich mit ihm machen soll, Iris. Ich weiß es wirklich nicht.«
    Den ganzen Tag über war mein Herz immer weiter nach unten gesackt, so als würden meine Eingeweide daran ziehen. Als hätten meine Innereien die ganze Nacht getanzt und sich beim Aufwachen ineinander verheddert. Überhaupt war alles ein einziges Chaos. Das war schon lange so – aber erst jetzt begriff ich es. Sam und seine Freunde waren in unseren Geräteschuppen eingebrochen. Sie hatten Trick bedroht.
    Draußen war es immer noch hell und ein Luftzug wehte durch das offene Fenster und die Küchentür. Es duftete nach frischem Heu, nach Dung und nach gemähten Wiesen. Ich versuchte mir vorzustellen, wir wären eine ganz normale Familie bei einem ganz normalen Abendessen. Ich versuchte mich zu erinnern, wie sich das anfühlte.
    Der letzte Rest an schlechter Stimmung zwischen mir und Dad verschwand angesichts dessen, was Sam getan hatte. Wir bemühten uns, herumzualbern wie in alten Zeiten, aber in meinem Magen war ein Knoten. Dads gute Laune war zu überdreht und mein Lachen klang hoch und künstlich.
    Als das Essen fast fertig war, schickte mich Dad, um Sam zu holen. Ich hatte keine Lust, mit ihm zu reden, aber ich gehorchte. Ich wollte nicht alles noch schlimmer machen.
    Sam hatte sich den ganzen Tag nicht blicken lassen und in seinem Zimmer war alles still. Dad hatte ihm verboten, seine Musik aufzudrehen.
    Nichts rührte sich, als ich vom Treppenabsatz nach ihm rief. Mich beschlich ein ungutes Gefühl. Was, wenn er gar nicht in seinem Zimmer war? Vielleicht war er abgehauen –und Dad mühte sich mit dem bescheuerten Abendessen ab. Ich stieg die Treppe hinauf und rief ein weiteres Mal. Dad würde ausrasten. Ich klopfte an seine Zimmertür.
    »Sam?«
    Ich stieß die Tür auf. Wie immer war sein Zimmer makellos – nur er selbst nicht. Er lag auf dem Rücken, auf dem Fußboden, Kopfhörer in den Ohren, die Augen geschlossen, eine Zigarette in der Hand. Ich tippte ihn mit der Fußspitze an, und er blickte zu mir hoch.
    »Raus«, sagte er, ohne den Kopf zu heben.
    Neben ihm auf dem Fußboden stand eine kleine Flasche Wodka.
    Ich stellte die Musik aus.
    »Abendessen ist fertig«, sagte ich so beiläufig wie möglich.
    Er griff nach seinem Wodka, aber ich war schneller.
    »Vergiss es«, sagte ich und ließ die Flasche in meinem Hosenbund verschwinden. Es waren noch ein paar Fingerbreit Wodka übrig.
    »Iris …«, machte er einen halbherzigen Versuch. Er nahm die Kopfhörer ab und blickte mich an. Er sah elend aus. Mein Ärger verrauchte.
    »Es gibt Lasagne, Sam. Dad hat eine halbe Ewigkeit dafür gebraucht. Er hat richtiges Knoblauchbrot gemacht und alles.«
    »Keinen Hunger«, murmelte er und

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