Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wen liebst du, wenn ich tot bin?

Wen liebst du, wenn ich tot bin?

Titel: Wen liebst du, wenn ich tot bin? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
Vom Netzwerk:
abschleppen.«
    Trick warf mir einen Blick von der Seite zu und mein Herz zersprang in Stücke.
    »Versucht’s doch«, antwortete er. »Dann werdet ihr schon sehen, mit wem ihr es zu tun habt. Komm mit, Iris.«
    Er setzte sich in Bewegung und ich folgte ihm, ich hatte nur den einen Wunsch, von hier wegzukommen.
    »Warum hast du sie überhaupt hierher gebracht?«, rief uns Punky hinterher. »Wolltest dich wohl ganz im Stillen über sie hermachen, was?«
    Trick ging einfach weiter, aber ich konnte mich nicht zurückhalten und drehte mich um.
    »Halt doch einfach die Klappe«, rief Trick über die Schulter.
    Ich hörte, wie Sam sagte: »Verflucht noch mal, sie ist noch keine vierzehn.«
    Auf unserem Weg über das Cricketfeld rechnete ich jeden Augenblick damit, dass uns jemand verfolgte oder uns eine Bierdose an den Kopf warf, was mich aber nicht daran hinderte, an Tricks Seite zu bleiben. Ich drehte mich nicht mehr um, und mit jedem Schritt wurde mir klarer, wie einfach es war, so zu tun, als fürchtete man sich vor nichts und niemandem.
    »Zigeuner sind hier unerwünscht«, grölte Punky aus der Ferne, worauf Leannes typisches Lachen folgte, albern und schrill, als ob sie auf einer Kinderparty wäre. Dann zischte wieder eine Rakete in den Himmel.
    »Nette Freunde hat dein Bruder da«, sagte Trick, als wir wieder auf der Memorial Lane waren.
    Ich dachte an Benjy mit seinen strubbeligen Haaren und daran, wie er zusammen mit Sam am Bach saß und Maden an einem Angelhaken aufspießte.
    »Das sind nicht seine Freunde …«
    Trick lachte schnaubend.
    »Wirklich nicht.«
    Ich blieb stehen, aber Trick ging weiter.
    »Er ist eigentlich gar nicht so …«, sagte ich und fragte mich dabei, wen ich zu überzeugen versuchte, Trick oder mich selbst.
    »Er ist nicht so. Warte doch!«
    Trick ging etwas langsamer und wartete, bis ich ihn eingeholt hatte.
    »Er verhält sich so, seit Mum fort ist. Er will nicht darüber reden. Er wird sofort wütend. Er ist … Er ist wirklich nicht so.«
    Der Blick, den Trick mir zuwarf, ließ mich verstummen. Seine Augen waren sanft, und Trick hatte den Kopf schief gelegt, aber ich verstand ihn einfach nicht.
    Ich sah nach vorne, zum Haus. In der Küche brannte Licht. Plötzlich war mir nach Heulen zumute. Ich dachte daran, wie Mum Sam umarmen wollte und er es nicht zugelassen hatte, und wie sie dann nur »Okay« gesagt hatte, denn das war ihr immer das Wichtigste gewesen: dass sie unsere Gefühle respektierte, ihnen Raum gab. Ich dachte daran, dass dies vielleicht eine ziemlich dämliche Idee gewesen war – und dass ich endlich aufhören sollte, mir Entschuldigungen für meinen Bruder auszudenken.
    Ich ging an unserem Haus vorbei. Ich scherte mich nicht darum, ob Dad mich sah. Es war mir egal. Alles fühlte sich so anders an. Ich wollte Trick nicht verlassen, ich wollte nicht, dass sich etwas ändert.
    Am Eingang zur Koppel blieben wir stehen.
    »Was machst du jetzt, Iris?«, fragte Trick.
    Ich wusste es nicht. Ich konnte nicht weitergehen, die Wohnwagen standen direkt vor uns, aber nach Hause gehen wollte ich auch nicht. Mir war klar, dass ich mit dem Falschen sprach, aber ich konnte nicht mehr aufhören.
    »Ich mache mir Sorgen um ihn, Trick. Das da draußen war nicht er. Punky hat …« Ich brachte es fast nicht über die Lippen. »Punky hat jemanden mit dem Messer verletzt«, stieß ich schließlich hervor. Trick hörte kopfschüttelnd zu, während ich ihm erzählte, was passiert war.
    »Ich habe versprochen, es nicht weiterzusagen.«
    Trick war so wütend, dass ich mir wünschte, ich hätte den Mund gehalten. »Himmel noch mal. Eines Tages landen sie im Knast. Wahrscheinlich, weil sie mich umgebracht haben. Dieser Punky ist auch ohne Messer schon schlimm genug. Und dein Bruder wird brav alles tun, was er sagt.«
    »Wird er nicht. Du kennst ihn doch überhaupt nicht.«
    Trick stand im Schatten und das Mondlicht, das durch das Geäst der Bäume fiel, zauberte Muster auf sein Gesicht.
    »Du hast recht.« Er streckte mir die Hände hin und lachte kurz auf. »Ich kenne ihn nicht. Und um ehrlich zu sein, bin ich auch nicht scharf darauf.«
    Er machte einen Schritt auf die Caravans zu. Ich blieb stehen, wo ich war, mitten auf der Straße.
    »Es tut mir leid, Iris, dass wir beide nicht auf derselben Seite stehen«, sagte er, ohne die Stimme zu senken. Dann drehte er sich um. Ich hörte, wie er mit seinen Flipflops das Gras zertrat, als er zu seinem Wohnwagen ging.
    In den Bäumen riefen sich zwei

Weitere Kostenlose Bücher