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Wen liebst du, wenn ich tot bin?

Wen liebst du, wenn ich tot bin?

Titel: Wen liebst du, wenn ich tot bin? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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Tür vor der Nase zu und das Blut rauschte in meinen Ohren.
    Ich ließ mich auf mein Bett fallen und saß einfach da, während die Minuten zäh verflossen, und lauschte auf die Stimmen unten. Vor meinem Zimmerfenster ging der Mond auf. Endlich Vollmond. Ich wünschte, Mum wäre hier.
    Ich hörte, wie jemand im Schrank unter der Treppe wühlte. Schwere Schritte stampften durch den Flur, dann knallte die Tür zu Sams Zimmer. Kurz darauf fiel auch die Küchentür ins Schloss. Ich atmete auf. Endlich hatte Dad aufgegeben und war in die Kneipe gegangen.
    Mein Blick fiel aus dem Fenster auf die niedrigen Hecken, und ich dachte an Trick, kaum hundert Meter entfernt.
    Ich öffnete das Fenster und kletterte hinaus.

Vierundzwanzig
    E in gezielter Wurf. Das musste genügen. Jeder weitere Versuch und sie würden Verdacht schöpfen. Das Auto von Tricks Vater stand nicht da, aber das Fahrzeug seines Onkels Johnny parkte vor den Wohnwagen, also war er vielleicht in seinem Caravan. Die erste Eichel verfehlte den weißen Wohnwagen, die zweite streifte ihn nur. Ich sammelte noch mehr Eicheln. Mit der dritten hatte ich Erfolg, es war ein guter, fester Treffer, den man weithin hörte. Ich betete, dass Trick im Wagen war, dass das Fernsehgerät nicht zu laut lief, dass er das Geräusch gehört hatte. Gebannt starrte ich auf die Wohnwagentür, in der Hoffnung, dass sie sich öffnete.
    Und das tat sie.
    Trick blickte sofort in Richtung Erle und hob die Hand. Da fiel mir ein, dass wir uns genau da zum ersten Mal begegnet waren, damals, als er mich dabei ertappt hatte, wie ich ihm nachspionierte.
    Er kam zu mir und wir gingen zu den Trittsteinen im Bach. Noch bevor ich etwas sagen konnte, umarmte er mich. Seine Haare waren feucht. Ich fing an, ihm alles zu erzählen, aber es hörte sich völlig unverständlich an. Ich kam zu dem Punkt, an dem Sam Dad schlagen wollte, und auch das klang total wirr.
    »Sie sind beide ausgerastet«, schloss ich schließlich.
    »Immer mit der Ruhe«, sagte Trick und wischte mir mit der Weste über die Augen. Sie war warm und roch nach ihm und ich atmete tief ein und fing noch einmal von vorne an. Ich erzählte ihm alles, auch dass Sam und Punky die Werkzeuge geklaut hatten, was ihn nicht sonderlich zu überraschen schien.
    Ich sagte ihm, dass Dad von unseren Treffen wüsste, weil Sam es ihm verraten hatte, und dass ich die beiden noch nie so wütend gesehen hätte, und er sagte mir, dass man sich in Familien ständig stritt und es gar nichts zu bedeuten habe und dass alles anders aussähe, wenn man eine Nacht darüber schlief. Wir setzten uns ans Bachufer. Das Geräusch des vorbeiplätschernden Wassers war so friedvoll, dass ich mich allmählich beruhigte.
    Dann hörten wir etwas. Anfangs war es noch weit weg, aber es kam immer näher.
    Das Geräusch verschluckte die Nacht um uns herum. Wir liefen über die Trittsteine bis zur Schweinefarm, um herauszufinden, was los war.
    Zwischen den Weiden und Erlen am Wassergraben sahen wir, wie ein Traktor auf die Koppel zufuhr. Die Scheinwerfer leuchteten die Hecken an und scheuchten die Vögel auf.
    Vorneweg gingen Dad und Fraz. Im Licht des Traktors sah man nur ihre Umrisse. Am Steuer saß der Schweinefarmer. Dahinter lief Billy Whizz, der Kaninchenjäger, der uns immer abgezogene Kaninchen und mit Schrotkörnern durchsiebte Fasane brachte, dann Big Chapmun, der auf dem Ashbourne-Anwesen arbeitete, sowie ein paar andere Leute, die ich aus dem Hirschen oder von Angelausflügen und Grillabenden kannte, die wir früher veranstaltet hatten. Sogar Austin war dabei, er ging als Letzter und wirkte unentschlossen. Alle trugen Arbeitsstiefel und Handschuhe. Trick stieß einen Fluch aus und rannte zu dem Wohnwagen seiner Eltern. Nan stand mit weit aufgerissenen Augen in der Tür und schlang ihren Morgenmantel um sich. Sie tat mir leid. Es war mir egal, dass sie uns vorgelogen hatte, sie bräuchte Wasser. Er war mir egal, dass sie sich auf unserem Grund und Boden befand.
    Ich drückte mich an einen Baum und wäre so gerne eine Heuschrecke gewesen, die sich auf Bäumen und Blättern unsichtbar machen konnte und der es einerlei war, was gerade hier vorging.
    Trick sprang von der Treppe des Wohnwagens herunter, im Scheinwerferlicht leuchteten seine Haare golden. Er hielt die Hand schützend vor die Augen. Dad blickte grimmig. Der Schweinefarmer schaltete den Motor auf Leerlauf.
    »Mein Vater ist nicht da! Nur Mummy und meine Schwestern! Wir gehen freiwillig weg. Ich muss nur erst

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