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Wen liebst du, wenn ich tot bin?

Wen liebst du, wenn ich tot bin?

Titel: Wen liebst du, wenn ich tot bin? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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denn hören? Ich habe mich mit Benjy zerstritten. Na und? Punky ist ein echter Kumpel. Keine Ahnung, warum wir in deinen blöden Schuppen eingebrochen sind. Wir wollten einfach Spaß haben.«
    »Spaß?«
    »Ja. Spaß.«
    Sam fixierte einen Fleck über Dads Kopf.
    »Zufrieden?«, fragte Sam. »Kann ich jetzt gehen?«
    »Nein, du kannst verdammt noch mal nicht gehen. Ich warte auf eine Erklärung.«
    Sam ließ den Kopf nach unten sacken.
    »Bist jetzt ein ganz harter Typ, was? Ein richtiger Kerl. Dieser Punky lässt dich nach seiner Pfeife tanzen, ja?«
    Sam kniff die Lippen zusammen, aber er erwiderte Dads Blick noch immer nicht.
    »Wirf die Turnschuhe aufs Dach, Sam! Brich in den Schuppen von deinem Dad ein! Wenn kümmert’s, wenn der Alte für alles blechen muss.«
    »Das mit den Turnschuhen hat nichts mit Punky zu tun.«
    »Punky, ich tue alles, was du sagst.«
    »Du hörst dich so bescheuert an.«
    »Ich höre mich bescheuert an?« Dad lachte leise, es war ein hässliches Lachen.
    Ich rührte mit den Händen durch das heiße Wasser und beobachtete, wie sich die Seifenblasen an das Holzarmband hefteten, das Mum mir geschickt hatte. Ich atmete den Geruch des Spülmittels ein.
    »Du hast keinen blassen Dunst, was?«, sagte Dad »Keinen blassen Dunst. Wie du klingst. Wie du aussiehst. Wenn ich dich in den Läden sehe, wie du rumhängst, rauchst, spuckst …«
    Sam hob die Augenbrauen. »Und?«, sagte er achselzuckend und grinste mit offenem Mund. »Was denkst du dann, Dad? Schämst du dich für mich? Ist das so? Bin ich dir peinlich?«
    Dad gab keine Antwort, aber dann blickte er Sam an und nickte knapp. Er schien sich kaum noch beherrschen zu können.
    »Ach, leck mich doch«, murmelte Sam und schob den Stuhl zurück, um aufzustehen.
    Dad schnellte vor. »Was hast du gesagt?«, fragte er bedrohlich ruhig.
    »Ich habe gesagt … Leck! Mich!«, brüllte Sam. Sein Gesicht war aschfahl. Die Tischbeine quietschten über den Küchenboden, als er aufsprang und den Tisch von sich wegstieß.
    Dad war jetzt ebenfalls aufgesprungen. Ich konnte nicht genau erkennen, was vorging, denn Dad stand mit dem Rücken zu mir. Aus dem Augenwinkel hatte ich gesehen, wie er Sam gepackt hatte und dieser auf die Küchenbank gesackt war. Dad krallte seine Finger in den Kragen von Sams weißem T-Shirt.
    »Du bist so ein Loser. Kein Wunder, dass sie dich verlassen hat! Du bist ein Scheißkerl!«, sagte Sam und zerrte an Dads Hand. Er versuchte, sich loszureißen, aber Dads Griff war eisern.
    Nach ein paar Sekunden gab er auf. Dad ließ ihn los.
    Ich fuhr mit der Hand über meine Augen, aber auch meine Hände waren nass. Mein ganzes T-Shirt war durchweicht.
    »Hört auf!«, rief ich. Sie sollten merken, dass ich auch noch da war. »Bitte, lasst das.«
    »Doch nicht so ganz der knallharte Typ«, sagte Dad und trat einen Schritt zurück. Er wischte sich die Hände an seiner Jeans ab.
    Sam stützte den Kopf auf den Küchentisch.
    »Und jetzt raus hier. Ich kann dich nicht mehr sehen.«
    Sam stand langsam auf. Sein Hals war fleckig und seine Wangen gerötet. Er ging durch die Küche und baute sich vor Dad auf.
    »Immer ich. Immer bin ich schuld, verdammt. Frag doch zur Abwechslung mal sie, was bei ihr so läuft. Warum hast du nicht eine deiner kleinen Unterhaltungen mit ihr?«
    Ich starrte ihn fassungslos an.
    Dad wandte sich um. Schnaufend fuhr er sich mit der Hand übers Gesicht.
    »Iris?«, fragte er.
    »Los. Frag sie.«
    Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen.
    »Sie hat sich wieder mit dem Zigeuner rumgetrieben. Mitten in der Nacht.«
    Dad ließ die Hände langsam sinken, seine Finger gruben sich in die Haut und sein Gesicht sah aus wie eine zerlaufene Wachsmaske.
    »Total romantisch und so. Ganz wie Romeo und Julia.«
    »Er war es nicht. Er ist nicht in den Schuppen eingebrochen, das hab ich dir doch gesagt …«, begann ich, aber Dad hob nur die Hand. Seine Augen blickten so müde, dass ich von selbst verstummte.
    »Geh in dein Zimmer«, sagte er ruhig.
    Ich öffnete die Tür und wollte nach oben gehen, aber Sam war noch nicht fertig.
    »Oh ja – geh in dein Zimmer. Was für eine schlimme Strafe. Warum packst du sie nicht mal am Kragen? Mal sehen, wie ihr das gefällt?«
    »Was habe ich gesagt?«, brüllte Dad mich an, weil ich wie ein Idiot in der Tür stehen geblieben war. »Raus! Mir reicht’s. Genug ist genug. Verdammte Bälger!«
    Sam suchte fluchend seine Turnschuhe. Ich hörte nicht mehr, was Dad sagte, denn er schlug mir die

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