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Wen liebst du, wenn ich tot bin?

Wen liebst du, wenn ich tot bin?

Titel: Wen liebst du, wenn ich tot bin? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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meinen Vater holen.«
    Ich hörte, wie Dad etwas rief, aber ich verstand ihn nicht. Sein Gesichtsausdruck verriet jedoch, dass er keine Rücksicht mehr nehmen wollte. Dad gab dem Traktorfahrer einen kurzen Wink und der Motor heulte wieder auf.
    Trick rannte an ihnen vorbei aus der Koppel. Ich lief quer übers Feld, um ihn aufzuhalten. Er hatte den halben Weg zur Straße zurückgelegt, als ein Motorrad angerast kam. Das blasse gelbe Schweinwerferlicht hüpfte auf der Straße, ließ Geröll und Steine aufscheinen und die Schlaglöcher noch größer wirken, als sie in Wirklichkeit waren. Das Motorrad hielt direkt auf Trick zu und erst im letzten Moment sprang er in das Gehölz neben der Straße. Dann fuhr es in meine Richtung. Das Scheinwerferlicht blendete mich, ich musste die Augen zukneifen, aber ich sah trotzdem, wie Sam und Punky unter lautem Gejohle und mit aufheulendem Motor an mir vorbeifuhren.
    Punky wendete das Motorrad mit quietschenden Reifen, raste ein zweites Mal an mir vorbei und blieb quer zur Straße stehen, um Trick den Weg abzuschneiden.
    Sam sprang vom Sozius. Er trug seine Footballschuhe, aber keinen Helm. Punky schob das Motorrad auf Trick zu, aber der ließ sich nicht einschüchtern und versuchte, auf dem grasbewachsenen Bankett an ihnen vorbeizukommen.
    Sam stellte sich vor ihn hin und legte die Hände auf Tricks Brust.
    »Hände weg«, knurrte Trick.
    »Hey, hey, hey«, sagte Punky. Inzwischen war ich bei ihnen angelangt und sah sein widerliches, lässiges Grinsen. Trick sagte, dass sie ihm aus dem Weg gehen sollten, weil er es eilig habe.
    »Wozu die Eile?«, fragte Sam. Seine Lippen waren feucht und er grinste dümmlich.
    Ich bat ihn, Trick in Ruhe zu lassen, aber zugleich hatte ich Angst, dass Trick gehen und seinen Vater holen würde. Ich stellte mir dessen Gesichtsausdruck vor, wenn er erfuhr, was gerade auf der Koppel passierte, und ich malte mir aus, wie er sein Bier hinunterkippen und zu seinem Auto laufen würde. Er und Johnny würden zurück zu den Wohnwagen rasen, und was dann?
    »Sam, lass ihn in Ruhe«, rief ich, aber es war schon zu spät. Sie hatten sich drohend voreinander aufgebaut. Punky lachte, als ich versuchte, mich zwischen die beiden zu drängen. »Hört auf!«, rief ich.
    Von der Straße rief jemand laut: »Hey, Baby!«
    Leanne kam den Weg entlang zusammen mit Dean und ihrem Pitbull, in der Hand eine Zweiliterflasche mit Apfelwein, von der sie das Etikett abgerissen hatte. Ihre Mütze saß schief auf der Stirn, der Schirm zeigte nach oben. Sie lachte, als sie sah, was vor sich ging, und fing an zu rennen. Dean trottete hinter ihr her, desinteressiert wie immer. Der Pitbull rannte voraus, blieb dann vor Punky stehen und bellte und schnappte nach ihm.
    »Hey, Zigeunerchen!«, rief Leanne so leicht und unbeschwert, dass es mir kalt über den Rücken lief. »Hallo, ihr!«
    Ihr gespielt irischer Akzent war eigentlich ein schottischer.
    »Komm schon«, rief Trick. »Geh mir verdammt noch mal aus dem Weg.« Er klang verzweifelt, in der Ferne brummte schon der Traktor.
    Und dann hörte man einen dumpfen Schlag, als Sam ihm einen Kinnhaken verpasste.
    »Trick!«, schrie ich.
    Trick wich zurück und suchte einen festeren Stand. Ich dachte daran, wie Matt Dunbars Kopf auf den Asphalt gekracht war.
    Punky feuerte Sam an, während sich die beiden Kontrahenten gegenseitig belauerten. Der Pitbull umkreiste sie jaulend, Leanne sah aufgeregt zu – ihr großer Mund stand weit offen – und Dean zündete sich ungerührt eine neue Zigarette an.
    Sam schnellte vor und packte Trick an der Hüfte, um ihn zu Fall zu bringen, aber Trick versetzte ihm mit den Fäusten einen Schlag gegen die Rippen. Sam blieb die Luft weg und er taumelte zurück. Er streckte den Arm aus, um Trick auf Abstand zu halten. Ich drängte mich dazwischen, legte eine Hand auf Sams Schulter und die andere auf Tricks Brust und bat sie inständig, mit dem Kämpfen aufzuhören. Ich kam mir vor wie der Held, der sich gegen die Wände stemmt, die sich immer enger um ihn schließen, allerdings mit viel weniger Erfolg.
    Leannes Hund knurrte mich an, als ich die beiden bat, voneinander abzulassen, dann packte mich Punky und zerrte mich an den Straßenrand. Er drehte mir den Arm auf den Rücken und riss ihn nach oben. »Halt dich da raus, Kleine«, flüsterte er. Ich spürte seinen heißen Atem an meinem Ohr. Er roch, als bekäme er eine Erkältung.
    Tricks Gesichtsausdruck war eine Mischung zwischen Angewidertsein und Mitleid. Er

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