Wen liebst du wirklich?
ihre Liebe zu zeigen. Heftige Sehnsucht durchzuckte ihn. Er vermisste seinen Sohn und drückte zum Ersatz Adam noch einmal fest an sich.
"Wer … bist du?" fragte Adam scheu.
Er lächelte. "Cassian."
"Wow!" Adam wischte sich mit dem Handrücken die Tränen fort. "Ich habe von dir gehört!"
"Was du nicht sagst!" Cassian stöhnte auf. "Ich war ziemlich unleidlich und grob und habe mich nicht um deine Mutter gekümmert, als ich hier gewohnt habe."
Adam schüttelte den Kopf. Seine blauen Augen, die sehr an Laura erinnerten, leuchteten. "Davon weiß ich nichts. Aber Mum hat mir erzählt, dass du jede Pflanze, jedes Insekt und jeden Vogel draußen gekannt hast."
Cassian warf Laura einen amüsierten Blick zu. "Deine Mutter hat sich freundlicherweise auf meine wenigen guten Seiten konzentriert."
"Cassian wird hier bleiben", mischte sich Laura ein und stellte den Becher mit dem Tee neben Adam. Ihr Blick warnte Cassian, mehr zu verraten.
"Cool!" rief Adam begeistert aus.
Cassian sah Laura missbilligend an, bevor er sich wieder freundlich Adam zuwandte. "Also, heraus mit der Sprache! Was ist passiert?"
"Ich …" Adam verstummte. Offenbar fiel es ihm schwer, Cassian zu belügen. Der wartete geduldig, bis der Junge fortfuhr: "Na ja, in der Pause … haben sie gesagt, meine Mum sei eine dumme Heulsuse genauso wie ich … und wir hätten keinen Mumm, sondern nur Marshmallows in den Knochen!"
Adam verstummte erneut, und Cassian war froh, dass Laura nicht reagierte. Der Junge brauchte dieses Schweigen. Jede Unterbrechung konnte dazu führen, dass er sich wieder verschloss. Schließlich fuhr Adam fort: "Ich … habe versucht, sie zu ignorieren, wie Mum es mir gesagt hat, aber sie haben mich in die Nesseln geschubst, sind auf mich gesprungen und haben mir mein Frühstück weggenommen." Nun konnte er die Tränen nicht mehr zurückhalten. Voller Mitleid nahm Cassian die Hände des Jungen und drückte sie.
"Mein armer Darling!" sagte Laura schluchzend, schob zu seinem Erstaunen Cassian beiseite und nahm ihren Sohn in den Arm.
Cassian richtete sich auf und goss noch zwei Becher Tee auf. Es tat ihm weh, zu sehen, wie Laura ihr Kind in den Armen wiegte und gleichzeitig versuchte, ihre Tränen zu unterdrücken. Die beiden brauchten Liebe und Unterstützung. Jemand musste ihnen zu Selbstbewusstsein verhelfen. Es machte ihn krank, wenn Leute schikaniert wurden … denn es weckte in ihm den Zorn und die Schrecken vergangener Tage. Auch er war heimlich von George Morris schikaniert worden. Ältere Jungendliche auf der Schule hatten ihn gehänselt, weil er anders war, bespuckt oder geschlagen. Er kannte die hilflose Wut und Frustration, die das hervorbrachte.
Und jetzt war er wütend für Adam und verabscheute jene, die den Jungen drangsalierten, nur weil er irgendeiner "Norm" nicht entsprach. Er wollte sie mit den Köpfen aneinander schlagen, alles tun … damit Laura und ihr Sohn nie mehr so weinen mussten. Er wollte die beiden in den Arm nehmen, ihre Tränen trocknen und ihnen versprechen, dass er sich um ihr Problem kümmern würde.
In diesem Moment begriff Cassian, dass er Laura und ihren Sohn nicht vor die Tür setzen konnte. Jedenfalls noch nicht. Und ihm war gar nicht wohl bei dem Gedanken. Ihm war klar, dass er sich auf gefährlichem Grund bewegte. Eigentlich hasste er es, mit anderen Menschen zusammenzuwohnen, sein Leben nach ihren Macken und kleinlichen Regeln ausrichten zu müssen. Aber er musste Laura und Adam einfach vorübergehend Zuflucht gewähren. Wie es aussah, lag ihm ihr Wohl am Herzen.
Cassian atmete tief ein. Das war eine höchst beunruhigende Erkenntnis für einen Mann, der seine Freiheit liebte.
4. Kapitel
Laura schepperte verärgert mit den Töpfen, während sie das Mittagessen für ihren Sohn zubereitete. Es war ihr ein Rätsel, wie Cassian es geschafft hatte, dass Adam ohne Protest ins Bad hinaufgeeilt war. Und in Rekordzeit war der Junge wieder unten, sauber und umgezogen und mit leuchtenden Augen, als würde ihn etwas besonders Aufregendes erwarten.
Cassian. Jetzt ließ Adam es geduldig geschehen, dass sich Cassian, bewaffnet mit geheimnisvollen Salben aus seiner Erste-Hilfe-Tasche, um die Schürfwunden kümmerte. Lauras übliche Tinkturen konnten offenbar nicht mithalten mit Cassians Medizin, die rein pflanzlich war und "einfach super." "Ich benutze sie immer, wenn ich gestürzt bin."
Pah! War sie plötzlich überflüssig geworden? Wütend rührte sie Gewürze unter das Hackfleisch. Neben
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