Wen liebst du wirklich?
ich die Hügel schon hochrennen. Ich habe Felsbrocken gestemmt, tief im Moor, wo mich keiner fluchen und stöhnen hören konnte. Ich nehme an, du hast dich zu einem ähnlichen Weg entschlossen?"
"Ja!" Adams Augen leuchteten.
Es versetzte Laura einen Stich, dass ihr Sohn plötzlich einen Hoffnungsschimmer am Horizont zu sehen schien. Nur leider hatte sie ihm nicht dazu verholfen. Widerwillig war sie Cassian dankbar.
"Das dachte ich mir." Cassian reckte sich, so dass sich unter seinem engen T-Shirt die beachtlichen Muskeln seines Oberkörpers abzeichneten. Laura hatte Mühe, den Blick davon zu lassen. "Was für ein Glück, dass du alles, was du dafür brauchst, direkt vor der Haustür hast, nicht wahr?" Er begegnete Lauras Blick und lächelte. "Warum es lange aufschieben, Adam?" Er sprang auf. "Du kannst deine Muskeln jetzt gleich trainieren, indem du die Kartoffeln pürierst, während ich den Nachtisch hole."
"Ich?" Adam sah ihn entgeistert an, und Laura wollte gerade einwenden, dass ihr Sohn ihr noch nie beim Kochen geholfen habe, als er schon aufsprang und zu ihr kam. "Gut. Was … muss ich tun, Mum?"
"Zerstampfen." Wenig begeistert reichte sie ihm den Stampfer und gab etwas Margarine und Gewürze zu den gekochten Kartoffeln. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie skeptisch, wie Adam konzentriert mit etwas linkischen Bewegungen die Kartoffeln zerstampfte. Cassian holte sich derweil eine Schüssel aus dem Schrank und gab frische Himbeeren hinein.
"Fühl dich ganz wie zu Hause", meinte sie spitz.
"Das bin ich doch auch, oder nicht?"
Sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu und inspizierte das Kartoffelpüree. Ehe sie Adam jedoch wegen der noch vorhandenen Klumpen kritisieren konnte, drängte sich Cassian zwischen sie und ihren Sohn.
"Toll machst du das", lobte er ihn begeistert. "Wie ich sehe, hast du schon fast alle Klumpen zerstampft."
Hastig zog Adam den Topf wieder zu sich heran und stampfte mit Feuereifer weiter, bis auch der letzte Klumpen verschwunden war. Und Laura begriff beschämt, dass Cassian mit seinem Lob erreicht hatte, dass Adam sich nicht unzulänglich fühlte, sondern selbst entschieden hatte, dass das Püree noch nicht fein genug war.
"Einen Penny für deine Gedanken", flüsterte Cassian und legte ihr eine Hand auf die Taille.
Bei der Berührung durchzuckte es sie heiß. Ihr Herz hämmerte. Gleichzeitig wurde ihr bewusst, dass Cassian ihr einen ganz neuen, viel besseren Weg gezeigt hatte, das Verhalten ihres Sohnes zu beeinflussen. Lob und Vorschläge anstelle von bloßer Kritik. Sie hatte das Gefühl, über einen Schatz gestolpert zu sein. Laura wandte sich zu Cassian um und blickte lächelnd in seine samtbraunen Augen. Sie fühlte sich wie berauscht vor Glück. "Meine Gedanken sind mehr wert als nur einen Penny", entgegnete sie übermütig. Am liebsten hätte sie getanzt. Es kribbelte ihr buchstäblich in den Zehen, und sie strahlte übers ganze Gesicht. "Danke."
Er blickte sie fragend an. "Wofür?"
So ganz aus der Nähe sah sein Mund geradezu sündhaft sinnlich aus. Laura hatte Mühe, sich zu erinnern, worüber sie geredet hatten. "Weil du Adam gezeigt hast, wie man perfektes Kartoffelpüree macht", flüsterte sie.
"Es war mir ein Vergnügen."
Er zog seine Hand zurück und wandte sich ab … und hinterließ eine Leere, die sofort eine schreckliche Sehnsucht in Laura weckte. Nach seiner Nähe, seiner Berührung, einem Blick in seine Augen …
"Inspizieren!" befahl Adam und knallte den Topf vor sie hin.
Was sie schlagartig auf den Boden der Wirklichkeit zurückholte. "Wow!" meinte sie bewundernd. "Die Meisterköche der Welt würden vor Neid erblassen!"
"Das Brot duftet ebenfalls köstlich. Wie wär's mit einem Glas Wein dazu?" Cassian hielt eine Flasche hoch, die er anscheinend aus seinen Vorräten geholt hatte.
Laura strahlte. Wein war purer Luxus für sie. Wie verrucht, sich diesen schon zum Mittagessen zu gönnen! "Ja, bitte", sagte sie, ehe sie es sich anders überlegen konnte. Dann nahm sie einen Servierlöffel … und drückte ihn spontan Adam in die Hand.
"Also los, löffle das Püree auf die Hackfleischmasse, und streu den geriebenen Käse darüber. Dann nimmst du die Ofenhandschuhe und stellst die Auflaufform in den Ofen. Wenn der Käse braun wird, ist es fertig. Ich werde solange die Füße hochlegen und das süße Nichtstun genießen."
Cassian entkorkte die Weinflasche. Er wirkte locker und entspannt, und Laura merkte, wie seine Stimmung auf sie abfärbte. Ihr
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